Die Handwerkskunst von Krippenbauern aus vier Kontinenten wird im Advent im Wasserschloss Taufkirchen präsentiert. Die Werke stammen aus Peru, Ecuador, Bolivien, Chile, Guatemala, Mexiko, China, Tansania, Nepal und Österreich. Schwerpunkt sind die Arbeiten aus Peru. Leihgeberin Rina Gurtner ist gebürtige Peruanerin und kennt viele der Kunsthandwerker, die die 150 Exponate erstellt haben. Gurtner ist Handwerkerin und Restauratorin und seit vielen Jahren fasziniert von der Vielfalt der Handwerkskunst der Welt. Sie hat auch "El Inka" gegründet, ein Unternehmen, das sie als Brücke für den Austausch von Kultur und Kunsthandwerk aus ihrer Heimat bezeichnet.
Zum vierten Mal findet im Wasserschloss Taufkirchen eine Krippenausstellung im Advent statt. 2019 wurden mehr als 500 Miniaturkrippen aus aller Welt gezeigt, 2021 gab es mehr als 60 originelle Papierkrippen zu sehen, 2022 waren es 160 Krippen aus aller Welt. Wie in den vergangenen Jahren ist die Ausstellung auch dieses Mal wieder im Westflügel im ersten Obergeschoss des Wasserschlosses zu sehen. Geöffnet ist an den ersten drei Adventswochenenden.
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Die Sammlung Gurtner wurde bereits in Salzburg, Laufen, München, Münsterschwarzach und Berlin gezeigt. Der Großteil der Exponate stammt aus Peru und es ist erstaunlich, welche kunsthandwerkliche Vielfalt zu sehen ist. Von der Küste über den Dschungel bis hin zum Hochland werde mit verschiedenen Materialien und Stilen gearbeitet, erzählt Gurtner. Auffallend ist auch, dass mehr Tiere Bestandteile der Krippenszenarien sind als hierzulande mit Ochs, Esel und Schafen. Papageien beispielsweise oder der Kondor, dem Symbol für den "Gott der Luft", sagt Gurtner. Die Peruaner hätten ihren Naturgottheiten nie ganz abgeschworen, erläutert sie, auch wenn die Christianisierung Lateinamerikas "mit der Peitsche" erfolgt sei.
Neben Krippen sind auch Fatschenkindl zu sehen. "In den Anden werden Babys eng in Windeln gewickelt", sagt Gurtner. Dadurch sollen die Beine gerade wachsen. Darüber hinaus werden auch Figuren gezeigt, die das Jesuskind mit einem Dorn im Fuß darstellen. Der Kontext dazu lautet, dass Jesus mit anderen Kindern spielen wollte und sich dabei einen Dorn eingetreten habe. Diese Verletzlichkeit weise darauf hin, dass er Mensch geworden sei.
Ein Künstler hat auch eine politische Skulptur geschaffen, die er mit mehreren Raketen versehen hat. Er stellt damit Bezüge zur peruanischen Guerillaorganisation Sendero Luminoso und zu Gewalt und Krieg her. Mit der Geburt Christi solle demnach der Friede in die Welt kommen. Der Künstler selbst musste vor mehr als 40 Jahren vor dem Leuchtenden Pfad fliehen.
Ungewöhnliche Motive sind auch Boote, auf denen das Jesuskind zur Welt kommt. Es sind Schilfboote, wie sie auf dem Titicacasee verwendet werden, an der Grenze zwischen Peru und Bolivien. Ferner ist in der Ausstellung auch eine Muttergottes zu sehen, wie sie ihr Kind stillt. Eine Darstellung, die in der religiösen Kunst sehr selten verwendet wird.
Ergänzt wird die Ausstellung dieses Jahr um drei Vorträge, ebenfalls im Westflügel des Wasserschlosses, veranstaltet vom Katholischen Bildungswerk im Landkreis Erding. Am Sonntag, 3. Dezember, 16 bis 16.30 Uhr, widmet sich der Theologe Nikolaus Hintermaier dem Thema: "Warum waren die armen Hirten auf dem Feld die ersten Follower des Jesuskindes?". Am Sonntag, 10. Dezember, 16 bis 16.30 Uhr, referiert Hintermaier über "Was träumt Josef? Warum entscheidet er sich neu für Maria und das Kind?". Professor Hans-Otto Seitschek befasst sich am Sonntag, 17. Dezember, 16 bis 16.30 Uhr, mit der Frage, wer die Heiligen Drei Könige waren.
Krippenausstellung im Wasserschloss Taufkirchen, geöffnet an den ersten drei Adventswochenenden, freitags und samstags von 17 bis 20 Uhr sowie sonntags von 15 bis 20 Uhr. Auch am Nikolaustag ist von 17 bis 20 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.