FC Unterföhring:Doll!

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Die Sonne geht auf: Dachaus Torjäger Christian Doll (Mitte) erzielt einen wunderschönen Treffer. (Foto: Claus Schunk)

Die leidgeprüfte Mannschaft von Peter Faber verliert gegen Dachau 65 zu Hause mit 1:3, danach sei die Stimmung "am Hund", wie der Trainer es ausdrückt.

Von Gerhard Fischer, Unterföhring

Wenn man sich die Tabelle der Bayernliga Süd als Berg vorstellt, dann waren die Kicker des TSV 1865 Dachau - vor diesem Wochenende - auf dem Abstieg nach unten. Sie waren sechs Spiele sieglos und kassierten dabei 16 Tore. Die Fußballer des FC Unterföhring haben in den vergangenen Wochen das Basislager, in dem der Tabellenletzte TuS Holzkirchen fast bockig verharrt, mit großen Schritten verlassen - zuletzt gewannen sie 2:0 beim FC Ismaning. "Wir haben Selbstvertrauen zur Genüge", sagte FCU-Trainer Peter Faber vor dem Heimspiel gegen Dachau.

Und dann?

Pfiffen die Dachauer auf den Trend. Gewannen das Derby 3:1 in Unterföhring. Weil die Gastgeber viele Fehler machten. Und weil Dachau eine beachtliche Offensive hat.

Regnerisch war's am Samstag. Und trüb. Obwohl das Spiel mitten am Tag, um 14 Uhr, angepfiffen wurde, brannte das Flutlicht. Darf man trotzdem sagen, dass Dachaus 1:0 nach vier Minuten in hellstem Licht erstrahlte? Man darf, denn Christian Dolls Heber von der Strafraumgrenze war so gefühlvoll, so durchdacht, so perfekt ausgeführt, dass für jeden Fußballfan die Sonne aufgehen musste. Für jeden? Naturgemäß ärgerte sich der Trainer des Teams, das den Treffer fing. "Wir waren heute von Anfang an nicht so präsent", schimpfte Faber nach dem Spiel. Vor dem 0:1 patzte Maximilian Lüftl, eigentlich ein filigraner Ballbeherrscher, als er die Kugel in der eigenen Hälfte an den Gegner verlor.

"Von dem Schlag, den wir da bekommen haben, mussten wir uns erst mal erholen", sagte Faber. In der Tat, die Unterföhringer wackelten bedenklich. Sie hatten Glück, dass Torwart Daniel Shorunkeh-Sawyerr, von dem später noch die Rede sein wird, Leander Lasks Aufsetzer entschärfte (6. Minute) und - sehenswert hechtend - den Schuss von Onur Korkmaz um den Pfosten lenkte (9.).

1865 heizte den Gastgeber ordentlich ein. Rechtsaußen Sebastian Brey raste mit seinen langen Beinen wieder und wieder die Seitenlinie entlang und jagte den Ball mal flach, mal hoch in die Strafraummitte. Dort glänzten Doll und Korkmaz, der eine mit klugen Aktionen, der andere mit steter Torgefahr.

Das Lichtlein, das für die Gastgeber von irgendwo her kommen musste, zündeten ausgerechnet die Dachauer für sie an. Merlin Höckendorff und Burhan Bytyqi verdaddelten 20 Meter vor dem eigenen Tor den Ball. Nasrullah Mirza bedankte sich und traf aus elf Metern links unten (18.).

Draußen regten sich die Dachauer Zuschauer auf. "Unfassbar", schimpfte einer. "Woche für Woche das Gleiche." Er meinte wohl die Konzentrationsschwächen in der Abwehr.

"Schlampig" habe man in der ersten Halbzeit gespielt, sagte Spielertrainer Fabian Lamotte. Einen Rückstand verhinderte der souveräne Torwart Maximilian Mayer - mit einer Fußabwehr gegen Mirza (21.) und einem Reflex gegen den durchgebrochenen Patrick Ochsendorf (33.).

Komisch, danach verflachte die Partie. Die Zuschauer sahen Fehlpässe und Stockfehler, und ein Besucher meinte, er habe selbst auch einen groben Fehler gemacht: "Ich hätte nicht kommen, sondern mir lieber Unterhaching am Fernseher anschauen sollen - da fallen viele Tore" (am Ende waren es neun, Anm. d. Red.  ).

Schon richtig, irgendwie. Andererseits war das Spiel in Unterföhring so schlecht auch wieder nicht. Sein Team habe in der zweiten Halbzeit "etwas drauf gelegt", sagte Lamotte. Das trifft zu, allerdings erst für das zweite und dritte Drittel der zweiten Halbzeit. Das erste Drittel gehörte dem FCU, doch Ochsendorf (Mayer hielt den Drehschuss) und Mirza (hoch drüber) vergaben die besten Torchancen.

1865 machte es besser: Brey (wieder mal Brey) wuchtete den Ball vors Tor, und Korkmaz hielt am langen Pfosten den Fuß hin. Der Ball sauste über die Linie, und die Blicke der Spieler gingen nach draußen, zum Linienrichter. Abseits? Die Fahne blieb unten. Tor. 1:2. 59. Spielminute.

Faber reagierte. Er brachte mit Michael Marinkovic (für Tomislav Bakovic) noch einen Offensiven (66.). Aber drei Minuten später war dann schon egal, wen Faber da eingewechselt hatte: Er hätte statt eines Fußballers auch einen Bauarbeiter oder einen Bartkauz bringen können, denn das Spiel war nun entschieden, weil sein Torwart heftig patzte: Shorunkeh-Sawyerr spielte dem Dachauer Doll den Ball in die Beine, Doll leitete weiter auf Kormaz, und der schoss die Kugel zum 1:3 ins leere Tor.

"Das geht gar nicht", sagte Faber nach dem Spiel gleich zweimal zum Fehler seines Keepers. "Das geht gar nicht." Fabers Haare waren nass wegen des Regens und, klar, man könnte das Bild vom begossenen Pudel bemühen, aber Faber sagte selbst etwas mit Hund: "Vorher waren wir selbstbewusst - aber jetzt ist die Stimmung am Hund."

© SZ vom 26.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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