FC Unterföhring:Auf der Suche nach dem Näschen

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Probleme bereitet Unterföhrings Stürmer Nasrullah Mirza (rechts) dem TSV Kottern immer wieder, für einen Treffer reicht es aber nicht. (Foto: Claus Schunk)

Der Absteiger belohnt sich beim 1:1 gegen Kottern nicht für seine engagierte Vorstellung.

Von Christian Bernhard, Unterföhring

Zum Wesen von Mannschaften, die sich im Tabellenkeller befinden, gehört es, dass ihnen etwas fehlt. Was das beim FC Unterföhring ist, wurde am Samstagnachmittag deutlich. Der Regionalliga-Absteiger, der mittlerweile Tabellenvorletzter in der Bayernliga Süd ist, dominierte den TSV Kottern, der auf Rang zwei liegt, über weite Strecken des Spiels, kam aber nicht über ein 1:1 (1:0) hinaus. "Ich kann der Mannschaft nichts vorwerfen, recht viel mehr ist nicht drin", sagte Trainer Peter Faber, ehe er das Dilemma auf den Punkt brachte: "Vorne brauchen wir einen Knipser, das ist unser Problem."

70 Minuten lang muss Föhrings Torwart gar nicht eingreifen, dann fällt plötzlich der Ausgleich

Die erste Hälfte verdeutlichte, wozu der FC Unterföhring momentan spielerisch imstande ist. Die Gastgeber erspielten sich alleine in den ersten 13 Minuten fünf Eckbälle, besonders über ihre schnellen offensiven Außenspieler Malcom Olwa-Luta und Nasrullah Mirza bescherten sie den Allgäuern immer wieder Probleme. Auch defensiv standen sie gut: Der FCU war bissiger und erkämpfte sich im Mittelfeld viele Bälle, da das aggressive Gegenpressing gut funktionierte und die Gäste früh zugestellt wurden. Kotterns Mittelfeld-Regisseur Mathias Franke forderte von seinen Teamkollegen nach 16 Minuten lautstark: "Kommt mal rein ins Spiel!" Er und auch sein Trainer Esad Kahric vermissten die Ballsicherheit, was viel damit zu tun hatte, dass die Unterföhringer dem TSV kaum Luft zum Atmen ließen. Die Analyse der ersten 45 Minuten von Kotterns Trainer Kahric war ein indirektes Lob an den FCU: "Wir konnten unseren Plan überhaupt nicht umsetzen."

Der mehr als verdiente Lohn war das 1:0 von Olwa-Luta, der nach einem Einwurf von rechts und einer Kopfballverlängerung im Zentrum zur Stelle war und den Ball aus sechs Metern links unten einschob (45.). Unterföhrings Torhüter Daniel Shorunkeh-Sawyerr musste in den ersten 45 Minuten keinen Ball halten.

Kahric schlenderte vor Beginn der zweiten Halbzeit noch nachdenklicher als sonst zu seiner Bank, sah dann aber in den ersten vier Spielminuten zwei gute Offensivaktionen seiner Mannschaft und damit zwei mehr als in den kompletten ersten 45 Minuten. Der Anfangsschwung des TSV verpuffte aber schnell, das Spiel wurde hektischer, weil sich beide Mannschaften zahlreiche schnelle Ballverluste leisteten. Olwa-Luta und Mirza beschäftigten zwar weiter Kotterns Defensive, zwingende Kontersituationen ergaben sich für den FCU aber nur selten. "Das 1:0 brachte ein gewisses Sicherheitsdenken in unser Spiel, du bist dann nach vorne nicht mehr so präsent", sagte Faber. So wurde es in Minute 71 plötzlich mucksmäuschenstill auf Unterföhrings Bank, da Matthias Jocham nach einem Eckball zum 1:1 einköpfelte. Es war der erste Gäste-Abschluss, der auf das FCU-Tor kam. "Vom Glück verfolgt sind wir im Moment sicher nicht", konstatierte Faber.

Als Kotterns Roland Fichtl in Minute 77 mit Rot vom Platz flog, weil er den enteilenden Olwa-Luta im Mittelfeld von hinten in die Beine getreten hatte, ging Faber mit der Einwechslung von Michael Marinkovic ins Risiko und sah, wie sein Team die Allgäuer in deren Strafraum drängte. Der ebenfalls eingewechselte Alpay Özgül (92.) und Olwa-Luta (93.) ließen ihre Chancen aber ungenutzt. Faber betonte, das Trainerteam versuche, den Druck rauszunehmen, "aber die Spieler machen sich selbst Druck. Sie wissen: Wir sind Vorletzter und die anderen ziehen weiter weg". Ein Vollstrecker täte da besonders gut. Faber verriet, dass sich der Verein intensiv nach einem Stürmer umsehe, der "das Näschen hat. Wenn wir einen bekommen würden, wäre es toll", sagte er. Das Problem dabei: Solche Spieler sind selten und "kennen ihren Marktwert", betonte er.

Der Druck wird beim nächsten Spiel nicht kleiner: Das Derby beim FC Ismaning am Samstag ist doppelt brisant, da auch der FCI tabellarisch alles andere als gut dasteht.

© SZ vom 12.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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