SZ-Adventskalender:Kein Internet für die Hausaufgaben

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Lernen für die Schule mögen nicht alle. (Foto: Jonas Güttler/dpa)

Die Aktionsgruppe Asyl im Landkreis Erding will die Integration von Geflüchteten vorantreiben, doch gerade Familien mit Kindern kämpfen mit finanziellen Problemen.

Von Regina Bluhme, Erding

Geflüchtete Menschen haben ihr ganzes Hab und Gut in der Heimat zurücklassen müssen. Sprachbarrieren und Bürokratie erschweren es ihnen, sich in Deutschland ein neues Leben aufzubauen. Im Landkreis Erding helfen die Ehrenamtlichen der Aktionsgruppe Asyl (AGA) Geflüchteten bei der Integration. Menschen wie dem 14-jährigen Ahmed N. (Name geändert), der die siebte Klasse einer Mittelschule im Landkreis besucht.

Karin Fengler-Mensah vom Vorstand der AGA schildert Ahmeds Fall: Die fünfköpfige Familie lebt in einer Asylbewerberunterkunft im Landkreis Erding. Ahmeds Vater war bis Ende September 2022 Erntehelfer und ist jetzt arbeitslos. Die Mutter kümmert sich um Ahmeds kleine Geschwister. Im Rahmen einer Duldung darf sich die Familie in Deutschland aufhalten.

Ahmed besucht die siebte Klasse einer Mittelschule. Weil er kein Handy hat und die Familie über keinen Internetanschluss verfügt, hat der 14-jährige Schüler einen "massiven Bildungsnachteil", wie Fengler-Mensah betont. Denn in der siebten Klasse werden Recherchen im Internet bei den Hausaufgaben erwartet. Mit einem Zuschuss könnte die Familie einen Festnetzanschluss und einen Internetrouter beantragen und für Ahmed auch ein Handy anschaffen. Der SZ-Adventskalender möchte den jungen Geflüchteten unterstützen.

Den Familienvater belasten nach dem ungewollten Umzug finanzielle Sorgen

Große finanzielle Sorgen belasten den jungen Familienvater Ibrahim K. aus Syrien. Er hat einen subsidiären Schutzstatus, da ihm bei der Rückkehr ernsthafte Gefahr droht. Seine Frau stammt aus Marokko und hat eine Ausbildungsduldung. Die beiden sind seit zwei Jahren verheiratet und haben eine einjährige Tochter. Das Geld ist sehr knapp. Wegen des Kindes kann Ibrahims Frau derzeit ihre Ausbildung nicht fortsetzen, da sich die Stelle sich im Landkreis Freising befindet und sie weder ein Auto noch einen Führerschein besitzt. Ibrahim wiederum ist im Landkreis Freising über eine Zeitarbeitsfirma auf Mindestlohnbasis bei einem Logistikunternehmen tätig.

Die Familie musste vor einiger Zeit von Erding nach Taufkirchen umziehen, da ihre Wohnung verkauft worden war und die neuen Eigentümer "die beiden rausgemobbt haben", wie Karin Fengler-Mensah es schildert. Die neue Wohnung in Taufkirchen kostet 800 Euro, die hohen Benzinkosten reißen ein tiefes Loch in die Kasse der kleinen Familie. Durch den Umzug, den Kauf von Möbeln und die Anschaffung eines Autos haben sich die beiden ziemlich verschuldet. Ein Auto sei aber wegen des Arbeitswegs von Ibrahim K. zwingend erforderlich gewesen, betont Fengler-Mensah.

Er benötigt einen neuen Reisepass, doch der ist teuer

Ibrahim K. benötigt nun auch noch einen neuen Reisepass, den er bei seiner Botschaft beantragen muss. Für die nicht geringen Kosten musste er das Girokonto belasten. Dabei hat er noch einen Kredit über 3000 Euro abzuzahlen. Laut Fengler-Mensah gibt es für ihn "eigentlich kaum eine Möglichkeit, die Schulden wegzubekommen". Im Namen von Ibrahim K. bittet sie darum, der jungen Familie eine Chance zu geben. "Sie wollen ja nicht auf Staatskosten leben."

Inzwischen hat die schwierige finanzielle Lage beim jungen Familienvater zu Depressionen geführt, was die Situation zusätzlich belastet. Es wäre für Ibrahim K. eine große Erleichterung, wenn er bei den Kosten für den Reisepass unterstützt werden würde und er damit nicht noch tiefer in die Schuldenspirale gerät. Der SZ-Adventskalender will Ibrahim K. und seine Familie unterstützen.

Leserspenden unterstützten die Ausstattung des Sprachkurs-Raums

Die ehrenamtlichen Mitglieder der AGA haben sich die Integration von Geflüchteten zum Ziel gesetzt. Sie unterstützen bei Behördengängen, suchen Dolmetscher und helfen mit Deutsch-Trainingsstunden denjenigen, die aufgrund ihres ungesicherten Aufenthalts keinen Anspruch auf eine Förderung im Integrationskurs haben. Dieses Jahr hat die AGA in Erding einen neuen Sprachkurs-Raum eingerichtet.

Die Unterrichtsmaterialien wie Whiteboard und Dokumentenkamera wurden zum Großteil aus Spenden des letztjährigen Adventskalenders für gute Werke der Süddeutschen Zeitung finanziert. "Die Sprachkurse der AGA dienen dazu, dass Geflüchtete so schnell wie möglich in Deutschland zurechtkommen und sich integrieren können", sagt Karin Fengler-Mensah. Mit einer Spende für Ahmed und Ibrahim will der SZ-Adventskalender die Arbeit der AGA weiter unterstützen.

So können Sie spenden

Adventskalender für gute Werke der Süddeutschen Zeitung e.V.

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