Explosion in Forstenried:Feuertod in Ketten

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Es war wohl kein Unfall: Die Polizei glaubt an ein Beziehungsdrama. Die Opfer der Explosion in Forstenried verbrannten aneinandergefesselt.

Susi Wimmer und Katrin Zettler

Es war kein Unfall, sondern eine vorsätzliche Tat: Nach der Explosion, bei der Montagnacht in einem Hochhaus in Forstenried zwei Menschen starben, ermittelt die Polizei nun wegen Brandstiftung mit Todesfolge. Die Hinweise auf ein Beziehungsdrama verdichten sich: Die Leichen der 24-jährigen Frau und ihres Ex-Freundes waren aneinandergekettet. Die Beteiligung eines Dritten ist laut Polizei ausgeschlossen. Möglicherweise hat der junge Mann seine frühere Freundin und sich mit Absicht angezündet.

Das Hochhaus in Forstenried nach der Explosion - Feuerwehrmänner versuchen, den Brand zu löschen. (Foto: Foto: dpa)

Nach wie vor tut sich die Polizei schwer, das Unglück an der Forstenrieder Allee zu rekonstruieren. Denn durch die gewaltige Explosion und den anschließenden Brand wurde das 30-Quadratmeter-Appartement der 24-Jährigen völlig zerstört, die Leichen waren bis zur Unkenntlichkeit verbrannt.

"Mehrere Jahre liiert"

Fest steht, dass es sich bei der Toten um die Wohnungsinhaberin handelt, die Identität der zweiten Leiche ist noch immer nicht zweifelsfrei geklärt. Die Polizei geht aber davon aus, dass der zweite Tote der 28-jährige Ex-Freund der Frau ist. Denn nach den Ermittlungen war der Deutsch-Afghane an jenem Montagabend auf dem Weg zur Wohnung in Forstenried. DNS-Analysen sollen in den nächsten Tagen endgültig Aufschluss geben.

Der in Starnberg lebende 28-Jährige war, wie Kriminaldirektor Harald Pickert sagt, "mehrere Jahre" mit der Frau liiert gewesen. Pickert beschrieb die BWL-Studentin als "lustig und lebensbejahend". In der Beziehung aber habe es Probleme gegeben, dann habe die junge Frau, wenige Tage vor der Explosion, einen Schlussstrich gezogen.

Ein Wohnhaus in Starnberg an der Hauptdurchgangsstraße: Im Treppenhaus stehen der ältere Bruder des getöteten 28-Jährigen und dessen bester Freund. Ihre Einschätzung unterscheidet sich deutlich von jener der Polizei. Die aus Kabul stammende Familie lebt seit mehr als 15 Jahren in Starnberg: Mutter, Tochter und drei Söhne.

Sportlich, lebensfroh und freundlich

Der 28-Jährige, so erzählen sie, habe die BWL-Studentin vor etwa drei Jahren in einem Baumarkt in Starnberg kennengelernt. Dort habe er eine Lehre zum Einzelhandelskaufmann absolviert. Zuletzt habe er versucht, in Starnberg mit einem Kfz-Handel Fuß zu fassen. Das Geschehene kann sich die Familie nicht erklären. "Er war sehr sportlich, lebensfroh und freundlich", sagt sein Bruder. Der Freund hatte noch am Montagvormittag mit ihm telefoniert: "Er hat überhaupt nicht verzweifelt gewirkt."

Was an dem Montagabend in dem Appartement in Forstenried genau geschah, ist für die Polizei noch ein Rätsel. Tatsache ist, dass die beiden Opfer mit einer Kette aneinandergefesselt waren, dass sie vorher mit Benzin übergossen worden waren und die Nachbarn kurz vor der Explosion Schreie und Hilferufe einer Frau hörten.

Das lässt die Schlussfolgerung zu, dass es sich bei der Tat um einen erweiterten Suizid handelt, dass der 28-Jährige seine ehemalige Freundin also mit in den Tod reißen wollte. Pickert aber sagt, die Polizei wolle nicht spekulieren. Die Möglichkeit, dass ein Dritter die beiden ermordet haben könnte, schloss Staatsanwalt Benjamin Lenhardt weitgehend aus: "Diese Person hätte die Explosion in der Wohnung nicht überlebt."

Die 24-Jährige und ihr ehemaliger Freund starben laut Obduktionsergebnis an den Folgen von Verbrennungen. In der Lunge der Frau habe man keine Rußpartikel gefunden - im Gegensatz zur Lunge des Mannes. Demnach könnte die Frau schon vor Ausbruch des Feuers tot gewesen sein. "Es kann aber auch so gewesen sein: Vielleicht hat die Frau durch den Brandschock bei der Explosion aufgehört hat zu atmen", sagte Pickert.Die Ermittlungen laufen auf Verdacht der Brandstiftung mit Todesfolge.

© SZ vom 06.03.2009/pfau - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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