FC Pipinsried:Nicht nur der Ton wird rauer

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Uaaaaah: Oliver Wargalla hat Gegenspieler Josue Mbila aus den Augen verloren, der bedankte sich mit dem 1:0. (Foto: Toni Heigl)

Der Tabellenletzte verliert ein nickeliges Spiel gegen den direkten Kontrahenten Augsburg II mit 0:3. Die kämpferische Leistung dient ihm als Indiz, dass der Ligaverbleib nach wie vor zu schaffen ist.

Von Christoph Leischwitz, Pipinsried

Im Gang zum Stüberl haben sie einen Leserbrief an die Pinnwand geheftet, darin äußert sich ein Zuschauer aus Kleinberghofen über die Pressekonferenz nach dem Spiel des Regionalligisten FC Pipinsried gegen den FC Ingolstadt II. Gästetrainer Tobias Strobl war damals recht laut geworden, er hatte "Halt' die Klappe!" zu Pipinsrieds Spielertrainer Fabian Hürzeler gesagt und auch, dass dieser als Co-Trainer der U20-Nationalmannschaft "eine Schande für den DFB" sei. Der Leser fand, dass so ein Verhalten eines Verantwortlichen im Nachwuchs eines Profivereins "nicht zu akzeptieren" sei.

Nach dem Spiel gegen den FC Augsburg II blieb es zwar in der Pressekonferenz ruhig, abgesehen davon, dass ein Pipinsrieder Anhänger nach der 0:3-Niederlage aufstand und sagte, so könne es nicht weitergehen. Das, was der Verantwortliche im Nachwuchs eines Profivereins Fabian Hürzeler zu sagen hatte, das hatte der aber unmittelbar nach dem Schlusspfiff direkt auf dem Platz getan. Es war für alle gut zu hören, dass Augsburgs Trainer Josef Steinberger ebenfalls nicht viel vom Führungsstil Hürzelers hält. Denn der hatte für jeden im Stadion erkennbar während der Partie förmlich um eine gelbe Karte gebettelt, als er beispielsweise in einer Szene Schiedsrichterin Angelika Söder schubste. In der Nachspielzeit bekam er die Gelbe dann, allerdings hatte er zugleich noch eine rote Karte für den Gegner provoziert: Er foulte den doppelten Torschützen Bastian Kurz; der lief dem Pipinsrieder Spielertrainer erzürnt hinterher und stieß ihn um.

"Ich verstehe die Frage", sagte Hürzeler auf seine vielen Nickeligkeiten angesprochen, "und ich muss mich da vielleicht auch irgendwo zügeln. Aber ich bin ehrlich: So einfach ist das nicht." Er werde permanent auf dem Feld provoziert, erzählte der 26-Jährige, und zugleich sei er ja auch während und außerhalb des Spiels verantwortlich für den FC: "Wenn man nicht in der Situation ist, ist das wahrscheinlich schwer nachzuvollziehen", was da in einem vorgehe. Seine Enttäuschung muss diesmal besonders groß gewesen sein: Mit einem Sieg hätte Pipinsried die Augsburger überholt, bleibt so aber Tabellenletzter.

Der Druck wird nicht nachlassen nach der deutlichen, etwas zu hoch ausgefallenen Niederlage. Dabei haben die Pipinsrieder, wie das so schön heißt, den Abstiegskampf angenommen. Seit ein paar Wochen spielt die Mannschaft mit einer deutlich stabileren Defensive, was freilich auf Kosten der Offensivkraft geht - und das wiederum lässt die Anhänger ungeduldig werden. Philipp Schmidt ist mittlerweile im Sturmzentrum gesetzt, weil er lange Bälle festmachen und verteilen kann und auch defensiv viel mitarbeitet. "Der Plan war, wie schon beim Sieg in Aschaffenburg, lange die Null zu halten und dann frische Kräfte mit Qualität zu bringen", sagte Manager Roman Plesche. Damit meinte er vor allem Thomas Berger, der zurzeit kein Stammspieler ist. Was aber nichts damit zu tun haben soll, dass der frühere Kapitän angekündigt hat, Pipinsried zum Saisonende zu verlassen, weil er kürzertreten wolle. Und zweitens der spielstarke Amar Cekic, Opfer des neuen Spielstils.

51 Minuten lang war der Plan aufgegangen, dabei hatten die Gastgeber einmal Glück gehabt, als Bastian Kurz nur den Pfosten traf (31.). Beim 0:1 allerdings leisteten sich gleich drei Spieler einen Fehler: Bei der scharfen Flanke von der rechten Angriffsseite war Oliver Wargalla, der in einer Fünferkette den rechten Verteidiger gab, dem späteren Torschützen Josue Mbila nicht hinterher gegangen. Torwart Thomas Reichlmayr hatte beim Herauslaufen eine halbe Sekunde gezögert und war deshalb nicht an den Ball gekommen. Und wäre der Ball nicht im Tor gelandet, es hätte womöglich Elfmeter gegeben, weil Noel Knothe einen anderen Gegenspieler festgehalten hatte. Zehn Minuten später wäre beinahe der Ausgleich gefallen: Als sich Augsburgs Torwart Flemming Niemann wegen einer Windböe verschätzte und den Ball fallen ließ. Maximilian Zischler ging dazwischen, traf aber nur die Latte. Das 0:2 erzielte erneut Kurz nach 80. Minuten, dann traf er noch in der Nachspielzeit.

"Man sieht ganz klar, dass wir uns noch nicht aufgegeben haben", findet Angreifer Schmidt. Wofür im Übrigen auch kein Grund bestehen würde: Denn wenn man die "direkten Sechs-Punkte-Spiele gegen Rosenheim und Heimstetten" gewänne, würde man den Klassenerhalt schaffen, davon ist zumindest Schmidt überzeugt. Mit aktuell zwölf gelben Karten könnte es freilich immer noch passieren, dass Spielertrainer Hürzeler im letzten Heimspiel der Saison gegen Heimstetten gelbgesperrt erst gar nicht dabei ist.

© SZ vom 15.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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