Moosburg:Die Moordeifen rücken an

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Ein Moosburger Freundeskreis hat eine neue Gruppe gegründet, die das alte Adventsbrauchtum des Einkehrens wiederbeleben möchte. Am Samstag sind sie in der Altstadt beim Adventsauftakt dabei. Die Resonanz ist groß, täglich gehen neue Buchungsanfragen ein

Von Thilo Schröder, Moosburg

Krampusse, Hexen, Waldmännchen, Engel: Viele Menschen kennen die Begleiter des Nikolauses gar nicht mehr. Ein Moosburger Freundeskreis möchte deshalb das jahrhundertealte Adventsbrauchtum des Einkehrens in die Haushalte im Landkreis nun wiederbeleben. Am Samstag, 1. Dezember, sind die Moosburger Moordeifen (hochdeutsch Moorteufel) erstmals unterwegs. Mit aufwendig geschnitzten Masken und kreativen Kostümen verkleidet, ziehen sie durch Geschäfte und besuchen in den kommenden Wochen auch Privathaushalte und Weihnachtsfeiern.

Er selbst habe Krampusse als Kind erstmals in Österreich erlebt, erzählt Peter, Initiator und Obmann der Moordeifen. "Ich kann mich erinnern: Der Jutesack, das schwarz angemalte Gesicht, das hat mich nicht losgelassen." Er beschreibt die besondere Wirkung, die der Krampus auf Menschen, besonders auf Kinder, ausübe: "Man bekommt Muffensausen, aber ist gleichzeitig fasziniert." Inspiriert durch viele Krampus- und Perchtengruppen, gründete Peter im Dezember 2017 den Freundeskreis der Moosburger Moordeifen.

Ihren ersten Auftritt hat die Gruppe am kommenden Samstag. Dann zieht ein Nikolaus durch Moosburger Geschäfte und verteilt Lob und Tadel an die Ladeninhaber. Krampusse mit lauten Schellen begleiten ihn, eingehüllt in Holzmasken und urige Gewänder. Auch ein weißer Engel ist dabei. Entstanden sind die Verkleidungen in aufwendiger Handarbeit im Laufe des vergangenen Jahres. Auf ihrer Facebook-Seite geben die Moordeifen Sicherheitshinweise für die Aktion, besonders wichtig: "Reißen Sie keinesfalls an den Hörnern - es besteht Lebensgefahr für den Krampus." Am Nikolaustag stehen dann Hausbesuche an. Auch zu Weihnachtsfeiern sei man eingeladen worden, und ein runder Geburtstag stehe auch auf dem Terminplan, sagt der Initiator. Der Ansturm ist groß.

"Wir haben gar nicht damit gerechnet, dass das so einen Anklang findet, wir bekommen seit vier Wochen täglich Anfragen. Scheinbar besteht Interesse." Das beweisen auch die Reaktionen auf Facebook im Vorfeld: "Tolle Sache, ich schätze es sehr und find es super, wenn alte Bräuche nicht verkommen"‟, schreibt dort die Nutzerin Sabine Winner. Der Nutzer Dani K. Mpt kommentiert mit folgenden Worten: "Geile Sache, kenne es von einem Kollegen aus Österreich, der selber aktives Mitglied ist."

Der Adventsbrauch ist belegt für viele Länder und Regionen, auch für Südbayern. "Es gibt Überlieferungen aus dem 17. Jahrhundert, wo die Einkehr in die Stuben beschrieben ist", sagt Peter. Im Gegensatz zum Nikolaus, der die braven Kinder beschenkt, symbolisierten Schreckgestalten wie der Krampus den Tadel der Unartigen. "Man wollte den Kindern Angst einjagen", erklärt der Initiator. "Der Krampus ist kein Kuscheltier", betonen auch die Moordeifen auf ihrer Facebook-Seite. Mit der Angst wolle man es aber nicht übertreiben, sagt Peter. "Wir wollen keine wilden Horden, wir wollen Respekt schaffen, die alte Tradition aufleben lassen."

Die derzeit neun Mitglieder des Freundeskreises seien bunt gemischt, die Altersspanne liege zwischen 22 und 44 Jahren. Wer genau sich hinter den Masken verbirgt, wollen die Moordeifen nicht verraten, auch nach Ende der diesjährigen Aktion soll die Anonymität gewahrt bleiben. Die Gerüchteküche brodelt dennoch. So mancher Moosburger ahne vermutlich, wer dahinter steckt, sagt Peter, der auch in der Mittelalterszene aktiv ist. Nach den vielen positiven Rückmeldungen im Vorfeld stehe jedenfalls fest: "Wir bauen das noch aus."

Der Einkehrbrauch der Moordeifen ist erstmals in den Moosburger Geschäften am Samstag, 1. Dezember, zu erleben: Von 11 bis circa 11.30 Uhr, Haushaltswaren Hirschpointner, Thalbacher Straße; 12 bis circa 12.30 Uhr, Moosburger Teeladen, Weingraben; 12.45 bis circa 13.15 Uhr Moosburger Badehimmel und LIDA, Herrnstraße; bei schlechtem Wetter wird die Aktion auf Samstag, 8. Dezember, verschoben.

© SZ vom 01.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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