FC Pipinsried:Gewöhnlicher Bayernliga-Zwerg

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Wo tanzt er in nächste Saison? Bei Spielertrainer Fabian Hürzeler stehen die Zeichen auf Abschied. (Foto: imago images / Peter Kolb)

Nach zwei Jahren Regionalliga steigt der Dorfklub ab. Die künftige Ausrichtung des Vereins ist ungewiss.

Von Christoph Leischwitz, Pipinsried

Aubstadt, das wird nun keinen einzigen Pipinsrieder interessieren, liegt gut 50 Kilometer nordöstlich von Schweinfurt, jenem Ort, an dem am Samstagnachmittag die Zeit des oberbayerischen Dorfklubs in der Regionalliga Bayern zu Ende ging, zumindest vorerst. Dessen Winzigkeit war seit dem viel umjubelten Aufstieg im Juni 2017 stets das Markenzeichen. Dass es so ein kleines Dorf in die höchsten Amateurliga geschafft hat, ist schon Dauerthema an sich. In der kommenden Saison aber wird der TSV Aubstadt, Grabfelder genannt, die Rolle des sympathischen Zwergs, des gallischen Dorfes oder irgendetwas in dieser Art, einnehmen. Laut Wikipedia hatte die Heimat des Bayernliga-Nord-Meisters Ende 2017 genau 708 Einwohner. Während Pipinsried zurück in die Rolle eines weniger berühmten Bayernligisten rutscht, wird man sich in Schalding-Heining oder Memmingen fragen: Wo liegt nur dieses Aubstadt?

Das Hinspiel gegen den 1. FC Schweinfurt hatte Pipinsried noch mit einem atemberaubenden 5:0 für sich entschieden. Doch selbst das konnte bei den Verantwortlichen offensichtlich nicht die Hoffnung nähren, dass man sich am letzten Spieltag noch auf einen Relegationsplatz retten könnte. Der Sportliche Leiter Roman Plesche fasste alles in einem vermeintlichen Widerspruch zusammen: "Wir sind nicht in Schweinfurt abgestiegen." Was er damit meinte: Ohne einen Punktverlust von 1860 Rosenheim im Heimspiel gegen die SpVgg Bayreuth wäre es ohnehin schwer geworden, die Klasse zu halten. Aufgrund der verdienten 1:3 (0:1)-Niederlage in Schweinfurt blieb man aber sowieso auf dem letzten Tabellenplatz. Das letzte Pipinsrieder Regionalliga-Tor gelang Kapitän Maximilian Zischler, für ihn war es zugleich auch das erste. Niemand hatte anschließend Lust, das unbedeutende Spiel noch zu analysieren, die Gründe für den Abstieg lagen ja woanders. "Wir haben es nie geschafft, unsere Leistung so abzurufen, dass wir mal eine Serie starten", sagte Spielertrainer Fabian Hürzeler. Er selbst übernehme auch Verantwortung, im Moment fühle sich aber alles erst einmal nur "sehr leer an".

Doch die Frage, ob der FC Pipinsried seine Zukunft als gewöhnlicher Bayernligist sieht, oder doch wieder zum gallischen Regionalliga-Dorf werden möchte, hat ganz unmittelbar mit den Abstiegsgründen zu tun. Denn laut Plesche steht der Verein im Laufe der Woche noch vor richtungsweisenden Gesprächen. "Alles ist offen", sagt er zur aktuellen Lage. Ein offenes Geheimnis ist, dass vielen im kleinen Pipinsried die vierte Liga ein wenig über den Kopf gewachsen war, vor allem aus organisatorischen Gründen. Und dass es Spieler gab, die nicht öfter als zweimal die Woche trainieren wollten, so, wie es in Pipinsried eben schon immer gehandhabt wurde. Für ein Zurück zu den Anfängen scheint Plesche nicht zu haben zu sein.

Zwar gehe er davon aus, so der 32-Jährige, dass er zusammen mit dem zweiten Leiter der ausgegliederten GmbH, Uli Bergmann, auch in der kommenden Saison zuständig sein werde - zumal Plesche neben Steffen Krautschneider vom 1. FC Schweinfurt (der übrigens am Samstag gegen seinen künftigen Klub nicht im Kader stand) und Daniel Leugner vom SV Pullach noch weitere namhafte Zugänge in Aussicht stellt. Doch erst müsse ein für alle Mal geklärt werden, wo der Verein nun eigentlich hin will. Deshalb geht es in den kommenden Gesprächen auch um die Frage, wie hoch das Budget veranschlagt wird, und wie professionell man die kommende Saison angehen wolle.

Einige Weggänge stehen bereits fest. So wechseln die beiden besten Torschützen Kasim Rabihic und Marian Knecht, zusammen für exakt die Hälfte aller FCP-Tore verantwortlich (23), zum SV Türkgücü-Ataspor. Andreas Schuster schließt sich dem früheren Regionalliga-Zwerg SV Seligenporten an. Der junge Verteidiger Marcel Knothe geht nach dem Ende der Ausleihe wahrscheinlich zurück zu Eintracht Frankfurt. Aber auch beim Trainerteam stehen die Zeichen eher auf Abschied. Marcel Richter wird als Trainer-Assistent wohl nicht weitermachen. Und Fabian Hürzeler steht schon länger in der Kritik. Auch, weil er zugleich Co-Trainer der U20-Nationalmannschaft ist und wenig Zeit hatte, um sich in Pipinsried auf seine Doppelrolle als Spieler und Trainer konzentrieren zu können. Eine mögliche Mission Wiederaufstieg, die sogar einen Mehraufwand bedeuten würde, dürfte eher ohne ihn in Angriff genommen werden.

© SZ vom 20.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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