Ermittlungen gegen Rocker:Münchner Hells Angels lösen sich auf

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Zwei Vereine der Hells Angels sind in München bisher aktiv gewesen, einer davon hat sich aufgelöst. (Foto: dpa)

Anfang April hatten sie einen Bandido bewusstlos geprügelt, nun wollen die Rocker offenbar einem Verbot entgehen: Die "Hells Angels Munich" haben sich aufgelöst. Die Polizei glaubt aber nicht, dass die Rocker deshalb aus der Stadt verschwinden - zumal ein Ableger der Gruppierung aktiv bleibt.

Von Florian Fuchs

Die "Hells Angels Munich" haben sich aufgelöst. Nach Informationen der Polizei hat die Rockergruppe ihre Aktivitäten in der Stadt vorerst eingestellt. Hintergrund ist wohl ein Strafverfahren, das bald vor dem Landgericht München verhandelt wird: Anfang April hatten Mitglieder der Hells Angels, darunter zwei Bosse, einen österreichischen Rocker der Bandidos in einer Table-Dance-Bar in der Schillerstraße verprügelt und dabei schwer verletzt.

Offenbar fürchteten die Mitglieder wegen der Ermittlungen nun ein Verbot. Wohl um diesem Schritt zuvor zu kommen, hat die Gruppe ihren Club selbst geschlossen. Die Polizei glaubt aber nicht, dass die Rocker deshalb aus der Stadt verschwinden, zumal eine zweite, schon lange in München aktive Gruppe der Hells Angels bestehen bleibt. "Wir werden genau beobachten, ob sie sich nicht unter einem anderen Namen wieder neu gründen werden", sagt Andreas Gollwitzer vom Kommissariat für Organisierte Kriminalität.

Bei der Schlägerei in der Bar "Bad Angel" hatte der Bandido im April mit drei Freunden gefeiert, als mehr als zehn Hells Angels den Club betraten und auf ihn losgingen. Der Mann erlitt Brüche und Prellungen und war kurzzeitig bewusstlos. Es folgten Hausdurchsuchungen und Festnahmen, einer der Münchner Hells-Angels-Bosse sitzt noch im Gefängnis.

Den Grund für die Attacke wissen die Ermittler bis heute nicht. "Die Rocker sagen nichts dazu", berichtet Gollwitzer. Die Prügelei habe aber keine Auswirkungen auf das Verhältnis der Rockergruppierungen in München gehabt. In Gesprächen mit der Polizei gleich nach dem Vorfall hätten die Bosse von Hells Angels und Bandidos versichert, dass keine Racheaktionen geplant seien. Bis heute halten sich die Rocker daran.

"Die werden hier weiter aktiv sein"

Auch die Auflösung der "Hells Angels Munich" mit ihren 17 Mitgliedern und weiteren Sympathisanten aus Unterstützergruppen wird nach Ansicht der Ermittler das Kräfteverhältnis der Rocker in München nicht wesentlich verändern. Aus Norddeutschland sind ähnliche Fälle bekannt, in denen einzelne Gruppen ihren Verein geschlossen haben, um einem Verbot zu entgehen. Die Rocker sichern so ihr Vereinsvermögen, dass bei einer staatlichen Auflösung verloren ginge.

In einigen Städten, teilt das Bayerische Innenministerium mit, hätten sich die Rocker unter anderem Namen oder in einem nahe gelegenen Gebiet neu gegründet. "Ein Rocker hört nicht plötzlich auf Rocker zu sein, bloß weil sich seine Gruppe auflöst", sagt Gollwitzer. "Die werden hier weiter aktiv sein. Wir werden beobachten, in welcher Weise." Die "Hells Angels Munich City", die zweite Gruppe der Rocker in München, bleibt weiter bestehen. Dass die 17 Rocker der "Hells Angels Munich" dort Aufnahme finden, ist laut Polizei allerdings unwahrscheinlich.

Nach Angaben der Kriminalpolizei gibt es bis zu 180 Rocker in München. Die meisten Mitglieder haben die Hells Angels, gefolgt von den Bandidos. Gremium MC und Trust MC spielen kleinere Rollen. Erst vor wenigen Monaten gründete sich die Straßengang "Black Jackets". "Rocker und Straßengang sehen sich aber nicht als Konkurrenz, da gibt es keine Berührungspunkte", sagt Gollwitzer. Immer wieder stehen Rocker vor Gericht, sie sind vor allem im Drogenhandel, bei Waffengeschäften und im Rotlichtmilieu aktiv.

© SZ vom 05.10.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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