FC Unterföhring:Familienbetrieb vor dem Generationswechsel

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Peter Faber. (Foto: Claus Schunk)

Nach dem Verzicht auf eine neue Lizenz ist das Kapitel Regionalliga für den Klub im Mai beendet.

Von Stefan Galler, Unterföhring

Ereignisse von historischer Tragweite waren für Zeitgenossen beispielsweise die Mondlandung, der Mauerfall, die Währungsunion. Im Mikrokosmos eines Sportvereins ist die Wahrnehmung ein bisschen anders. Und vielleicht setzt sich ja mal eines Tages, spätestens in 20, 30 Jahren, ein findiger Sport-Chronist mit der Entwicklung des FC Unterföhring auseinander. Der wird dann nach Zeitzeugen suchen, die dieses außergewöhnliche Jahr erlebt haben - die Saison 2017/18 in der vierthöchsten deutschen Spielklasse. Denn eines macht Franz Faber, der Präsident des Vereins unmissverständlich klar: "Dass wir in der Regionalliga spielen, geht in die Geschichte ein." Man nehme nur das Spiel am vergangenen Mittwoch gegen die Löwen (0:2) vor 12 500 Zuschauern im Grünwalder Stadion. Genauso klar ist allerdings, dass die zeitliche Dimension dieses Abenteuers begrenzt ist: "Wir werden das nicht noch ein Jahr machen", sagt Faber.

Zuletzt holte sich der 58-Jährige die Rückendeckung der Vereinsmitglieder: Auf der Jahreshauptversammlung hielt Faber ein flammendes Plädoyer dafür, keine Lizenz mehr zu beantragen. Er erhielt hundert Prozent Zustimmung. "Und das, obwohl auch die ganze erste Mannschaft da war, alle tragen diese Entscheidung mit." Hauptgrund für den freiwilligen Verzicht auf die Beantragung einer Lizenz sei die sportliche Lage, "70 Prozent" mache diese laut Faber aus. Auch das Heimspiel am Samstag gegen den TSV Buchbach verbesserte die Tabellensituation nicht: Am Ende einer mäßig unterhaltsamen Partie stand die nächste Niederlage. Der frühere Unterhachinger Maximilian Drum erzielte das einzige Tor des Tages für Buchbach in der 65. Minute.

"Machen wir uns nichts vor", sagt Faber: "Wir haben zehn Punkte, elf Spiele sind es noch - aus so einer Lage hat noch keiner den Klassenerhalt geschafft." Schon gar nicht mit derartigen Personalproblemen, wie sie die Föhringer derzeit plagen: Arthur Kubica, Martin Büchel und Leo Mayer fallen langfristig aus, Andreas Brandstetter und Michael Eder sind beruflich eingespannt und können kaum trainieren; das Trio Robert Söltl, Attila Arkadas und Andreas Kostorz hat den Verein im Winter verlassen. "Das ist praktisch die Hälfte aller regionalligatauglichen Spieler", sagt Faber.

Angesichts dieser denkbar schlechten Aussichten wollte der quirlige Funktionär die aus einem Lizenzantrag folgenden "Behördengänge" vermeiden. "Der Aufwand ist so riesig, dass man sich Urlaub nehmen muss, um all die Termine zu schaffen", sagt Faber. "Und diese Laufarbeit hätte natürlich wieder ich alleine."

Doch in Unterföhring haben sie noch allerhand weitere Argumente, warum man künftig lieber wieder in der Bayernliga spielen möchte. Das geht schon bei der Spielstätte los, schließlich trägt man derzeit die Heimspiele auf der Anlage des SV Heimstetten aus, weil das eigene in die Jahre gekommene Sportzentrum an der Bergstraße nicht regionalligatauglich ist. "36 Auswärtsspiele in einer Saison, das will niemand haben", sagt Faber. So könnten nicht einmal Kinder mit dem Rad zum Fußballschauen kommen. Womit der Präsident auch gleich den Scheinwerfer auf die Zukunft schwenkt, schließlich wolle man in der Bayernliga durchaus wieder eine tragende Rolle spielen.

Bis 2021 soll das neue Zentrum stehen: 100 000 Quadratmeter, Schwimmbad, Rugbyfeld

"Wenn es uns gelingt, den Kern der Mannschaft zu halten, dann sollten wir im oberen Drittel mitspielen", orakelt Faber und verrät schon mal, dass der FCU seinem Ruf als "Familienbetrieb" treu bleiben wird: Sein Bruder Peter, 60, der im Herbst das Traineramt von Thomas Seethaler übernommen hatte, wird das Team auch in der kommenden Saison betreuen: "Das ist seine letzte Station vor der Rente." Er sei froh darüber, dass sich der Bruder zur Verfügung stelle. "Es ist nicht einfach, einen Trainer zu finden, der das Unterföhring-Gen besitzt." Das habe auch für die früheren Übungsleiter Alexander Ebner und Andreas Pummer gegolten, obwohl Letzterer dem Lockruf des finanzstarken Landesligisten Türkgücü folgte, nachdem er Unterföhring in der vergangenen Saison in die Regionalliga geführt hatte.

Auch unter den Spielern ist die Treue zum Verein groß: "Alle Ü-26-Spieler bleiben sowieso, und auch bei den Neuzugängen gibt es nur wenige, die unbedingt auch in der nächsten Saison Regionalliga spielen wollen", sagt Faber. Zusätzlichen Schwung soll der Bau des neuen Sportzentrums bringen. Bis spätestens 2021 wird auf 100 000 Quadratmetern eine Anlage der Extraklasse entstehen, inklusive 2500-Zuschauer-Stadion, diverser Trainingsplätze, Schwimmbad und Rugbyfeld.

Der Sportpark Unterföhring wird auch Teil der Bewerbung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) für die Europameisterschaft 2024 sein. In München spielende Nationalmannschaften hätten beste Trainingsbedingungen in der direkten Nachbarschaft zur Fröttmaninger Arena. "Die Möglichkeiten dieser Anlage werden uns bei der Jugendarbeit nach vorne bringen", sagt Franz Faber. Schon jetzt sei der Zulauf von Kindern "kaum zu verkraften".

Dann soll der Verein natürlich wachsen, "aus eigener Kraft", wie Faber betont, und nicht durch finanzielle Anstrengungen, wie das etwa beim FC Pipinsried der Fall sei. "Und wer weiß, vielleicht kristallisiert sich mal wieder eine ähnliche Spielergeneration heraus wie die jetzige, die dann noch einmal den Regionalligaaufstieg packt." In den Geschichtsbüchern ist immer eine Seite frei.

© SZ vom 19.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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