Nebenjob für den guten Zweck:"Ich fahre sehr langsam, damit mein Schutzengel hinterher fliegen kann"

Lesezeit: 2 min

Pater Paul Krutschek fährt Taxi, um eine Ministrantenwallfahrt zu ermöglichen. (Foto: Renate Schmidt)

Weil er Jugendlichen aus seinem Pfarrverband eine Ministrantenwallfahrt nach Rom finanzieren will, fährt Pater Paul Krutschek aus Taufkirchen/Vils an seinen freien Tagen Taxi.

Von Thomas Daller, Taufkirchen

Ein halbes Jahr lang will Pater Paul Krutschek, 44, seinen freien Montag opfern und dann Taxi fahren. Der Seelsorger des Pfarrverbandes Taufkirchen/Vils will mit dem 530-Euro-Job die geplante Wallfahrt seiner 30 Ministranten zwischen 13 und 20 Jahren nach Rom finanziell unterstützen. Bereits seit Anfang Januar ist er montags unterwegs. Bis zum Ende dieses Schuljahres will er den Job weitermachen. Die Aktion stößt auf breite Unterstützung: Mehr als 700 Euro sind bereits an zusätzlichen Spenden eingegangen.

Die Wallfahrt nach Rom ist vom 29. Juli bis 3. August geplant. Alle vier Jahre findet eine solche Ministrantenwallfahrt statt, die größte Teilnehmergruppe kommt aus Deutschland. Auf dem Programm stehen Workshops, Veranstaltungen, drei Ausflüge und ein Treffen mit dem Papst. Pater Krutschek war schon zweimal in Rom dabei. "Diese Begegnungen tragen zum Kennenlernen und zum Verständnis von Menschen unterschiedlicher Kulturen bei. Es ist ein unvergessliches Erlebnis, mit Ministranten der ganzen Welt zusammenzutreffen", weiß der Seelsorger.

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Die Fahrt nach Rom kostet pro Person 590 Euro, inklusive Unterkunft und Essen. Geschlafen wird im Haus seines Ordens, nur 100 Meter von der Spanischen Treppe entfernt. Vor allem jene Ministrantinnen und Ministranten, die über die Pandemiezeit hinweg treu ihren Dienst getan hätten, sollten mitfahren können. Nun sind aber während der Coronazeit einige Veranstaltungen der Pfarrei ausgefallen, bei denen Zuschüsse für die Rom-Wallfahrt erwirtschaftet werden sollten. Und 590 Euro sind für Familien mit zwei bis drei Kindern, die als Ministranten Dienst leisten, keine Kleinigkeit.

Bereits im Herbst machte sich der Pater vom Orden der Resurrektionisten Gedanken darüber, wie er die Wallfahrt finanziell unterstützen könnte: "Ich habe nicht viele Möglichkeiten." Doch dann brachte ihn Heike Aul aus der Pfarrfamilie Taufkirchen auf die Idee. Sie fährt selbst Taxi bei Manfred Lechner.

Bereits 2022 hatte er einen Hilfstransporter in die Ukraine gefahren

Der Gedanke gefiel dem Seelsorger, der seit zehn Jahren den Pfarrverband Taufkirchen leitet. Krutschek hat seit 1997 den Führerschein, fährt rund 40 000 Kilometer im Jahr mit dem Auto und weitere 7500 Kilometer mit dem Motorrad. Außerdem hat er bereits 2022 einen Hilfstransport in die Ukraine gefahren.

Zuerst hat er sich die Erlaubnis von seinem Team geholt. Dort fand man die Idee gut, vor allem Verwaltungsleiter Daniel Helmecke, mit den er schon den Hilfskonvoi organisiert hatte. Taxiunternehmer Lechner war auch sehr aufgeschlossen, weil er ohnehin Mitarbeiter suchte. Zudem war er überzeugt, dass der Pater ein guter und empathischer Fahrer sein wird. Er versprach sogar eine Prämie, wenn Pater Paul ein halbes Jahr durchhält.

Sein Ziel ist, 6000 Euro durch den Minijob und Spenden einzunehmen

Alle nötigen Prüfungen hatte Pater Paul bis zum Jahresende abgelegt: Für seine Taxierlaubnis hat der Pater bereits 43 Euro bezahlt, den arbeitsmedizinischen Check hat er erfolgreich absolviert und das Landratsamt Erding stellte am 23. Dezember den Personenbeförderungsschein aus. Bereits am Neujahrstag hatte der Priester seinen ersten Einsatz. Er fuhr Fahrgäste etwa zur Dialyse oder zum Flughafen: "Ich fahre sehr langsam, damit mein Schutzengel hinterher fliegen kann."

Der Taxiunternehmer hat ihm ein Elektroauto zur Verfügung gestellt, damit er auch nachhaltig unterwegs ist. An dem Fahrzeug ist ein Logo angebracht, auf dem der Hinweis steht, dass der Pfarrer für die gute Sache im Pfarrverband unterwegs ist. In seinem Nebenjob trägt der Ordensmann zivile Kleidung. Mit den Fahrgästen komme er schnell ins Gespräch, sagt Pater Paul: "Menschen zu treffen, die ich nicht in der Kirche sehe, ist ein Gewinn für mich als Seelsorger." Parallel zu seinen Fahrten hat er auch ein Spendenkonto eingerichtet, auf dem bereits mehr als 700 Euro eingegangen sind. Sein Ziel ist es, dass er mit seinem Minijob und den Spenden etwa 6000 Euro zur Wallfahrt beisteuern kann. Nach Rom gehe es aber nicht mit dem Taxi, sondern mit einem gemieteten Bus.

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