Warnstreik:IG Metall will Sturm entfachen

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Von Alexander Kappen, Moosburg

Die Vergleiche mit dem Wetter boten sich geradezu an - und wurden von den Rednern am Donnerstagvormittag bei der Kundgebung am Moosburger "Plan" zum Warnstreik der IG Metall dankbar aufgegriffen. "Jetzt wird's stürmisch, das passt zu unserer Stimmung", sagte etwa Birgit von Garrel, zweite Bevollmächtigte der IG Metall Landshut, als ihr auf der provisorischen Bühne der Wind um die Ohren pfiff. Und verabschiedet wurden die Beschäftigten der Jungheinrich-Werke in Moosburg und Degernpoint sowie die Mitarbeiter der Firma Driescher mit den Worten: "Der Sturm heute über Deutschland ist nichts gegen den Orkan, den wir in den kommenden Wochen entfachen, wenn die Arbeitgeber uns nicht entgegen kommen."

Die Stimmung unter den Gewerkschaftsfunktionären und Streikenden wirkte ein wenig gereizt. Ihre eigene Forderung nach sechs Prozent mehr Einkommen und einem Rechtsanspruch im Tarifvertrag, die Arbeitszeit für maximal 24 Monate ohne Entgeltausgleich auf bis zu 28 Stunden pro Woche abzusenken, für bestimmte Beschäftigtengruppen einen Teilentgeltausgleich sowie einen finanziellen Ausgleich für durch Schichtarbeit belastete Beschäftigte zu schaffen, bezeichnete Von Garrel als "gerechtfertigt und finanzierbar". Was dagegen von den Arbeitgebern bisher als Angebot gekommen sei, mache sie "wütend".

Die angebotenen "zwei Prozent Lohn-Steigerung sind ein Hohn", meinte auch Ludwig Stürzl, Gewerkschafter von Jungheinrich. "Wann soll es denn kräftige Lohnerhöhungen geben, wenn nicht in Zeiten wie diesen, in denen die Wirtschaft brummt?", fragte er. Jungheinrich stehe sehr gut da, habe zuletzt "satte Gewinne" gemacht, "da sind sechs Prozent sind locker drin". Und auch die "Flexibilität der Arbeitszeit darf nicht immer nur bei den Arbeitgebern liegen".

Auch IGM-Mitglied Werner Marek von der Firma Driescher bezeichnete sechs Prozent als "durchaus realistisch und finanzierbar angesichts des derzeitigen Booms". Zwei Prozent, so Marek, "sind lächerlich, jedes Weißbier hat mehr". An Kreativität mangelte ihm nicht. Er ließ am Mikrofon einen Wecker klingeln, denn: "Die Arbeitgeber müssen aufwachen, vielleicht entdeckt ja doch der eine oder andere von ihnen noch seine soziale Ader." Robert Grashei, erster Bevollmächtigter der IGM Landshut und Mitglied der bayerischen Tarifverhandlungskommission, meinte, es gebe "keine Verhandlung auf Augenhöhe". Die Arbeitegeber "sprechen uns ab, dass wir wissen, was ihr wollt", sagte er den Streikenden. Die angebotenen zwei Prozent seien unter dem Strich ein Minus von 0,8 Prozent, wenn man berücksichtige, was die Arbeitgeber im Gegenzug streichen wollten. "Die meinen, wir können nicht rechnen; wollen die uns verarschen?".

© SZ vom 19.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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