Ortsumfahrung Taufkirchen:Bauamt zahlt nicht für Lärmschutz

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Spatenstich für den Bau der Ortsumfahrung von Taufkirchen war am 21. März. (Foto: Renate Schmidt)

Bei der Ortsumgehung müsste die Gemeinde Taufkirchen zusätzliche Kosten selbst übernehmen. Der Gemeinderat will sich Kostenberechnungen nun vorlegen lassen.

Von Thomas Daller, Taufkirchen

Erst vor einem Monat war Spatenstich, nun mehren sich die Sorgen der Anwohner, dass die B388-Ortsumfahrung Taufkirchen künftig mehr Lärm mit sich bringen könnte. Sowohl im Gemeinderat am Dienstag Abend als auch in der Bürgerversammlung am Mittwoch war das das beherrschende Thema. Das Staatliche Bauamt, das vier Vertreter in die Gemeinderatssitzung entsandt hatte, machte allerdings deutlich, dass die Grenzwerte der Verkehrslärmverordnung eingehalten würden. Um zusätzlichen Lärmschutz müsste sich die Gemeinde kümmern und ihn auch finanzieren.

Felix Krötz vom Bauamt stellte das Projekt noch einmal kurz vor: Die Umfahrung soll auf einer Länge von 5,41 Kilometern in einem nördlichen Bogen um Taufkirchen verlaufen, acht Bauwerke aufweisen und voraussichtlich im Oktober 2027 eröffnet werden. Man geht davon aus, dass sie Taufkirchen um rund 7400 Fahrzeuge pro Tag entlastet.

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Gemeinderat Martin Huber (AfD) erinnerte daran, dass die vom Gemeinderat favorisierte Trassenführung abgelehnt worden sei. Zudem sei ein Gutachten zu dem Schluss gekommen, dass die Grenzwerte der Lärmbelästigung eingehalten werden. Dennoch halte er es für sinnvoll, dass mit dem überschüssigen Aushub ein Erdwall nördlich der Landessiedlung aufgeschüttet werde, "um Ruhe reinzubringen". Sonja Schwarz vom Bauamt entgegnete, da die Lärmschutzwerte eingehalten werden, könne das Bauamt keine zusätzlichen Flächen für den Lärmschutz erwerben. Das sei Sache der Gemeinde. Zudem falle kein überschüssiger Aushub an, weil mit Grundeigentümern bereits Auffüllflächen vereinbart seien.

Korbinian Empl (FW) schlug vor, für zusätzlichen Lärmschutz an der Brücke über den Stephansbrünnlbach zu sorgen. Sie verlaufe über dem Gelände und dort könne der Lärm "extrem stark" werden. Das sei machbar, sagte Sven Bonecke, ebenfalls vom Bauamt. Aber auch dabei müsste die Gemeinde die Zusatzkosten tragen.

Die A94 bei Dorfen ist abschreckendes Beispiel

Mehrere Gemeinderäte sprachen auch das Thema Straßenbelag an. Als abschreckendes Beispiel wurde dabei die A94 im Bereich Dorfen genannt, wo abschnittsweise Asphaltbeton verbaut wurde, der laute, holprige Rollgeräusche verursacht. Den Wunsch nach Flüsterasphalt lehnte das Bauamt jedoch rundweg ab: Nach derzeitigem Planungsstand werde ein Belag verwendet, der gegenüber einem Referenzbelag eine Lärmminderung um zwei Dezibel ermögliche, sagte Sven Bonecke. Sonja Schwarz fügte hinzu, Flüsterasphalt sei sehr offenporig, aber auch sehr sanierungsanfällig und verfüge nur über eine kurze Haltbarkeit: "An der A9 muss er alle acht bis zehn Jahre saniert werden. Diesen Mehraufwand müssten wir rechtfertigen. An der Ortsumfahrung wird der Belang definitiv kein offenporiger sein."

Zum Abschluss dieses Tagesordnungspunktes verständigte sich der Taufkirchener Gemeinderat darauf, dass man in einer weiteren Sitzung, sobald entsprechende Kostenberechnungen vorliegen, erneut darüber diskutieren könne, ob die Gemeinde die Kosten eines freiwilligen Lärmschutzes übernehme, und wenn ja, bis zu welcher Höhe.

Ein Zuhörer sorgt für Ärger und gibt das Mikrofon nur unter Protest ab

Ärger gab es zudem mit einem Zuhörer, Hermann Bauer, einem Anwohner der Landessiedlung. Er hatte in der Landessiedlung und im ebenfalls betroffenen Ortsteil Emling mehr als 100 Wurfzettel verteilt und die Anwohner aufgefordert, mit ihm zur Gemeinderatssitzung zu kommen, etwa 25 waren der Aufforderung gefolgt. Bauer beschwerte sich lautstark und ausgiebig, dass er kein Rederecht in der Sitzung habe. Bürgermeister Stefan Haberl (CSU) verwies auf die Geschäftsordnung und vertröstete ihn auf die Bürgerversammlung am folgenden Abend.

Zum Verständnis ist es wichtig zu wissen, dass sich Hermann Bauer zu Beginn der Gemeinderatssitzung am Pressetisch als neuer persönlicher Pressesprecher des Taufkirchener AfD-Landtagskandidaten Martin Huber vorgestellt hatte, was Huber der SZ auch bestätigt hat; Bauer sei aber nicht Parteimitglied. Als Bauer dann in der Bürgerversammlung ans Mikrofon trat, verschwieg er abermals dieses nicht unwichtige Detail und sprach nur aus der Position als Anlieger. Weitschweifig und langatmig - viele Zuhörer wurden schon unruhig - rekapitulierte er das Projekt Umfahrung und hob dabei Martin Hubers Rolle wiederholt dankend hervor. Schließlich forderte er mehr Lärmschutz von der Gemeinde. Als er anschließend noch begann, dem anwesenden Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) Vorwürfe wegen der Flüchtlingsverteilung im Landkreis zu machen, kippte die Stimmung im Bürgersaal und Bauer wurde von den Zuhörern aufgefordert, das Mikrofon für andere Bürger frei zu machen, die auch ihre Anliegen vortragen wollten. Nur unter Protest kam der ehemalige Polizeibeamte der Aufforderung nach.

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