Klimaschutzkonzept:Taufkirchen zieht eine gemischte CO₂-Bilanz

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Mit Maßnahmen wie dem Gemeindebus will Taufkirchen Treibhausgase einsparen. Der CO₂-Anteil ist beim Verkehr in der Vilstalgemeinde mit 41 Prozent überdurchschnittlich hoch. (Foto: Renate Schmidt)

Ausreichend klimaneutraler Strom wird im Gemeindegebiet bereits erzeugt. Bei der Wärme ist noch viel Bedarf - und schwierig wird es bei der Mobilität.

Von Thomas Daller, Taufkirchen

Taufkirchen will Treibhausgase reduzieren und dies mit einer nachhaltigen Entwicklung verbinden. Die Gemeinde orientiert sich dabei an den bayerischen Klimaschutzzielen, bis 2040 will man klimaneutral werden. Klimaschutzmanagerin Anna Engelschall und Helmut Rischka vom Ingenieurbüro Veith haben in der vergangenen Gemeinderatssitzung eine Untersuchung vorgestellt, wie es aktuell beim Strom- und Wärmeverbrauch sowie bei der Mobilität aussieht und wo es CO₂-Einsparpotenziale gibt. Beim Strom ist man schon fast am Ziel, bei der Wärme wäre mehr Solarthermie auf den Dächern erforderlich. Schwierig wird es bei der Mobilität, als ländliche Gemeinde mit vielen Pendlern liegt hier der CO₂-Anteil fast doppelt so hoch wie im bundesdeutschen Durchschnitt.

Taufkirchen hat bereits einiges an Vorarbeit geleistet: 2010 wurde ein Gemeindewerk gegründet, in das die Stadtwerke Erding als Partner aufgenommen wurden. Die Gemeindewerke betreiben auch ein Fernwärmenetz von sieben Kilometern Länge, das von klimaneutraler Abwärme aus 14 Biogasanlagen im Gemeindegebiet gespeist wird.

Nun will man ein Klimaschutzkonzept erstellen, bei dem man Politik, Energiegewinnung, Zivilgesellschaft, Landwirtschaft und Wirtschaft unter einen Hut bringen möchte. Daher wurde es Zeit für eine Zwischenbilanz, bei der man auch die Perspektiven der Gemeinde betrachten will.

Die Gemeinde hat für diese Aufgabe Anfang 2023 die Klimaschutzmanagerin Anna Engelschall eingestellt, die für die Bilanz auch Unterstützung durch das Ingenieurbüro Veit bekommen hat. Deren Berechnungen zufolge stößt Taufkirchen jährlich rund 62 600 Tonnen CO₂ aus, das sind 5,9 Tonnen pro Kopf. Der bundesdeutsche Durchschnitt liegt bei 7,7 Tonnen. Von den 5,9 Tonnen entfallen 1,3 Tonnen auf Strom, 2,2 Tonnen auf Wärme und 2,5 Tonnen auf den Verkehr.

14 Biogasanlagen erzeugen jährlich 27 500 Megawattstunden Strom

Die 14 Biogasanlagen erzeugen jährlich 27 500 Megawattstunden Strom und decken damit bereits 94 Prozent des Taufkirchener Stromverbrauchs. "Ein weiterer Zubau von Biogasanlagen ist nicht wirtschaftlich, das Potenzial ist ausgeschöpft", sagte Helmut Rischka. Dennoch müsse man über den eigenen Tellerrand hinausblicken, man versorge beim Strom nicht nur Taufkirchen. "Das Potenzial bei der Photovoltaik ist noch sehr hoch", so Rischka, der Freiflächenphotovoltaikanlagen empfahl. Dem widersprach jedoch Gemeinderat Martin Huber: Seine PV-Anlage auf dem Dach werde an sonnigen Tagen bereits jetzt öfter vom Netz genommen, weil dann die Netzbelastung zu hoch sei. Rischka betonte jedoch, dass die PV-Anlagen privater Haushalte "insbesondere in Verbindung mit Speichern" in der Zukunft eine größere Rolle spielen würden.

Bei der Wärme durch Biomasse werden bereits 45 500 Megawattstunden im Jahr erzeugt. Das entspricht etwa 37 Prozent des Wärmeverbrauchs in der Gemeinde. Derzeit sei kein weiterer Zubau bei der Fernwärmeversorgung geplant, auch wegen der bereits hohen Auslastung der bestehenden Biogasanlagen beim Strom. Als "kostengünstige und einfache Technologie" empfahl Rischka die Solarthermie, "Warmwasser übers Dach". Hier errechnete er ein Potenzial von etwa 13 Prozent des Wärmebedarfs in der Gemeinde. Wärmepumpen hingegen "funktionieren im Bestand nur bei Generalsanierungen".

41 Prozent der Treibhausemissionen entfallen auf den Verkehrssektor

Bei der Mobilität steht Taufkirchen vor der größten Herausforderung: 9100 Fahrzeuge sind in Taufkirchen zugelassen, die laut einer Statistik des Kraftfahrzeugbundesamtes für den ländlichen Raum 18 Millionen Fahrzeugkilometer pro Jahr zurücklegen. "41 Prozent der Treibhausemissionen entfallen in Taufkirchen auf den Verkehrssektor", sagte Rischka. Bundesweit seien es lediglich 23 Prozent.

Klimaschutzmanagerin Engelschall kündigte einen vorläufigen Maßnahmenkatalog der Gemeinde an. Er soll unter anderem das Energiemanagement für kommunale Liegenschaften umfassen, eine kommunale Wärmeplanung, eine PV-Offensive bei verwaltungseigenen Liegenschaften sowie eine sukzessive Elektrifizierung des verwaltungseigenen Fuhrparks. Der Gemeinderat stimmte anschließend einstimmig dafür, einen Förderantrag für das Klimaschutzmanagement zu stellen. "Das war ein sauberes Monitoring", sagte Bürgermeister Stefan Haberl.

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