FC Pipinsried:Spaß im Bus

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Balanceakt im Tabellenkeller: Spielertrainer Fabian Hürzeler sieht wieder Chancen auf den Ligaverbleib. (Foto: Peter Kolb/imago)

Überraschungstorschütze Kammergruber führt den Tabellenletzten zu einem späten 1:0-Erfolg bei Viktoria Aschaffenburg.

Von Christoph Leischwitz, München

Marco Kammergruber war bisher noch nicht als torgefährlicher Spieler aufgefallen, wie auch: Der 19-Jährige hat für den FC Pipinsried bislang nur ein einziges Mal über 90 Minuten gespielt, normalerweise wird er immer erst in den Schlussminuten eingewechselt. So auch diesmal, auswärts bei Viktoria Aschaffenburg. Drei Minuten später trieb er sich, eigentlich ganz gut abgeschirmt, vor dem gegnerischen Strafraum herum, da passte ihm der ebenfalls eingewechselte Amar Cekic den Ball zu. Kammergrubers Gegner ließ plötzlich gebührenden Abstand. So konnte sich der Zugang vom TSV Schwabmünchen in Ruhe drehen, dann zog er unerwartet und trocken ab, kein harter, aber ein platzierter Schuss. Als der Ball im Netz zappelte, schien der Jubel von der Bank noch ein, zwei Sekunden auf sich warten zu lassen, so unwirklich wirkte diese Szene.

Am Dienstagabend hatten sie noch in der Nachspielzeit zwei Punkte verloren, jetzt sollte der Tabellenletzte tatsächlich auch mal Glück haben? "Ich kann mich in solchen Momenten gar nicht richtig freuen", erzählte Spielertrainer Fabian Hürzeler, denn er müsse ja sofort darüber nachdenken, wie man diese Führung noch über die Zeit bekommt. Rund vier Minuten wurden nachgespielt, dann stand er fest, der sechste Saisonsieg der Pipinsrieder, und das dank eines Matchwinners, mit dem vor der Partie keiner gerechnet hatte. Irgendwann, viel später, konnte sich auch Hürzeler endlich freuen. "Hat Spaß gemacht", sagte er über die weite Heimfahrt. So eine weite Reise kann sich ganz schön ziehen, wenn man Zeit hat, vergebenen Chancen nachzutrauern.

"Der Marco hat sich gut entwickelt", lobte Hürzeler den Torschützen. Schnell sei er schon immer gewesen, er habe zudem mittlerweile den Männerfußball angenommen und finde nun auch "Lösungen gegen robustere Gegner". Wobei er bei seinem Siegtor aus 18 Metern tatsächlich überhaupt nicht angegriffen wurde. Doch seine Einwechslung zeigt, dass der Pipinsrieder Kader breit genug aufgestellt ist, um die zahlreichen Ausfälle zu kompensieren, diesmal fehlte zum Beispiel Angreifer Marian Knecht wegen Leistenproblemen. Kevin Nsimba, der am Dienstag gegen den FC Ingolstadt II Rot gesehen hatte, wurde übrigens für insgesamt drei Spiele gesperrt.

Vor dem erlösenden Treffer hatte Pipinsried einige Szenen zu überstehen, nach denen man glauben konnte, dass der Fußballgott tatsächlich noch nicht endgültig mit dem Regionalligisten aus dem Dachauer Hinterland abgeschlossen hat. Insgesamt werden die oft thematisierten individuellen Fehler seltener. Und diejenigen, die man sich gegen Aschaffenburg leistete, wurden nicht bestraft, so etwa, als Noel Knothe bei einem Befreiungsversuch am eigenen Fünfer seinen Mitspieler Oliver Wargalla anschoss (24.). Oder beim Kopfball von Aschaffenburgs Michel Harrer (74.), der sich mühelos gegen Luis Grassow durchsetzen konnte. Doch der Ball sprang an den Pfosten, von dort an den Oberschenkel von Keeper Thomas Reichlmayr, und danach ins Toraus. "Aber wir hatten auch unsere Chancen", sagte Hürzeler, der den Sieg trotzdem nicht unverdient fand. Für die Mannschaft sei es enorm wichtig zu sehen, dass sich der große Aufwand lohne.

Hürzeler maß dem Erfolg eine Bedeutung bei, die deutlich über die drei gewonnenen Punkte hinausging: "Die Mannschaft war am Dienstag nach dem Spiel am Boden", jetzt sei man in Sachen Selbstvertrauen wieder voll dabei - auch wenn der FC weiter erst einmal Letzter bleibt. Aber schon am kommenden Samstag könnte Pipinsried mit einem Sieg den aktuell Drittletzten FC Augsburg II im direkten Duell überholen.

© SZ vom 08.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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