Vogelschutz:Vielleicht geht was

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Eine riesige Population an Saatkrähen fühlt sich im Stadtpark Erding seit Jahren wohl. (Foto: Renate Schmidt)

Erding hat alles versucht, um die geschützten Saatkrähen aus dem Stadtgebiet zu vertreiben. Jetzt will ein Pilotprojekt auch einen Abschuss zulassen. Ob das in Erding noch hilft?

Von Regina Bluhme, Erding

In der BR-Sendung Quer ging es am Donnerstagabend mal wieder um Krähen, besser gesagt, um das vom Bayerischen Landtag auf den Weg gebrachte Pilotprojekt für die Vergrämung der Tiere auch mittels Schusswaffen. Erdings Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) kam im Beitrag ebenfalls zu Wort, schließlich befindet sich hier mittlerweile die größte urbane Population im Freistaat. Doch ausgerechnet beim Erdinger OB hält sich die Begeisterung in Grenzen.

Mit dem Pilotprojekt, das die Freien Wähler mit Koalitionspartner CSU eingebracht haben, soll ermittelt werden, mit welchen Maßnahmen sich die klugen und äußerst lernfähigen Tiere erfolgreich vertreiben oder zumindest zahlenmäßig verringern lassen. Unter anderem soll untersucht werden, welche Maßnahmen der "letalen Vergrämung", also der Tötung, wirken und unter welchen Voraussetzungen eine artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung dafür eingeholt werden könnte.

Aktuell sind die Saatkrähen sowohl durch EU- als auch Bundesrecht streng geschützt. Ein Abschuss könne daher nur als "letzte Ultimo Ratio" in Betracht gezogen werden, sagt Landtagsabgeordneter Benno Zierer von den Freien Wählern im Quer-Beitrag. Noch ist das Projekt in der Konzeptionsphase, erklärt Andreas Raith vom Abgeordnetenbüro Benno Zierer. So werde derzeit im Rahmen der Haushaltsberatungen über die erforderlichen Mittel in Höhe von 400 000 Euro beraten und noch stehe auch nicht fest, welche Kommunen an dem Pilotprojekt teilnehmen werden. Benno Zierer hatte aber bereits öffentlich erklärt, dass die Krähenkolonie in Erding für ein solches Projekt geeignet wäre.

Ein Jäger erlege vielleicht eine Krähe, "aber dann sind die anderen 1600 immer noch da", so lautet der Kommentar von OB Max Gotz im Filmbeitrag. Im Bauausschuss einen Tag vor der Ausstrahlung hatte Gotz erklärt: Ein Abschuss einzelner Saatkrähen sei keine Lösung bei der enormen Zahl an Tieren. In der Sitzung klang bei Gotz weniger Resignation als vielmehr Ärger durch. Erding und namentlich CSU-Stadtrat Thomas Schreder, zugleich Biologe und Vorsitzender des Kreisjagdverbands, hätten über Jahre immer wieder bei der Regierung von Oberbayern auf die stark anwachsende Population hingewiesen, sämtliche Vorschläge seien ignoriert worden, eine Ausnahmegenehmigung verweigert.

Saatkrähen sorgen für Lärm und Schmutz im Stadtgebiet, außerhalb, hier auf dem Archivbild in Aufhausen, richten sie Schäden an Feldern an. (Foto: Stephan Görlich)
Ganz schön viele Nester: Die Saatkrähen im Stadtpark sorgen auch bei Anliegern immer wieder für Ärger. (Foto: Renate Schmidt)

Seit 2008 habe die Stadt zusammen mit einem Fachbüro das Wachstum lückenlos dokumentiert, sagt Thomas Schreder. "Die Zahlen gingen durch die Decke": 2008 waren es 68 Brutpaare, "jetzt sind wir bei über 1000". Eine Bejagung der Kolonie sei nie genehmigt worden. Beim Biber sei hingegen eine artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung möglich gewesen.

Ein Beschuss der Saatkrähen im Stadtpark, mitten im Stadtgebiet, sei natürlich unmöglich, betont Thomas Schreder. Aber außerhalb der Stadt, dort wo die Krähen auf Nahrungssuche gehen, könnte vielleicht doch eine Ausnahmegenehmigung greifen. Wichtig sei, dass Jäger nicht an den Pranger gestellt würden. Es müsse einen Runden Tisch geben. Und eins sei auch klar: Es gehe nicht darum, die Tiere auszurotten, sondern die Population auf ein erträgliches Maß zu reduzieren.

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