FC Ismaning:Leichtes Untergewicht

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Fehlende Abstimmung: Anton Siedlitzki hat den Ball nicht wirklich vor Augen. Es war nicht das einzige Manko beim TSV Ismaning. (Foto: Claus Schunk)

Die starke Elf von Trainer Mijo Stijepic wird bei der 0:3-Niederlage gegen Rain unter Wert geschlagen.

Von Gerhard Fischer, Ismaning

Der TSV Rain am Lech hat sehr große und sehr kräftige Spieler. Mijo Stijepic, der Trainer des FC Ismaning, dachte also nicht an körperliche Eigenschaften, als er sagte, seine Mannschaft habe Mitte der zweiten Halbzeit ein "leichtes Übergewicht" gehabt. Fußballer drücken sich bekanntlich so aus, wenn sie Dominanz meinen. Wörtlich sagte Stijepic: "Gerade in einer Phase, als wir ein leichtes Übergewicht hatten, macht so ein erfahrener Spieler wie Dominik Hofmann diesen Fehler." Hofmann geriet ein Rückpass zu Torhüter Sebastian Fritz zu kurz, der sehr große und sehr kräftige Maximilian Käser ging dazwischen, umkurvte Fritz und erzielte das 2:0 für Rain am Lech (64.). Fußballer sprechen in diesem Fall von einer "Vorentscheidung". Das Spiel endete dann 3:0 (1:0) für die Gäste.

Im Professor-Erich-Greipl-Stadion in Ismaning trafen sich am Samstag zwei sehr interessante und sehr formstarke Mannschaften. Die Gastgeber spielen unter dem neuen Trainer Stijepic eine überragende Frühjahrsrunde, die Gäste haben sich zuletzt auf den zweiten Platz nach vorne gepirscht. Beide Teams kamen damit ihren Zielen näher, die jeweils mit einer Relegation zu tun haben - die Rainer würden gerne teilnehmen (es ginge um den Aufstieg), die Ismaninger möchten sie vermeiden (sie müssten gegen den Abstieg spielen).

Die Gastgeber begannen sehr offensiv, aber die Gäste hatten die erste Chance: Der Mann mit dem auffälligen Namen Julian Brandt (so heißt auch der Leverkusener Nationalspieler) spazierte unbehelligt durch den Strafraum, lief auch noch an dem Tormann mit dem auffälligen Trikot vorbei (Fritz trug ein pinkes Oberteil), schoss dann aber neben den rechten Pfosten.

Es war ein sehr intensives Spiel, in dem viel gelaufen, aggressiv attackiert und unablässig geredet wurde, um Kommandos zu geben und sich anzufeuern - da trafen sich zwei Mannschaften, die leben. Dann begann es zu regnen, und das Team, das Rain heißt, schoss ein großartiges Tor. Maximilian Bär passte auf den rechten Flügel, wo Dominik Bobinger mit der Geschwindigkeit eines Pfeils bis zur Grundlinie raste und zur Mitte spielte; dort stand Marko Cosic, der den Ball überlegt in die linke Ecke bugsierte (25.). Die Rainer griffen dann erneut gefährlich über den rechten Flügel an, was eine angeregte Diskussion zwischen den beiden Ismaninger Außenbahnspielern Anton Siedlitzki (links defensiv) und Angelo Hauk (links offensiv) eröffnete. Offenbar passte da die Abstimmung nicht. Ismaning wirkte in dieser Phase generell zerstreut, die Gäste hatten nun ein leichtes Übergewicht, aber insgesamt verlor die Partie an Qualität. Es gab viele kleine und größere Fouls, und es hagelte gelbe Karten.

In der Pause war Stijepic "etwas laut" geworden, wie er hernach sagte, was in der Fußballersprache heißt, dass er den Spielern seinen Ärger - vor allem über deren Abwehrverhalten vor dem 0:1 - wissen ließ. Die Kicker nahmen sich die Kritik offenbar zu Herzen, dominierten die Partie und erspielten sich auf eine herausragende Art und Weise eine herausragende Chance: Maximilian Siebald schickte Tobias Killer auf dem rechten Flügel auf die Reise, dessen Hereingabe leitete Hauk mit der Hacke weiter auf Bastian Fischer, der mit seinem Flachschuss aber nur den linken Pfosten traf (57.). Es war fast eine Kopie des Rainer Führungstreffers; nur fehlte der Torerfolg. Vielleicht verdichtete sich in diesen beiden Szenen die Geschichte des ganzen Spiels: Rain war etwas geschickter und Rain hatte ein bisschen mehr Glück.

Und dann patzte ja auch noch Dominik Hofmann, der fast 30-jährige Mittelfeldspieler, der seit einer halben Ewigkeit in der Bayernliga spielt.

Die Ismaninger gaben aber nach dem 0:2 nicht auf. Das merkte man an ihrer Körpersprache, denn die Köpfe blieben oben, und das merkte man an ihrer Ansprache: Sie feuerten sich an, sie munterten sich auf. Und sie spielten nach vorne. Die beste Chance vergab Robin Volland, der aus zehn Metern am glänzend aufgelegten Keeper Kevin Maschke scheiterte (76.) Als Michael Krabler in der Schlussminute frei vor Fritz das 3:0 erzielte, waren sich wohl alle im Stadion einig: Das hatten die Ismaninger nicht verdient.

© SZ vom 06.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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