SZ-Adventskalender:Kleine Rente, große Sorgen

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An den Ausgabetagen bilden sich regelmäßig lange Schlangen vor dem Gebäude der Erdinger Tafel. (Foto: Renate Schmidt)

Hohe Energiepreise und die Inflation treffen Menschen mit geringen Einkünften besonders hart. Den Rentner Herrn D. plagen inzwischen große Existenzängste.

Von Regina Bluhme, Erding

Bis vor Kurzem ist Herr D. mit seiner kleinen Rente einigermaßen über die Runden gekommen. Doch angesichts der hohen Energiepreise und der Inflation weiß er jetzt langsam nicht mehr, wie er durch den Monat kommen soll. Inzwischen dreht er jeden Cent zweimal um und versucht, sofern es seine Gesundheit zulässt, so oft wie möglich Lebensmittel bei der Tafel zu holen. Seine Angst steigt, dass er die steigenden Kosten bald nicht mehr bewältigen kann.

Bei der Nachbarschaftshilfe Erding, die die örtliche Tafel organisiert, sind zahlreiche ähnliche Schicksale bekannt. Unter den Menschen, die regelmäßig in der langen Schlange vor der Ausgabe stehen, sind viele Senioren und Seniorinnen. Insgesamt versorge der Verein etwa eintausend Menschen mit günstigen Lebensmitteln, erzählt Petra Bauernfeind, Zweite Bürgermeisterin von Erding und Vorsitzende der Nachbarschaftshilfe. "Und es werden immer mehr."

(Foto: SZ)

Berechtigt für den Einkauf bei der Tafel sind Menschen, die staatliche Leistungen erhalten, Grundsicherung, Aufstocker, Geflüchtete. Ihre Kunden hat die Tafel Erding inzwischen in zwei Gruppen aufgeteilt. Sie gibt Lebensmittel jeweils vierzehntägig aus. Anders sei der Ansturm nicht zu regeln. Einen Aufnahmestopp lehnt Petra Bauernfeind ab. "Das wäre einfach ungerecht."

Die Vorsitzende der Nachbarschaftshilfe muss oft an eine Kundin denken. Eine Mutter von vier Kindern, die den Mut gehabt habe, sich von ihrem gewalttätigen Mann zu trennen. Nach ihrer Anzeige sei der Mann im Ausland untergetaucht - und die Frau stand mit den Kindern alleine da, "buchstäblich auf der Straße".

Viele Kunden der Tafel schämen sich für ihre Situation

Für ein bis zwei Euro, je nachdem für wie viele Personen man Lebensmittel holt, erhalten die Kunden und Kundinnen Gemüse, Obst, Brot und mehr. Viele schämen sich, weiß Petra Bauernfeind. Sie erinnert sich an ein Paar, das kürzlich zum ersten Mal zur Tafel gekommen ist. Die Frau war total vermummt, Schal über dem Gesicht und Sonnenbrille auf. "Sie wollte auf keinen Fall erkannt werden."

Auch Herr D. will seinen richtigen Namen nicht in der Zeitung stehen haben. Ihn plagen ebenfalls große Sorgen. Das Caritas-Zentrum hat den SZ-Adventskalender auf den älteren Herrn aufmerksam gemacht. Sein Leben lang hatte er mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen, die ihn in seiner Arbeitskraft eingeschränkt haben. Inzwischen ist er im Rentenalter und die Zeiten, in denen er nicht arbeiten konnte, machen sich nun bemerkbar.

Elf Euro Mehrkosten im Monat - das macht einiges aus

Zusätzlich zu seiner kleinen Rente bekommt er Grundsicherung vom Sozialamt. Ohne dieses Geld könnte er sich nicht mal die Miete leisten. Vor allem, da es aufgrund der hohen Energiepreise und gestiegenen Betriebskosten eine saftige Erhöhung der monatlichen Nebenkosten-Vorauszahlung gab. Auch sein Stromabschlag ist von 28 Euro auf 39 Euro gestiegen. Alleine diese elf Euro im Monat machen einiges aus, wenn man von wenig Geld leben muss.

Herr D. versucht regelmäßig zur Tafel zu gehen, um zumindest bei den Lebensmitteln zu sparen, oft schafft er den Weg dorthin aber einfach körperlich nicht. Wenn er jetzt in den Supermarkt geht und sich das Nötigste für die Woche kauft, sei er früher mit 20 bis 25 Euro hingekommen, sagt er, heute schaffe er keinen Einkauf mehr unter 30 Euro, obwohl er die gleichen Lebensmittel erwirbt.

Durch seine gesundheitlichen Probleme hat er auch oft Kosten für Medikamente, die die Krankenkasse nicht übernimmt. Sein größter Wunsch für dieses Jahr zu Weihnachten wäre, sich am Heiligabend mal was "richtig Guads" zum Essen leisten zu können - und vielleicht ein Zugticket, um endlich wieder seine Schwester zu besuchen, die in der Nähe von Regensburg wohnt. Der Adventskalender für gute Werke möchte Herrn D. zu Weihnachten gerne eine Freude bereiten und ihn mit einer Spende unterstützen. Er soll sich ein gutes Weihnachtsessen leisten können.

So können Sie spenden:

Adventskalender für gute Werke der Süddeutschen Zeitung e.V.

Stadtsparkasse München

IBAN: DE86 7015 0000 0000 600700

BIC: SSKMDEMMXXX

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