Austausch von Fachwissen:Wassermanagement für die Wüste

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Mitarbeiter des algerischen Ministeriums für Landwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft bei einem Sickerungsversuch auf dem Betrieb von Stefan Hörmann in Loh bei Bockhorn. (Foto: privat)

Vertreter des algerischen Landwirtschaftsministeriums besuchen einen Demonstrationsbetrieb bei Bockhorn. Dort kann man erstaunliche Erfolge vorweisen, wie Ackerböden möglichst viel und effizient Wasser speichern.

Von Thomas Daller, Bockhorn

Landwirtschaftliche Böden, die Regenwasser aufsaugen können wie ein Schwamm, sind die Zielsetzung einer bäuerlichen Demonstrationsfläche bei Bockhorn, auf der auch Schulungen veranstaltet werden. Offenbar genießt dieses Projekt mittlerweile internationalen Ruf. Vor kurzem besuchte eine Delegation des algerischen Ministeriums für Landwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft das Projekt und ließ sich über Methoden der Versickerung informieren. Begleitet wurden sie dabei von Katharina Binsteiner und Josef Schächtl, beide vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Ebersberg-Erding (AELF).

Landregen wird der flächendeckende, leichte Dauerregen genannt, der teilweise über Stunden hinweg Böden optimal bewässern kann. Böden, die viel Wasser speichern, können das dann nicht nur in Trockenphasen den Pflanzen zur Verfügung stellen, sondern sind auch ein wichtiger Hochwasserschutz. Im Frühjahr dieses Jahres kam es zwar im Landkreis Erding immer wieder zu solchen gewünschten Regenereignissen. Doch insgesamt zeichnet sich eine ungünstigere Niederschlagsverteilung ab. Starkregen tritt immer öfter auf und verursachte im Landkreis Erding zuletzt im Sommer 2021 eine Hochwasserkatastrophe am Seebach in Oberdorfen.

In Algerien steht die mangelnde Wasserverfügbarkeit im Vordergrund. Doch auch dort ist es von zentraler Bedeutung, dass das wenige Wasser im Boden gespeichert wird und nicht wieder verdunstet. In der algerischen Sahara werden mehrere 100 000 Hektar Land bewirtschaftet. 25 Vertreterinnen und Vertreter des Ministeriums besuchten nun den Demonstrationsbetrieb von Stefan Hörmann in Loh in der Gemeinde Bockhorn.

Der Hof ist Bestandteil eines bayernweiten Netzwerks von rund 100 Demonstrationsbetrieben. Dieses Netzwerk ist im Rahmen eines Wasserpakts vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten aufgebaut worden. Es soll als Plattform für den gegenseitigen fachlichen Erfahrungsaustausch dienen und sich durch besonders gewässerschonende Bewirtschaftungsweisen auszeichnen.

Mulch und Würmer helfen bei der Bodenverbesserung mit

Die sieben Hektar Demonstrationsflächen liegen an der Bundesstraße B388 zwischen Erding und Grünbach. Dort wachsen Klee, Senf, Sonnenblumen, Phacelia oder Ackerbohnen. Diese Zwischenfrüchte werden auf Getreideanbauflächen nach der Ernte ausgesät. Mit ihren Wurzeln geben sie dem Boden Halt. Stengel und Blätter dienen nach dem Abfrieren im Winter Würmern als Nahrung. Das verbessert nicht nur den Boden, sondern stabilisiert ihn auch gegen Erosion. Und nicht zuletzt verwandeln die Regen- und Tauwürmer mit ihren bis zu 1,5 Meter tiefen Drainagen den Acker in einen riesigen Schwamm.

Die Wirkung ist erstaunlich. Stefan Hörmann demonstriert sie seinen Besuchern im Rahmen eines sogenannten Sickerungsversuchs. Dabei drückt er Metallringe leicht in den Boden und gießt dann in diese Zylinder eine Wassermenge, die 200 Litern auf einem Quadratmeter entspricht. Das ist eine enorme Menge Wasser. Sie entspricht etwa einem Drittel der jährlichen Niederschlagsmenge in der Region. Diese große Wassermenge versickert bei dem Versuch innerhalb von nur acht Sekunden im Boden.

Die algerischen Gäste staunten über die Vorführung. "Auch wenn dadurch nicht alle Folgen eines Starkregenereignisses verhindert werden können, macht es deutlich, wie viel Niederschlagswasser eines simulierten Starkregens die unterschiedlich strukturierten Böden aufnehmen können", sagte Josef Schächtl.

Nicht nur beim Getreide, auch beim Maisanbau ist das Prinzip anwendbar, zumindest beim Körnermais. "Ich ernte nur die Körner, der Rest bleibt auf dem Feld", sagte Hörmann. Die gehäckselten Pflanzen dienen als Mulch und Futter für Würmer und Bodenorganismen.

Der Dialog mit Simultanübersetzerinnen stellte die Unterschiede zwischen algerischen und deutschen Bodengegebenheiten, Klima, rechtlichen Rahmenbedingungen und landwirtschaftlicher Praxis heraus. Alle Teilnehmer betonten dabei auch die Notwendigkeit des Gewässer- und Umweltschutzes in allen Teilen der Erde.

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