Landshut/Marzling:Überfall bei Feier ausgeheckt

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14 Jahre nach der Tat in Marzling steht ein 41-Jähriger vor Gericht

Von Alexander Kappen, Landshut/Marzling

Es hat lange gedauert, bis es zur Anklage kam - wenn auch bislang nur gegen einen der vier mutmaßlichen Täter. Fast 14 Jahre nach einem Raubüberfall auf ein landwirtschaftliches Anwesen in Marzling muss sich nun ein 41-jähriger Mann vor der dritten Strafkammer des Landgerichts Landshut verantworten. Der Angeklagte, der die serbische und bosnische Staatsbürgerschaft besitzt, aber bis zu seiner Verhaftung in Belgien gelebt hat, gestand zum Prozessauftakt am Dienstag, zusammen mit drei Komplizen ein älteres Ehepaar sowie einen weiteren Bewohner des Anwesens überfallen, gefesselt und 2500 Euro erbeutet zu haben.

Das Geständnis war Gegenstand eines sogenannten Deals, den die Prozessbeteiligten in einem Verständigungsgespräch ausgehandelt hatten. Darin stellte das Gericht unter Vorsitz von Richterin Inken Bouabe in Abstimmung mit Staatsanwalt und Verteidiger im Falle eines Geständnisses eine Einzelstrafe zwischen vier und sechs Jahren sowie unter Einbeziehung eines früheren Urteils eine Gesamtstrafe von fünf bis sieben Jahren in Aussicht.

Der Angeklagte, der seit September in Untersuchungshaft sitzt, räumte die Tatvorwürfe über seinen Verteidiger im Wesentlichen ein und machte auch selbst Angaben. Demnach war er im Mai 2005 mit einem Bekannten aus Belgien und dessen Vater zu einer Familienfeier im Raum Landshut/Freising gefahren, weil deren Familie hier lebt. Man habe gefeiert, viel getrunken - und dann mit zwei weiteren Männern aus Belgien, die er über den Bekannten kennengelernt habe, den Tatplan ausgeheckt. Von einem wusste der Angeklagte den Vornamen, vom anderen hatte er keine Personalien. Aber sein Bekannter, dessen vollen Namen er nannte, wisse mehr.

Der Bekannte habe "gesagt, dass in der Nähe eine Familie lebt, die Geld hat", teilte der Angeklagte über eine Dolmetscherin dem Gericht mit. Am nächsten Tag um sieben in der Früh nach wenig Schlaf und einem Frühstück mit Krautwickel und Wein - "das ist bei solchen Feiern üblich", erklärte die Dolmetscherin - machte sich das Quartett auf zu dem Hof. Einer - er soll der Wort- und Rädelsführer gewesen sein - hatte eine Schreckschusspistole dabei. Auf den Hof täuschten die vier Täter vor, ein Schaf kaufen zu wollen. Dann bedrohten sie die Geschädigten mit der Pistole und einer Knochensäge und fesselten sie mit Seilen und Paketband. Einer der Täter schlug einen Mann laut Anklage in den Magen und die Kniekehlen sowie mit der Pistole an die Stirn, was eine Platzwunde zur Folge hatte. Er habe niemanden gefesselt oder geschlagen, sondern nur nach dem Geld gesucht, beteuerte der Angeklagte. Kurioserweise entdeckte keiner der Räuber einen Tresor, in dem sich 84 000 Euro befanden, wie ein inzwischen pensionierter Polizist der Kripo Erding als Zeuge aussagte. Auch einen Waschbeutel, in dem sich mehrere Goldbarren befanden, warfen sie zu Boden, beachteten ihn aber nicht. "Wer rechnet schon mit Goldbarren in einem Waschbeutel?", so der Zeuge. Der Mann, von dem die Täter den Hinweis auf das viele Geld in dem Anwesen hatten, war der Polizei bekannt. Warum man ihn nicht intensiver befragt habe, verstehe er aus heutiger Sicht auch nicht, räumte der Zeuge ein. Der Prozess in Landshut wird diesen Mittwoch fortgesetzt.

© SZ vom 15.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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