Gemeinderat stimmt zu:Taufkirchen investiert 8,7 Millionen Euro in die Kläranlage

Lesezeit: 2 min

Die Taufkirchener Kläranlage muss erweitert und soll dabei auch energetisch saniert werden. (Foto: Renate Schmidt)

Die Anlage soll nicht nur erweitert, sondern dabei auch gleich energetisch saniert werden.

Von Thomas Daller, Taufkirchen an der Vils

Zu Beginn der Nuller-Jahre sagte der damalige Bürgermeister von Taufkirchen, Franz Hofstetter, er rechne mit einem Wachstum der Gemeinde auf mehr als 10 000 Bürger. Das klang für viele übertrieben, Taufkirchen dümpelte in den vergangen 20 Jahren, seit Beginn der Achtzigerjahre, stabil bei gut 8000 Einwohnern. Doch der Mann hatte Weitblick und konnte rechnen: 2022 hatte Taufkirchen bereits 11 286 Einwohner, ein Anstieg allein von 2021 auf 2022 um mehr als 250 Zuzügler. Wachstum hat seinen Preis, der wurde in den vergangenen Jahren vor allem in Millionenhöhe in Schulen und Kindergärten investiert. Nun muss auch die Kläranlage erweitert werden. Die Kosten werden auf 8,7 Millionen Euro veranschlagt und die Abwassergebühren werden dadurch steigen. Allerdings ist auch eine energetische Sanierung geplant, wodurch der Strombedarf um ein Drittel sinken wird.

Die Kläranlage Taufkirchen behandelt die Abwässer der Gemeinde Taufkirchen sowie der Gemeinden Inning am Holz und Steinkirchen. Sie hat eine Kapazität von 17 000 Einwohnergleichwerten, die zeitweise überschritten werden. Man spricht von Schwallbelastungen, bekanntestes Beispiel sind Fußball-Länderspielübertragungen im Fernsehen, wenn in der Halbzeitpause halb Deutschland auf die Toilette geht. Sie sind in der Regel aber nur von kurzer Dauer. An manchen Tagen lag die Belastung der Taufkirchener Kläranlage bei mehr als 30 000 Einwohnergleichwerten und erforderte ein gutes Abwassermanagement, damit die Werte im Ablauf nicht überschritten werden.

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Abwasserreinigung ist energieintensiv, Kläranlagen zählen zu den größten kommunalen Energieverbrauchern. Die Kläranlage Taufkirchen benötigt jährlich mehr als 500 000 Kilowattstunden Strom. Das sind 31 Kilowattstunden pro Einwohner. Die Gemeinde hatte daher das Büro WipflerPlan beauftragt, eine Erweiterung zu planen, bei der energetische Maßnahmen berücksichtigt werden, die Energie und Treibhausgase einsparen sollen.

Zehn Prozent der erweiterten Kapazität sind für Gewerbeansiedlungen vorgesehen

Die Planer stellten das Projekt in der vergangenen Gemeinderatssitzung vor. Die künftige Anlagengröße soll für 20 Prozent Zuwachs an Einwohnergleichwerten ausgelegt werden plus zehn Prozent Reserve für Gewerbeansiedlungen. Die Kapazität wird damit auf 26 000 Einwohnergleichwerte erweitert. Zudem soll eine Verfahrensoptimierung der biologischen Reinigung und die Modernisierung der Anlagentechnik den Energiebedarf senken, sagte Max Müller vom Planungsbüro. Durch die Optimierung der Schlammbehandlung wird der Faulgasertrag und die daraus im Blockheizkraftwerk erzeugte Energie gesteigert. Das Energiekonzept wird durch den Ausbau der Fotovoltaik und Abwasserwärmerückgewinnung ergänzt. Dadurch soll sich der Energiebedarf auf 19 Kilowattstunden pro Einwohner und Jahr senken lassen. Rund drei Viertel der in der Kläranlage benötigten Energie könnten so selbst erzeugt werden, sagte Müllers Kollege Andreas Vogel. Für die energetische Optimierung stehen Zuwendungen aus Bundes- und Landesmitteln in Höhe von bis zu 2,1 Millionen Euro in Aussicht.

Gemeinderat Stephan Bachmayer wunderte sich über die hohen Kosten für Gasspeicher, die in der Planung mit einer halben Million Euro angesetzt wurden. Bachmayer ist Landwirt und betreibt eine Biogasanlage: "Meine waren nicht annähernd so teuer", betonte er. Simon Wimmer, Energieeffizienzexperte der Planer, erläuterte, man dürfe die Kosten nicht zu gering ansetzen, wenn man die volle Förderung beanspruchen wolle. Gemeinderat Hannes Mundigl, ebenfalls Land- und Energiewirt, erkundigte sich , ob man die Gasspeicher am "freien Markt" einkaufen könne. Er habe den Eindruck, dass bei den Kommunen immer deutlich höhere Preise angesetzt würden. Immerhin handele es sich um Steuergeld, auch wenn man zudem Fördermittel erhalte. Max Müller entgegnete, man sei an das Vergaberecht gebunden. Der Gemeinderat beschloss, das Vorhaben zu realisieren, sobald es der Haushalt zulässt.

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