Erding:"Zachi" liefert und gewinnt nach Punkten

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Sieger nach Punkten: Der Eittinger Simon Zachenhuber gewann bei der Erdinger Boxnacht den Deutschen Meistertitel im Mittelgewicht. (Foto: Renate Schmidt)

Der 24-jährige Junioren-Weltmeister Simon Zachenhuber siegt bei der Erdinger Boxnacht. Der Ettinger holt sich damit den Internationen Deutschen Meistertitel.

Von Philipp Schmitt, Erding

Mit dem umjubelten Erfolg von Simon Zachenhuber ist die "Erdinger Boxnacht" zu Ende gegangen. Vor etwa 1500 Zuschauern besiegte der 24-jährige Junioren-Weltmeister des Weltverbands IBF im Mittelgewichtskampf den 29-jährigen Franzosen Mbemba Miesi nach zehn Runden nach Punkten: Dafür gab es für den aus Reisen in der Gemeinde Eitting stammenden Champion "Zache" den Titel des Internationalen Deutschen Meisters. Weniger Erfolg hatte am frühen Abend die Erdinger Kickboxerin Tatjana Obermeier. Sie verlor nach Punkten gegen Zsanett Szegfi aus Budapest.

Begonnen hat alles auf dem Volksfestplatz beim Boxwettkampf im Herbstfest-Festzelt

"Es war der Hammer, wie ihr mich hier in Erding unterstützt habt, dafür ein großes Dankeschön", sagte ein sichtlich bewegter Simon Zachenhuber nach der Siegerehrung im Ring in Richtung der mit seinen Fans und Familienmitgliedern voll besetzten Tribüne. Viele Zuschauer waren in "Matador-Zachenhuber"-T-Shirts erschienen und sorgten Samstagnacht mit frenetischen Anfeuerungsrufen, Gesängen ("Steht auf, wenn ihr für Simon seid"), Tröten, Trommeln und Hupen für eine tolle Stimmung in der Stadtwerke-Arena. Was für eine Karriere, die gegenüber auf dem Volksfestplatz beim Boxwettkampf im Herbstfest-Zelt begonnen hat. Nun ist der "Zachi" International German Champion. Ein "ganz toller Boxer", wie der frühere Schwergewichts-Boxer Axel Schulz sagt, der 1995 gegen Box-Legende George Foreman in den USA um die Weltmeister-Krone kämpfte. "Es ist super, was dieser sympathische Sportler leistet", sagte bei der Siegerehrung weit nach Mitternacht Erdings OB Max Gotz im Ring. Die Erdinger Boxnacht sei "Werbung für den Sport" gewesen.

Die Erdingerin Kickboxerin Tatjana Obermeier (links) hatte weniger Kampfglück. Sie verlor nach Punkten gegen Zsanett Szegfi aus Budapest. (Foto: Renate Schmidt)

Bereits am Freitagnachmittag beim Wiegen vor dem Schönen Turm und der Kulisse der Schwedenspiele hatten die Boxer im Rahmen des Altstadtfestes die Chance, die Herzogstadt kurz kennenzulernen. Einige Schwedenspiele-Darsteller hatten in historischen Kostümen - angeführt vom Dritten Bürgermeister Harry Seeholzer - mit Getöse, Spektakel und Kostproben aus ihrem Repertoire Zachenhuber spektakulär zum Wiegen und Treffen mit dem Franzosen Miesi begleitet. Mit von der Partie war auch der Präsident des IBF-Box-Weltverbandes, Daryl Peoples, der mit Promotern und Boxern durch die Altstadt über den Schrannenplatz und die Lange Zeile spazierte. Die Boxnacht und das Altstadtfest-Wochenende haben dem US-Amerikaner "gut gefallen".

"Ich muss das erst Mal sacken lassen und bin schon etwas enttäuscht", sagte Obermeier

Das Spektakel in der gut besuchten Eissporthalle umfasste am Samstag mehrere Boxkämpfe. Es startete am Nachmittag aber mit Vollkontakt-Kickboxen und der Begegnung der Erdinger Kickboxerin Tatjana Obermeier mit Zsanett Szegfi aus Budapest. Die Zweite der Weltrangliste, Obermeier, hatte bereits beim Wiegen am Freitag erzählt, dass sie zwar den jüngsten harten Kampf gegen die Ungarin knapp gewonnen habe, aber alles geben müsse, um den Erfolg vor heimischen Publikum zu wiederholen. Es war dann auch der erwartet harte Fight im Vollkontakt-Kickboxen mit Händen. Bei der Begegnung der beiden Weltklasse-Kickboxerinnen wurden harte Schläge ausgeteilt, wirbelten geflochtene Zöpfe nach Wirkungstreffern durch den Ring. Am Ende sahen die Ringrichter aber die Ungarin vorne. "Ich muss das erst Mal sacken lassen und bin schon etwas enttäuscht", sagte die sichtlich gezeichnete 28-jährige frühere Weltranglistenerste Obermeier mit einem Eisbeutel auf der Schulter. Zu Hause hätte sie gerne gewonnen. Das Publikum zeigte aber mit dem Applaus, dass der Einsatz der taffen 163 Zentimeter großen Sportlerin geschätzt wurde.

In den ersten beiden Runden wurde von beiden Boxern taktiert und abgewartet

Sportlich viel auf dem Spiel - nämlich die Chance, gegen den mexikanischen Box-Weltmeister und Superstar Carnello Alvarez um den Titel boxen zu dürfen - stand zwischen zwei ungeschlagenen Boxern am Abend: Dem Russen Evgeny Shvedenko und dem Kubaner William Scull. Der elegant, lässig-flink tänzelnde Scull setzte sich durch. Und dann war es wenige Minuten vor Mitternacht so weit: Der Hauptkampf des Lokalmatadoren, auf den sich viele Besucher freuten und hinfieberten, stand bevor. Ringsprecher Ronny Leber - wie die Ringrichter ausstaffiert mit Fliege und Sakko - zelebrierte die Vorstellung der Akteure. Zachenhuber schlenderte, durch den Auftritt 2021 bei der TV-Tanzshow "Let's Dance" erprobt, im glitzernden roten Outfit sicher zum Ring. Begleitet vom frenetischen Beifall, Trommeln, wild fotografiert von Fans. Im Gefolge wurde sein Junioren-Weltmeister-Gürtel stolz in die Luft gehalten. Im Ring auf der sonst von den Eishockeyspielern der Gladiators genutzten, abgedeckten (Eis-) Fläche wurden Nationalhymnen gespielt. "Are you ready?", wollte Ringrichter Egidio Riseddo vor dem "Ring frei" wissen. Und dann ging es los - ohne Gong, aber mit von einem Offiziellen mit einem Hammer gehämmerten Startsignal. In den ersten beiden Runden wurde von beiden Boxern taktiert und abgewartet. Zur Mitte und kurz vor Ende des Kampfes wurde es intensiver.

Simon Zachenhuber im Juli 2022 bei der Erdinger Boxnacht in der Stadtwerke Arena beim erfolgreichen Kampf gegen Mbemba Miesi Mulhous aus Frankreich. (Foto: Renate Schmidt)

Miesi tänzelte, war gut auf den Beinen. Doch der in Landshut geborene Zachenhuber ließ sich nicht beirren, blieb konzentriert. Gegen Ende des Kampfes waren dem 185 Zentimeter großen Athleten aber die Strapazen anzusehen. Kurz vor Ende des Kampfes wirbelt nach einem Schlag des Franzosen der Mundschutz mit vielen Schweißspritzern durch die Luft. Das Finish war heftig. Trainer und "Cut-Men" hatten in den Pausen alle Hände voll zu tun, um zu motivieren und kleinere Wunden zu versorgen. In der Ecke wurde viel gestikuliert. Doch aus "Zachis" Sicht lief alles rund. Nach der zehnten Runde riss er weit nach Mitternacht die Arme sichtlich abgekämpft, aber glücklich und erleichtert in die Höhe. Er hatte geliefert, die ganze Anspannung schien mit der Schlussrunde abzufallen. Das Publikum applaudierte - erst recht nach Verkündung des Urteils der Ringrichter. Sieg nach Punkten. Der Franzose schien die Niederlage verschmerzen zu können und wirkte zufrieden, er ist kurz vor dem Fight Vater geworden.

Rund 1500 Zuschauer unterstützten ihren Lokalmatadoren "Zachi" in der zur Box-Arena umgewandelten Stadtwerke-Arena Erding, die eigentlich vor allem ein Eisstadion ist. (Foto: Renate Schmidt)
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