Secondhand liegt im Trend, denn es ist günstig und nachhaltig zugleich. Der Pfarrverband Wartenberg hat jetzt ein besonderes Schnäppchen gemacht: Die Kirche St. Martin in Langenpreising erhält einen neuen Volksaltar - aus zweiter Hand und sogar gratis. Pfarrer Gregor Bartkowski hat das Ensemble per Zufall im Kunstdepot der Erzdiözese München und Freising entdeckt. "Es war eine glückliche Fügung, so kann man das sagen", erklärt Pfarrer Gregor Bartkowski beim Telefonat mit der SZ.
Ursprünglich stand der künftige Langenpreisinger Volksaltar, also Tisch und Ambo, in der Kapelle des Studentenwohnheims Ludwigskolleg, das sich in der Trägerschaft der Erzdiözese befindet. Dann sei das Wohnheim in Schwabing-Freimann umgebaut worden, die Kapelle habe wohl Studentenwohnungen weichen müssen, so erzählt es Pfarrer Bartkowski. Der Altar wurde jedenfalls abgebaut und im Kunstdepot der Diözese in Neumarkt/St. Veit, Landkreis Mühldorf, zwischen diversen anderen Objekten eingelagert. Dort stand er dann "über Jahre", erzählt Pfarrer Bartkowski.
Bei einem Besuch im Depot sei ihm der Altar aufgefallen. "Ich habe gedacht: Das wäre doch was für Langenpreising." Es folgten mehrere Gespräche mit dem Kunstreferat der Diözese. Dann wurde Maß genommen sowohl am Altar des Ludwigskollegs als auch am neuen Standort in St. Martin. "Wir haben mit Kartons den Altar nachgebaut, um zu sehen, ob auch alles passt", so der Pfarrer. Und es passte.
Der Altar ist aus Travertinstein, informiert Pfarrer Bartkowski. Mit diesem Material sei auch die gesamte Fassade des Petersdoms in Rom gestaltet worden. Aktuell werde das Ensemble vom Steinmetzbetrieb Neumeier aus Wartenberg instandgesetzt. Nach und nach soll auch die Ausstattung rund um den modernen Altar erneuert werden, so sollen neue Leuchter und Kerzenständer angeschafft werden, auch eine neue Bestuhlung für den Altarbereich sei angedacht. Eine große Unterstützung sei der Pfarrei der Verein der Freunde und Förderer der Kirchen der Pfarrei Langenpreising, betont Pfarrer Bartowski. Die Mitglieder haben sich bereiterklärt, fünf neue Leuchter zu finanzieren, die in der Ebersberger Kunstschmiede Bergmeister hergestellt werden. Die Einweihung des Secondhand-Steinaltars findet am 22. Juni mit Weihbischof Wolfgang Bischof statt.
In Wartenberg habe es sogar einmal einen tragbaren Altar gegeben
Sogenannte Volksaltäre gibt es noch gar nicht so lange. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil 1964 sollten die Priester nicht mehr mit dem Rücken zu den Gläubigen am Hochaltar den Gottesdienst zelebrieren, sondern "in der Mitte der Gemeinde" mit Blick zu den Gottesdienstbesuchern. Es sollte schnell gehen, manche Kirchen hätten erst mal ein Provisorium aufgestellt. In Wartenberg habe es einst sogar einen tragbaren Volksaltar gegeben, weiß Pfarrer Bartowski.
Wenn nun in Langenpreising die bisherige Holzkonstruktion durch einen soliden steinernen Altar ersetzt werde, dann soll damit auch ein Zeichen gesetzt werden: "Hier steht etwas, was bleibt." Und der alte Volksaltar? Der werde in der Sakristei eingelagert und soll zunächst für Freiluft-Gottesdienste genutzt werden.
