Erinnerung an Landauer:"Willkommen zurück, Kurt"

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Zufriedene Mienen: Bayern-Präsident Uli Hoeneß neben der neuen Statue von Kurt Landauer. (Foto: FCB)

Der FC Bayern ehrt seinen "vielleicht größten Präsidenten" mit einer Statue

Von Christoph Leischwitz

Am Mittwochnachmittag wies nur ein kleines, rotes Schild an der Einfahrt zum Trainingsgelände des FC Bayern auf die Veranstaltung hin: "Willkommen zurück, Kurt" stand darauf. Viele der Fantouristen dürften gar nicht gewusst haben, dass damit ein ehemaliger Präsident des Vereins gemeint war, der schon 1961 verstarb. Kurz musste die Statue von Kurt Landauer unter dem roten Tuch noch warten, bis ein kleiner Regenschauer abgezogen war, dann enthüllten Uli Hoeneß und der Landauer-Neffe Uri Siegel das erst vor wenigen Wochen gegossene Kunstwerk. Ab sofort wird Landauer mit zufriedener Miene den Profis beim Training zusehen.

Knapp 80 000 Euro hat die Kurt Landauer Stiftung in dieses Projekt gesteckt, das schon seit der Gründung im Dezember 2017 zu ihren wichtigsten gehörte. Der gebürtige Planegger war schon zwischen den Weltkriegen der Vorsitzende des Schwabinger Fußballklubs gewesen, ehe er für vier Wochen im Konzentrationslager Dachau interniert war und später in die Schweiz floh. Er kehrte nach dem Krieg allerdings zurück, wurde erneut Präsident - und überzeugte die US-amerikanische Militärverwaltung davon, dass der Verein ein Gelände an der Säbener Straße benötigte. In seiner Rede vor der Enthüllung verwies Uli Hoeneß auf dessen Lebenswerk und nannte ihn "den vielleicht größten Präsidenten", den der Verein je hatte.

Konzipiert und modelliert hat die Statue der Münchner Künstler Karel Fron, gegossen hat sie die Kunstgießerei München. Fron erläuterte die Symbolik der Statue vor den gut 150 geladenen Gästen: Landauer blickt in Richtung des künftigen Eingangs zum Gelände, und begrüßt so die hineinlaufenden Gäste. Die Steinbank, auf der er sitzt, soll gleichzeitig dazu einladen, sich dazu zu setzen, ähnlich der Statue von Monaco Franze an der Münchner Freiheit. Durch die ovale Form sieht die Steinbank ein wenig aus wie eine Tribünenstufe und erzeugt so Stadionambiente; Landauers rechter Arm ist auf der Bank aufgestützt und ragt dabei über einen Spalt, der die verlorene Zeit darstellen soll, in der Landauer nicht in München leben konnte: den Zivilisationsbruch des Holocaust. "Er hat sein Sakko ausgezogen, so, als ob er gleich mitkicken würde", sagt Simon Müller von der Stiftung. Die Organisatoren finden das Denkmal sehr gelungen. Zur Enthüllung waren auch Spieler früherer Tage an die Säbener Straße gekommen, darunter Sepp Maier, Dieter Brenninger und Peter Grosser.

© SZ vom 23.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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