Feldmoching-Hasenbergl:Alternative Feinstaubfilter

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Atmende Wand: Einen sogenannten City Tree, also eine vertikal angelegte Mooskultur, findet man zum Beispiel im Berliner Hauptbahnhof. (Foto: Green City Solutions/oh)

Bezirksausschuss Feldmoching-Hasenbergl will "City Trees", mit Moos bestückte Wände, errichten lassen

Von Simon Schramm, Feldmoching-Hasenbergl

Sie sind etwa vier Meter hoch, kommen mit drei Quadratmeter Bodenfläche aus und schaffen laut ihrem Erfinder, einem biotechnischen Start-up aus Berlin, dennoch die Umweltleistung von 275 Bäumen. Die sogenannten City Trees sind mit Moos bestückte Wände und sollen Feinstaub und Stickoxide aus der Luft ziehen. Derzeit aufgestellt sind die "City Trees" zum Beispiel in Berlin, Hamburg, Essen, Oslo, Budapest und Paris. Und nach Vorstellung des Bezirksausschusses Feldmoching-Hasenbergl soll auch an der Lerchenauer, Lerchen-, Schleißheimer oder Feldmochinger Straße eine solche Mooswand aufgestellt werden. Die Grünen-Fraktion im Gremium hat zumindest den Antrag durchgebracht, dass die Stadt den Einsatz prüfen soll. Der Fraktion schwebt ein Pilotprojekt für ganz München vor Augen, das zur Verbesserung der Luftqualität beitragen soll.

Als Standorte haben die Grünen Straßen im Münchner Norden vorgeschlagen, in denen nach einer Erhebung von 2016 der Grenzwert an Stickstoffdioxid-Belastung überschritten wird. Die Wände sind vertikal ausgerichtet, im Inneren sind mehr als 1600 Pflanzkästen mit Mooskulturen eingefügt. Die Moose ziehen laut dem Start-up Green City Solutions die Schadstoff-Partikel besser als Bäume an und absorbieren so den Dreck aus der Luft. Die Grünen aus dem Münchner Norden loben, wie die "City Trees" außerdem Sauerstoff produzierten, die Umgebungsluft kühlten und sich als Lärmschutz integrierten. Vorteil sei auch der geringe Wartungsaufwand. Die Wände werden mit Solarenergie betrieben und haben einen integrierten Wassertank.

Green City Solutions hat seit Aufnahme der unternehmerischen Tätigkeit im Jahr 2014 schon mehrere Gründer-Preise bekommen. In diesem Jahr hat ein Projekt begonnen, mit dem das Unternehmen die Wirksamkeit seiner Wände in einem zweijährigen Testverfahren ausführlich beweisen will. Dazu hat die Firma sechs Wände in der stark luftverschmutzten Stadt Modena in Italien installiert. Ein Stück koste 25 000 Euro, haben sich die Lokalpolitiker informiert. Auch die CSU-Stadtratsfraktion hat im April die Mooswände als Beitrag zur Verbesserung der Luft vorgeschlagen, die Rathaus-CSU will sie am Mittleren Ring in Giesing testen lassen.

Ebenfalls durchgesetzt haben die Grünen aus Feldmoching-Hasenbergl den Vorschlag an die Verwaltung, an drei Stellen im Stadtbezirk Messstationen aufzustellen, die die Luftqualität konstant ermitteln. Die CSU-Fraktion stimmte gegen die Messstellen, weil sie drei Standorte für zu teuer hielt. Das gleiche gelte für die "City Trees", deren Sinnhaftig- und Notwendigkeit Fraktionssprecher Max Bauer in Frage stellte. Auch die "City Trees" hat der BA aber mit den Stimmen von SPD und Grünen beantragt.

© SZ vom 27.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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