Zum 30. Juni:MVZ Taufkirchen schließt

Lesezeit: 2 min

Im obersten Stock des zentral gelegenen Taufkirchener Sparkassengebäudes hat das MVZ Räume angemietet, die zum 30. Juni geschlossen werden. (Foto: Renate Schmidt)

Wegen des Fachärztemangels entsteht dort jedes Jahr ein Defizit von einer halben Million Euro. Das medizinische Angebot wird in das MVZ Erding verlagert.

Von Thomas Daller, Taufkirchen an der Vils

Das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) im Taufkirchener Sparkassenhaus wird zum 30. Juni geschlossen. Das MVZ Taufkirchen, ein Teil der MVZ Landkreis Erding GmbH, verfügt dort aktuell über 1,5 Sitze im Bereich der Gynäkologie, der Chirurgie und der Orthopädie. Die mangelnde Auslastung sowie der Fachärztemangel gaben den Ausschlag dafür, dass sowohl der Krankenhaus- als auch der Kreisausschuss einstimmig beschlossen haben, den Standort aufzugeben und sich auf das MVZ in Erding zu konzentrieren. Das Medizinische Versorgungszentrum Taufkirchen lief schon seit der Eröffnung im Juni 2019 nicht gut. In den ersten drei Jahren sind seither 1,1 Millionen Euro Defizit aufgelaufen. 2022 hoffte man auf eine Konsolidierung, aber die Rechnung ging nicht auf.

Zuletzt konnten im MVZ Taufkirchen nur noch 20 Wochenstunden in der gynäkologischen Praxis angeboten werden und nur acht Wochenstunden im Bereich Orthopädie, teilt das Landratsamt mit. Karin Fuchs-Weber, Büroleiterin von Landrat Martin Bayerstorfer und Geschäftsführerin des MVZ, wollte die Auslastung der Praxen verbessern und hat zwei Jahre intensiv nach einem weiteren Facharzt für den Bereich der Gynäkologie gesucht. Auch die Suche nach einem weiteren Orthopäden blieb erfolglos. Obwohl die Suche bundesweit mit Headhuntern und auf Fachärztezeitschriften ausgedehnt wurde, gab es keine Interessenten. Ein wirtschaftlicher Betrieb des MVZ, sagte Fuchs-Weber, sei somit nicht möglich, "auch wenn wir das sehr bedauern".

Die hausärztliche Praxis Zepter, die Kardiologie des MVZ Dorfen, eine Zahnarztpraxis, eine Apotheke und ein Optik-Fachgeschäft bleiben am Standort Taufkirchen. Zudem sind die freiwerdenden Räumlichkeiten weiterhin für medizinische Praxen und medizinische Nutzung vorgesehen. Die Suche nach Nachfolgenutzungen laufe bereits, so Fuchs-Weber. Vorstellbar seien Therapeuten, Tagesklinik, psychologische Angebote oder eine Zusammenarbeit mit der kbo-Klinik. "Logopäden, Hebammen, wir sind für alles offen. Wenn ein niedergelassener Hausarzt eine Praxis sucht: her damit!" Mit Unterstützung des Landkreises werde man weiterhin medizinisches Angebot und Nutzung ansiedeln.

Die Entscheidung kam nicht aus heiterem Himmel

Die Entscheidung, das Angebot des MVZ auf Erding zu konzentrieren, kam nicht aus heiterem Himmel. Bereits der Jahresabschluss 2019 machte Verluste von rund einer halben Million Euro. Man hatte in der Anfangsphase noch darauf gesetzt, dass man weitere Fachärzte gewinnen könne, was sich aber als zunehmend schwierig erwies. 2020 wurde erneut ein Fehlbetrag in Höhe von mehr als einer halben Million Euro fällig, 2021 war es eine knappe halbe Million und 2022 wieder. 2023 sollte sich das MVZ Taufkirchen laut Plan dann allmählich konsolidieren.

Doch die Durststrecke geriet zu lang. Vor allem, weil man wider Erwarten langfristig den Fachärztemangel nicht beheben konnte. "Was wir alles versucht haben...", sagt Fuchs-Weber. Aber Corona und nun noch die steigenden Energiekosten einer Praxis hätten die Zurückhaltung verfestigt.

"Wir müssen auch auf die Steuergelder schauen"

Bereits Ende 2020 galt das MVZ Taufkirchen als Sanierungsfall. Der mit der Prüfung des Jahresabschlusses 2019 beauftragte Wirtschaftsprüfer bestätigte die Überlebensfähigkeit des MVZ nur unter Vorbehalt. Auch der Verlust von einer Million Euro in den darauffolgenden zwei Jahren zeichnete sich damals schon ab. Der Wirtschaftsprüfer forderte deshalb unter anderem eine "nachvollziehbar geänderte Geschäftsstrategie und gegebenenfalls die Implementierung eines externen Sanierungsgeschäftsführers". Eine personelle Änderung gab es dann auch: Karin Fuchs-Weber wurde neben Krankenhausdirektor Dirk Last als zweite Geschäftsführerin eingesetzt. Sie intensivierte daraufhin die Suche nach Fachärzten, und kümmert sich nun um Nachmieter für die 260 Quadratmeter im obersten Stock. "Auf Dauer konnten wir so nicht mehr weitermachen", sagt die Geschäftsführerin. "Wir bedauern, dass wir gehen, aber wir müssen auch auf die Steuergelder schauen." Immerhin: Bei der Suche nach Nachmietern "sieht es bei zweien ganz gut aus"; ob sie die Räume gemeinsam nutzen wollen oder sie aufteilen, sei aber noch nicht absehbar.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: