FC Pipinsried:Es knirscht erfolgreich

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„Es hätte auch 4:0 oder 5:0 ausgehen können“: In dieser Szene versucht Steffen Krautschneider selbst, an Deisenhofens Keeper Enrico Caruso vorbeizukommen – vergeblich. Dafür bereitete der Mittelfeldspieler das 2:0 vor und traf später per direktem Freistoß. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Regionalliga-Absteiger Pipinsried gibt sich gegen Bayernliga-Aufsteiger Deisenhofen keine Blöße - und gewinnt 3:0.

Von Christoph Leischwitz, Pipinsried

Manchmal ist Druck sichtbar. Wenn zum Beispiel ein Torwart, in diesem Fall Enrico Caruso vom FC Deisenhofen, im eigenen Fünfmeterraum den Ball volley wegschlagen muss, weil ihm der Gegner durch ständiges Anlaufen keine andere Wahl lässt. Oder wenn die Trikots des FC Pipinsried ausbeulen, weil die Spieler des FC Deisenhofen aus Ermangelung an Alternativen ständig daran ziehen. Über die Höhe des Ergebnisses, sagte Deisenhofens Coach Hannes Sigurdsson am Freitagabend, könne man sich noch einmal unterhalten. Das fand auch Pipinsrieds Trainer Fabian Hürzeler, denn er sagte nach dem 3:0-Sieg: "Es hätte auch 4:0 oder 5:0 ausgehen können." Da hatte er wohl eher Recht. Selbst dann, wenn beim FC Pipinsried immer noch nicht alles rund läuft.

Manchmal kann man Druck auch hören. In der 24. Minute dieses Bayernliga-Spiels etwa. Da erreichten Pipinsrieds Benjamin Kauffmann und Deisenhofens Dennis Yimez gleichzeitig den Ball, beide zogen nicht zurück und droschen auf das Leder ein, der Pressschlag war so laut zu hören wie ein Peitschenknall. Dann blieben beiden liegen. Pipinsrieds Zugang Kauffmann war gerade erst nach einer Verletzung in die Stammelf gerückt, nun lag er mehrere Minuten am Boden und hielt sich die Hände vors Gesicht. Er musste genauso ausgewechselt werden wie Yimez, beide Mannschaften hatten in dieser Partie einen weiteren verletzungsbedingten Ausfall zu beklagen: beim Gastgeber humpelte Paolo Cipolla vom Feld, bei Deisenhofen der ohnehin angeschlagene Marco Finster.

"Die Personalnot ist groß", sagte Spielertrainer Hürzeler dann auch, der selbst verletzt ist und wohl noch zwei Wochen bis zum Trainingseinstieg warten muss. Zusammen mit der Vielzahl an Zugängen klappt dann eben noch nicht alles über 90 Minuten. Wie schon beim kuriosen Pokal-Aus gegen Türk Augsburg (5:6 nach Elfmeterschießen nach 3:0-Führung) kam Pipinsried auch gegen Deisenhofen seltsam träge aus der Pause. Doch in einer Beziehung sind die Akteure schon richtig gut eingespielt, und genau das machte letztlich den Unterschied: Freistöße.

Pipinsried macht Druck, Pipinsried erspielt sich viele Chancen, doch vor allem ist man bei Standards gefährlich, dank Lufthoheit. So hätte der Regionalliga-Absteiger im Duell mit dem Bayernliga-Aufsteiger schon nach fünf Minuten 3:0 führen können, weil jede Ecke einen Abnehmer fand. Doch das wichtige 2:0 fiel erst in der 56. Minute, in die einzige Drangphase der Gäste hinein: Steffen Krautschneider stand zum Freistoß bereit, lief aber am Ball vorbei, ein weiterer Spieler tat dasselbe, in der Zwischenzeit lief Krautschneider zurück - und flankte so in eine unvorbereitete Abwehr hinein. Christoph Rech stand völlig frei am Fünfer und traf per Kopf. Das 3:0 besorgte Krautschneider dann mit einem perfekt getretenen, direkten Freistoß selbst (64.). "Den habe ich gut getroffen, ja", sagte er lächelnd. Und nein, es laufe noch lange nicht alles perfekt, aber es seien ja auch erst sechs Partien gespielt. Und es ist ja auch so: Pipinsried hat trotzdem noch kein Ligaspiel verloren und steht nach dem Remis des TSV Wasserburg auch nur noch zwei Punkte hinter dem Tabellenführer. Das Spitzenspiel lässt übrigens nicht mehr lange auf sich warten, am 13. September empfängt der TSV den FCP.

Außerdem haben sie im Dachauer Hinterland noch einen Angreifer, bei dem es zurzeit richtig gut läuft. Beim 1:0 (21.) hob Pablo Pigl fast schon entschuldigend die Hände, ein geblockter Ball war ihm vor die Füße gefallen, er hatte ihn mit dem linken Fuß perfekt getroffen und ins rechte, ferne Eck gezimmert. "Da war schon ein bisschen Glück dabei", sagte der 27-jährige Ex-Profi. In der vergangenen Saison hatte er sechs Tore für Türkgücü München geschossen, das waren seit der Jugend die meisten - jetzt steht er schon bei sechs Treffern nach sechs Spielen. "Ich habe in meiner Karriere ja schon so ziemlich alles gespielt, aber so offensiv noch nie. Außerdem machen es mir die Jungs auch leicht", sagt er über die spielstarken Mitspieler. Darüber hinaus, sagt Hürzeler, verfüge Pigl auch über viel individuelle Qualität: "Er geht immer in die Tiefe, er ist sehr präsent in der Box, er steht da, wo man stehen muss. Er ist gut drauf im Moment", so der Spielertrainer.

Wie lange Kauffmann und Cipolla fehlen werden, vermochte am Wochenende noch niemand zu sagen. Indes kündigte Pipinsrieds Manager Roman Plesche für diese Woche einen weiteren routinierten Zugang an. Laut der Aichacher Zeitung könnte es sich um den zweitligaerfahrenen Abwehrspieler Fabian Müller handeln, der unter anderem für den 1. FC Kaiserslautern spielte. Das dürfte Druck auf aktuelle Stammspieler erzeugen.

© SZ vom 12.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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