Weiße Socken in Adiletten-Schlappen, Jogginghose, ein röhrender Hirsch in Öl an der Wand. Au weia: "Achtung Deutsch!" So heißt jedenfalls die Produktion der Volksspielgruppe Altenerding, die am Donnerstag in der Stadthalle Premiere gefeiert hat. Auf dem Programm steht ein herrlich komisches Spiel um Vorurteile und Klischees. Der Plan einer Wohngemeinschaft von fünf Studierenden aus fünf Ländern, die sich gezwungen sehen, als "typisch deutsche" Familie aufzutreten, führt dabei unweigerlich ins Chaos. Wie die Gruppe unter Anführung des bayrisch-sprechenden Syrers Tarik doch noch zu einem Happy End kommt, ist beste Unterhaltung mit französischem Akzent und Wiener Schmäh.
Nach den historischen Schwedenspielen im vergangenen Jahr setzen das bewährte Regisseurinnen-Duo Renate Eßbaumer und Manuela Schieder sowie Gesamtleiter Erich Peinelt heuer mit "Achtung Deutsch!" auf eine leichte Komödie des österreichischen Autors und Kabarettisten Erich Vögel. Bei der Generalprobe am Mittwoch in der Stadthalle trifft zunächst Henrik Schlüter, der einzige Deutsche der WG, im Wohnzimmer auf seinen syrischen Mitbewohner Tarik. Leere Bierflaschen stapeln sich auf einem Regal, an einer Zimmertür verkündet ein Plakat "Alkohol ist auch eine Lösung!", ein abgeranztes Skateboard hängt an der Garderobe (Achtung Studentenbude!). Tarik, der seit acht Jahren in Deutschland lebt und akzentfrei Bairisch spricht, nervt die anderen ein wenig mit seiner Pünktlichkeit und seiner Ordnungswut und ist inzwischen "überqualifiziert als Deutscher", wie Henrik findet.
Die weiteren Mitbewohner sind die charmante und männermordende Virginie (Achtung: Französin!), der temperamentvolle und laute Lorenzo (Achtung: Italiener!) und schließlich Rudi, ein Piefke-verachtender Psychologiestudent im 23. Semester aus Wien (Achtung: Österreicher!). Kaum ist Hauptmieter Henrik in den Skiurlaub abgedüst, erhält die WG einen Brief vom Wohnungsamt: Durch einen bürokratischen Irrtum sind sie als deutsche Familie Schlüter mit zwei Kindern eingestuft. Als ein Herr Reize vom Amt seinen Besuch ankündigt, bricht Panik aus. Schließlich stehen Tariks Einbürgerung und die Wohnung auf dem Spiel.
Die vier werden dem Herrn vom Amt nun die deutsche Familie Schlüter vorspielen und zwar als "stinknormale Multi-Kulti-Patchwork-Familie", so Tariks Plan (Thomas Gruber). Dazu schlüpft er in Jogginganzug, weiße Socken und Schlappen, Virginie (Janine Bach) in ein Leoprint-Kleid mit Kochschürze darüber. Lorenzo (Guido Gamauf) und Rudi (Johannes Schwinghammer) übernehmen widerwillig die Rolle der Söhne. Das Wohnzimmer wird mit Zinntellern und besagtem Hirschen dekoriert. Dazu gibt es von Tarik vorab einen Crash-Kurs in zehn Punkten, angefangen von der bekannten Pünktlichkeit der Deutschen bis zu ihrer Liebe zum Auto.
Typisch deutsch - ist das auch die Familie vom Nachbarn Schröder (Heiko Schlenk), der in Lorenzo nur "den Spaghetti" sieht und der mit dem Fernglas gerne Virginie beim Yoga beobachtet? Oder Herr Reize (Hubert Netter) vom Wohnungsamt, ein akkurat gescheitelter Bürokrat? "Achtung Deutsch!" spielt mit den verschiedenen Stereotypen und Klischees, so manches Vorurteil wird dabei ad absurdum geführt. Mitunter bleibt einem aber auch mal das Lachen im Halse stecken, wenn zum Beispiel Nachbar Schröder gegenüber Ausländern austeilt.
"Eine anständige, fleißige deutsche Frau werde ich in zehn Minuten", ist Virginie anfangs überzeugt. Nun, ganz so einfach wird es leider nicht. Wie sich die Darsteller und Darstellerinnen in immer neuen Fallstricken verheddern und sich dann mit Chuzpe und Schläue herauswinden, das ist urkomisch. Wenn Virginie mit wunderbar französischem Dialekt mit Herrn Reize flirtet, Lorenzo auf Italienisch schimpft und wenn der Österreicher Rudi dann noch im besten Wiener Schmäh vom Leder zieht, dann ist das einfach ein großer Spaß. Oder wie es der Rudi sagen würde: Echt leiwand.
"Achtung Deutsch!" , Volksspielgruppe Altenerding, Freitag und Samstag, 22. und 23. September, sowie Freitag und Samstag, 29. und 30. September, Stadthalle Erding, Beginn jeweils um 20 Uhr. Kartenvorverkauf bei der Stadthalle und dem ADAC Erding.