Fahrerflucht:Radlerin stürzt gegen Auto, Fahrerin fährt weg

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Bei jedem vierten Verkehrsunfall im Zuständigkeitsbereich des Münchner Polizeipräsidiums versucht der Schuldige, sich nach dem Crash heimlich aus dem Staub zu machen. Wenn es nicht bei kleinen Blechschäden bleibt, sondern Menschen schwer verletzt werden, dann setzen die technisch hochgerüsteten Ermittler des Unfallkommandos all ihre Fahndungsmethoden ein, von der Kamera-Drohne bis zum Lack-Mikroskop. Die Aufklärungsquote bei Unfallfluchten mit Schwerverletzten liegt in München bei rund 80 Prozent, erklärt Markus Neueder, der Chef des Unfallkommandos. Innerhalb nur weniger Stunden haben seine Fahnder nun eine Porsche-Fahrerin ausfindig gemacht, die in einen Unfall mit einer schwer verletzten Radfahrerin verwickelt war.

Eine 59-jährige Münchner Künstlerin radelte am Dienstag kurz nach zehn Uhr den Radweg an der Berg-am-Laim-Straße entlang, an ihrem Lenker baumelte eine große Handtasche. Im Bereich einer Bahnunterführung kippte sie plötzlich ohne Fremdeinwirkung nach links, berichtet Neueder. Möglicherweise war ihre Tasche in die Speichen des Vorderrads geraten. In dem Moment fuhr neben ihr ein weißer Porsche Macan, am Steuer saß eine 69-jährige Rentnerin. Die Radlerin trug keinen Helm, prallte mit dem Kopf gegen die hintere rechte Tür und blieb dann auf der Fahrbahn liegen. Während der Porsche ohne zu bremsen weiterfuhr, stoppte das dahinter folgende Auto, Fahrer und Beifahrer stiegen aus, kümmerten sich um die Verletzte und verständigten die Polizei. Im Krankenhaus stellten die Ärzte unter anderem eine leichte Hirnblutung und ein Schädel-Hirn-Trauma bei der Radfahrerin fest.

Weil die Zeugen der Polizei Marke, Typ und Farbe des Unfallwagens nennen konnten, starteten die Fahnder eine Abfrage beim Kraftfahrtbundesamt. Das Ergebnis: 130 entsprechende Autos sind in Stadt und Landkreis gemeldet, eines davon ganz in der Nähe des Unfallorts. Polizeibeamte statteten der Halterin einen Besuch ab, die auch gleich einräumte, zum Zeitpunkt des Unfalls mit ihrem Porsche gefahren zu sein. An der rechten Hintertür des Wagens konnte man laut Chefermittler Neueder erkennen, dass die Schmutzschicht auf dem Lack an einer Stelle auffällig verwischt war. Jetzt wird gegen die 69-Jährige wegen Unfallflucht ermittelt. Noch ist aber nicht eindeutig geklärt, ob sie etwas von dem Aufprall mitbekommen hat.

© SZ vom 09.11.2017 / tbs - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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