Münchner Bezirksausschüsse:Roter Kummer, schwarze Freude

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Kommunalwahl in München 2014 Ergebnisse Bezirksausschuss (Foto: N/A)

Nochmal eine Niederlage für die SPD: Bei der Bezirksausschusswahl in den 25 Münchner Stadtbezirken verlieren die Sozialdemokraten besonders viele Stimmen. Die CSU legt kräftig zu. Und die Grünen jubeln über eine kleine Sensation.

Von Thomas Kronewiter

Die politische Landschaft in den 25 Münchner Stadtbezirken hat sich vollkommen verändert. Klarer Verlierer der Bezirksausschusswahl ist - analog zum Rathaus-Ergebnis - die SPD. Sie hat in allen Stadtbezirken starke Verluste - wie auch die FDP, die an ihr Ergebnis von vor sechs Jahren nicht anknüpfen kann. Die SPD behauptet sich als stärkste Fraktion nur noch in neun der 25 Stadtbezirke, bislang waren es 21.

Die CSU dagegen profitiert von der generellen Stimmung und schwingt sich in 13 Stadtvierteln (bisher vier) zur stärksten Kraft auf. Die Grünen setzen den Trend von 2008 nahtlos fort, erzielen weitere Gewinne und stellen in drei Innenstadt-Bezirken sogar die stärkste Fraktion. Der grundlegende Swing zu Gunsten von Schwarz und Grün und zu Lasten von Rot und Gelb lässt sich unmittelbar an der noch bis zum 16. März tiefroten Stadtkarte ablesen, die nunmehr schwarz dominiert ist.

Besonders krass fällt der Grünen-Effekt in der Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt aus, wo die Partei mit 35,2 Prozent der Stimmen die CSU (23,4 Prozent) und die SPD (22,4 Prozent) deutlich auf Abstand hält. Aber auch in der Maxvorstadt und in Au-Haidhausen schneiden die Grünen unter allen Parteien am besten ab. In der City glänzen die Grünen. So bringen sie es zusammen mit der Rosa Liste beispielsweise in der Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt auf zwölf von 25 Mandaten (oder 49,2 Prozent), in Au-Haidhausen bekommen sie 36,4 Prozent und rangieren 1,7 Prozentpunkte vor der SPD, in der Maxvorstadt liegen sie mit 33,7 Prozent ganze zwei Prozentpunkte vor der SPD.

Grüner Kern, roter Ring, schwarzer Rest

Dieser Erfolg nimmt tendenziell ab, je weiter das Viertel vom Stadtzentrum entfernt ist, oder umgekehrt: Je urbaner und dichter bebaut, desto grüner fällt der Stimmzettel aus. Am Stadtrand, wo die Grünflächen größer und die Häuser niedriger werden, reicht es aber ebenfalls noch zu Positiv-Bilanzen, wenngleich dort insgesamt etwas gebremster : So haben die Grünen auch in Feldmoching-Hasenbergl bei 13,0 Prozent, in Ramersdorf-Perlach bei 14,2 und in Milbertshofen-Am Hart bei 14,6 Prozent noch Zuwächse.

Die SPD liefert in Moosach einmal mehr ihr stadtweit bestes Ergebnis ab: Trotz der 42,6 Prozent ist der Sturz in diesem Viertel dennoch besonders tief, denn bisher war Moosach der einzige Stadtbezirk mit einer absoluten SPD-Mehrheit. Ähnlich erfolgreich sind die Genossen noch in Sendling (40,8) und in Milbertshofen-Am Hart (40,3). In der multikulturellen Hochburg auf der Schwanthalerhöhe reicht es nur für 39,8 Prozent, besonders schlechte Ergebnisse gibt es neben der Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt in Allach-Untermenzing (26,4), Trudering-Riem (27,6) und Altstadt-Lehel (28,1).

Ergebnisse der Kommunalwahl
:So hat Bayern gewählt

Ein bunter Flickenteppich, schwarze und rote Kleckse und eine dunkle Fläche: Die interaktive Grafik der SZ zeigt, wer wo gewählt wurde und in welchen Gegenden die meisten Menschen zur Wahl gegangen sind.

Absolute Mehrheit für die CSU

Die CSU darf sich über einen Erfolg freuen, der in den vergangenen sechs Jahren für die SPD reserviert gewesen war: Die Konservativen regieren in Allach-Untermenzing künftig angesichts von 53,6 Prozent mit absoluter Mehrheit. Spitzenergebnisse erzielt die Partei durchweg am Stadtrand, etwa in Aubing-Lochhausen-Langwied (48,1), Feldmoching-Hasenbergl (45,5) und Trudering-Riem (44,7), in der Innenstadt fallen die Stimmenanteile zum Teil erheblich schlechter aus. Dennoch ist die CSU, vor sechs Jahren in den Stadtvierteln noch der Wahlverlierer, diesmal der eigentliche Sieger - allerdings zusammen mit den Grünen.

Blickt man auf die im Mai anstehenden Wahlen der Vorsitzenden, dürfte das Ergebnis zu Lasten der Wahlverlierer nicht ganz so desaströs ausfallen: So könnte es etwa in Feldmoching-Hasenbergl trotz der Stärke der CSU-Fraktion zu einer Fortsetzung des rot-grünen Bündnisses mit einem SPD-Chef reichen. Und auch in Pasing-Obermenzing kann sich der SPD-Gremiumschef unter Umständen bei rot-grüner Kooperation auf 15 von 31 Stimmen stützen. Dort wird es am Abend der konstituierenden Sitzung auf Freie Wähler/ÖDP und FDP ankommen.

Das Ergebnis der Bezirksausschuss-Abstimmung vor Augen, wird die Oberbürgermeister-Stichwahl doppelt interessant: CSU-Kandidat Josef Schmid kann mit Rückenwind in die letzten Wahlkampftage gehen, Dieter Reiter kämpft gegen den Trend. Umgekehrt würde Schmids Wahl zum OB Druck auf mögliche schwarz-grüne Koalitionen auch in den Vierteln ausüben: In Milbertshofen-Am Hart hatte es schon 1996 trotz nur kleiner grüner Fraktion den ersten grünen Bezirksausschuss-Vorsitzenden der Stadt gegeben - damals mit Hilfe schwarzer Stimmen.

Eine Gesamtübersicht über alle 25 Stadtteile erhalten Sie hier.

© SZ vom 22.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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