Erfolg für Ermittler:Polizei fasst Nashorn-Diebe

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Sie stehlen Hörner von Rhinozerossen - in Museen, Auktionshäusern und sogar von lebendigen Tieren in Zoos: Eine mysteriöse Nashorn-Diebesbande hält die Polizei in ganz Europa auf Trab. Jetzt haben Beamte in München drei Verdächtige gefasst.

Florian Fuchs

Die Täter kamen am Tag, zu den normalen Öffnungszeiten des Offenburger Museums im Ritterhaus. Ein Pärchen lenkte die Mitarbeiter ab, im ersten Stock stiegen Komplizen derweil auf eine Vitrine, holten einen in vier Meter Höhe hängenden Nashornkopf herunter - und schlugen noch im Museum mit einem Vorschlaghammer die Hörner vom Kopf. Dann flohen die Täter, das Diebesgut unter der Jacke versteckt.

Nashorn ohne Horn im Museum im Ritterhaus von Offenburg: In München hat die Polizei nun drei Verdächtige gefasst. Es ist die erste Spur zu einer europaweit aktiven Nashorn-Diebesbande. (Foto: dapd)

In München hat die Polizei nun zwei Männer und eine Frau gefasst, die der Tat in der badischen Provinz verdächtigt werden. Es ist die erste Spur zu einer europaweit aktiven Verbrecherbande.

Seit knapp einem Jahr geht das in Deutschland nun schon so: Norbert Niedernostheide vom Deutschen Museumsbund spricht von mehr als zehn Fällen, in denen Diebe in Museen, Auktionshäuser oder gar Zoos eingestiegen sind, um die Hörner von Rhinozerossen zu stehlen. In Hamburg verschwanden Exponate, in Münster, in Bamberg und auch in Sebnitz in Ostsachsen.

Auch im Ausland, in Frankreich, Großbritannien, Schweden und Tschechien schlugen die Täter zu. Europol ist eingeschaltet, die Ermittler gehen davon aus, dass eine straff organisierte Bande für die Diebstähle verantwortlich zeichnet. In Afrika machen seit jeher Wilderer ein Geschäft, allein 2011 wurden nach Angaben des WWF 448 Nashörner illegal getötet, darunter 19 der vom Aussterben bedrohten Spitzmaulnashörner.

Und in Europa trachten die Täter nun nach Exponaten, von denen eines je nach Größe etwa 50.000 Euro bringt. Vor allem in Ostasien sind sie begehrt: Dort gelten sie als Heil- und Potenzmittel. "Dabei bestehen die Hörner aus Keratin", sagt Niedernostheide, "da könnte man auch Fingernägel kauen."

Dass die mutmaßlichen Täter des Offenburger Diebstahls in München gefasst wurden, war eher Zufall: Eine Streife hatte das Trio kontrolliert, weil es in einem als gestohlen gemeldeten Wagen mit britischer Zulassung unterwegs war. "Wir gehen davon aus, dass die Verdächtigen nur auf der Durchreise waren", sagt ein Polizeisprecher.

Bisher schweigt das Trio zu den Diebstählen, Niedernostheide vom Museumsbund hält trotz der Verhaftungen Museen in Deutschland an, ihre Exponate gut zu sichern. "Ich denke, dass die Hintermänner der Taten auf jeden Fall weitermachen werden."

Auch der Zuchtverband hat bereits alle Zoos gewarnt. In München herrscht allerdings wenig Sorge über mögliche Diebstähle. "Wir haben Hörner nur zu Forschungszwecken, die sind nicht ausgestellt", sagt Gerhard Haszprunar, Direktor der Zoologischen Staatssammlung, "und im Magazin haben wir die Stücke gut gesichert."

Im Tierpark Hellabrunn hält man eine besondere Überwachung ohnehin nicht für nötig. Nashornweibchen Rapti hat ein sprödes Horn voller Risse. "Da besteht keine Gefahr", sagt Sprecherin Christiane Reiss. "Und unser Nashorn-Bulle Niko ist ein ganz cleveres Tier." Niko nämlich schrubbelt sich sein Horn an Bäumen und Felsen immer selbst ab. Da gibt es wenig zu holen.

© SZ vom 12.03.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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