Theater:Ein Abend über die Liebe und ihre Wirrungen

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Die Theaterwerkstatt widmet sich der "Stubnerotik" und präsentiert Texte bekannter bayerischer Dichter

Von Klaus Bachhuber, Eching

"Wohin ihr?", ließ Bertolt Brecht 1927 in einem Gedicht zwei am Himmel ziehende Kraniche fragen, und weiter im Rhythmus der Flügelschläge: "Nirgend hin. Von wem davon? - Von allen. Ihr fragt, wie lange sind sie schon beisammen? Seit kurzem. - Und wann werden sie sich trennen? - Bald." Und "Die Liebenden" mündet in die Zeile: "So scheint die Liebe Liebenden ein Halt." Die Liebe, die Liebenden, die Erotik, ihre Wirrungen und ihre Darstellungen in bayerischen Versen sind in diesem Frühling das Thema der Echinger Theaterwerkstatt.

Die "Stubnerotik", die an diesem Mittwoch, 18. April, um 20 Uhr im Kellertheater des Echinger Bürgerhauses Premiere hat, nimmt einen Schwerpunkt auf, den die freie Truppe 2010 mit einem "Heimartabend" gesetzt hatte und seit 2015 durchgängig verfolgt: Wieder widmet sich der Abend bayerischen Autoren, wie zuletzt bei den "Heimatfetzen" 2015 oder bei "Ella & Schorsch" 2017 mit Stücken von Autoren wie Oskar Maria Graf, Franz Xaver Kroetz oder Herbert Achternbusch.

Völlig neu aber ist, dass diesmal keine dramatische Vorlage gespielt wird, sondern Lyrik und Prosa gelesen werden. Die Proben gerieten deshalb nicht weniger fordernd. Man habe viel diskutiert, wie die einzelnen Texte aufbereitet werden können, um die Darbietung unterhaltsam zu gestalten, schildert Claudia Borst von der Echinger Theaterwerkstatt. Inhaltlich sei bunteste Abwechslung allerdings gegeben, betont sie: "Wir entführen die Zuhörer in die verschiedensten Stubn und zu sehr unterschiedlichen Liebenden." Dargeboten werden unter anderem Texte von Karl Valentin und Emerenz Meier, von Erich Mühsam und Ludwig Thoma, eben auch von Bertolt Brecht, von Oskar Maria Graf und Franziska von Reventlow und sogar schmachtende Zeilen eines original bayerischen "Kini". Als Referenz an das Münchner Faust-Festival gibt es bei der Aufführung außerdem Szenen aus der bayerischen Fassung von Michl Ehbauer zu hören.

"Die Textauswahl ist sehr auf Diversität angelegt", verspricht Borst. Alle Autoren stammen aus Bayern oder waren "Zuagroaste", überwiegend wurden ihre Werke im München des frühen 20. Jahrhunderts verfasst. Die "Stubnerotik" stelle jedenfalls "quasi passend zur Jahreszeit die leichteren Seiten der menschlichen Existenz rund um Erotik und Liebe" in den Mittelpunkt. Und das hat das Publikum schon regelrecht eingefordert. "Jetzt müsst ihr aber mal wieder was Leichteres spielen!", habe man als Stoßseufzer nach den beiden vorangegangenen Theaterproduktionen immer wieder gehört, in denen doch eher die harte Realität des Lebens und des Menschseins gespiegelt worden war, im vergangenen Jahr in zwei Monologen, sagt Borst.

Das Konzept der Echinger "Stubnerotik" stammt von Sigrid Hollik und Oskar Weissthanner, die Vortragenden sind Oskar Weissthanner, Anton Wanninger, Renate Jordan, Sigrid Hollik, Angelika Harlander-Kohfeldt, Ulrich Hafen und Claudia Borst. Mit Akkordeonmusik wird Heike Storm, Lehrerin an der Musikschule Eching, den Abend begleiten.

Premiere von "Stubnerotik" ist am Mittwoch, 18. April, weitere Aufführungen sind dann am 19., 20. und 21. April, sie beginnen jeweils um 20 Uhr im Kellertheater des Bürgerhauses.

© SZ vom 17.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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