Ermittlungen:Polizei sucht nach Messerstecher aus Milbertshofen

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Ein Unbekannter stach einem Mann unvermittelt ein Messer in den Rücken. Nun prüft die Polizei, ob es eine Verbindung zum Isarmörder gibt.

Von Martin Bernstein, München

Der Angriff erfolgte buchstäblich aus dem Nichts. Eben hatten die beiden Männer noch geplaudert, plötzlich rammte der eine von ihnen seinem Gesprächspartner ein Messer in den Rücken. Die Tat, die sich am Freitag gegen 2.30 Uhr in Milbertshofen ereignete und einen 48 Jahre alten Sendlinger beinahe das Leben gekostet hätte, hat die Ermittler der Mordkommission gleich doppelt alarmiert. Sie fragen sich jetzt: Führt womöglich eine Spur zum Isarmörder?

Denn ein plötzlicher Messerstich ohne jede Vorgeschichte, das erinnert an den Mord an Domenico L. vor vier Jahren. Erster Kriminalhauptkommissar Herbert Linder, derzeit Leiter der Mordkommission, sagt: "Wir werden da sofort hellhörig." Jetzt fahndet die Kriminalpolizei mit einem Foto nach dem mutmaßlichen Täter von Milbertshofen. Wird er gefasst, werden die Ermittler eine Speichelprobe des Mannes nehmen.

Er sei von einem Mann in den Rücken gestochen worden, sagte ein 48-jähriger Münchner am Freitag in seinem Notruf an den Rettungsdienst. Die Retter fanden den Anrufer an der Knorrstraße am Abgang zum U-Bahnhof Frankfurter Ring. Ob der Angriff direkt an dieser Stelle erfolgt war, konnte der stark betrunkene Mann nicht mehr sagen. Er konnte auch den Täter nicht beschreiben, sagte nur, der Mann sei ihm zuvor nicht bekannt gewesen.

Er habe einen "Schlag in den Rücken" gespürt und erst später realisiert, dass es ein Stich gewesen war. Der 48-Jährige blutete sehr stark, der Messerstich hatte ihm von hinten den Brustkorb geöffnet. In einer Klinik konnte trotz des Blutverlustes das Leben des Mannes gerettet werden. Sein Zustand wurde am Dienstag als stabil bezeichnet.

Was sich am Freitag zugetragen hat, stellt die Ermittler vor ein Rätsel, obwohl die einzelnen Stationen durch Überwachungskameras und die Aussage eines Taxifahrers gut dokumentiert sind. Das Opfer hielt sich am U-Bahnhof Milbertshofen auf, als es von einem Mann angesprochen wurde, der gerade mit einer U-Bahn angekommen war. Gemeinsam verließen sie die Station, kurz bevor dort die Gitter geschlossen wurden, und nahmen sich ein Taxi. Damit fuhren die beiden Männer die Knorrstraße stadtauswärts bis zur Max-Diamant-Straße. Warum der 48-Jährige mitfuhr, konnte er später nicht mehr sagen. Seine Wohnung liegt am anderen Ende der Stadt. Einige Minuten später setzte der lebensgefährlich verletzte Mann den Notruf ab. Das Motiv des Täters ist unbekannt.

Der Polizei liegen Aufzeichnungen der Videoüberwachung am U-Bahnhof vor, die den Tatverdächtigen in Begleitung seines späteren Opfers zeigen sollen. Demnach ist der mutmaßliche Messerstecher etwa 35 Jahre alt, 1,75 Meter groß und auffallend schlank. Er hat dunkle, kurze Haare und war bekleidet mit blauer Jeans, blauem T-Shirt und blauen Schuhen.

Auch beim Mord an Domenico L. am 28. Mai 2013 an der Isar gab es keine Beziehung zwischen Täter und Opfer. Seither untersucht die Mordkommission routinemäßig ähnliche Fälle, insbesondere nach Angriffen, für die es keine Vorgeschichte gibt oder bei denen der Täter sein Opfer angespuckt hat. Überprüft werden auch DNA-Datenbanken.

© SZ vom 12.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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Noch immer sucht die Polizei nach dem Täter, der vor drei Jahren Domenico L. an der Isar erstochen hat.

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