Kommunalwahl in Moosinning:Erfolgreicher Marathon in Moosinning

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SPD-Kandidat Georg Nagler stemmt sich erfolgreich gegen den bundesweiten Abwärtstrend seiner Partei und setzt sich gleich im ersten Wahlgang gegen den CSU-Mitbewerber um das Bürgermeisteramt durch

Von Regina Bluhme, Moosinning

Georg Nagler ist schon den Halbmarathon am Tegernsee gelaufen. Beim Rennen ums Bürgermeisteramt von Moosinning hat der 41-jährige SPD-Kandidat jetzt auch sein Ziel erreicht: Auf Anhieb ist ihm der Sprung ins Rathaus geglückt. Mit 56,74 Prozent der Stimmen ließ er seinen Mitbewerber Manfred Lex von der CSU hinter sich. Im Gemeinderat hat die SPD einen Sitz hinzugewonnen, fünf statt vier. Mit Nagler sind sogar sechs Bewerber von der SPD-Liste im Gemeinderat vertreten. "Ein toller Erfolg", freut sich der zweifache Familienvater.

"Run Moosinning", so hatte Georg Nagler seinen Wahlkampf überschrieben. "Ich dachte, das passt gut: Run bedeut übersetzt Laufen, aber auch Leiten", erklärt der frischgewählte Bürgermeister. Beim Marathon geht es ja nicht so sehr um die Schnelligkeit, sondern um Ausdauer und Durchhalten. Für einen Sozialdemokraten sei in Moosinning das Terrain "etwas schwieriger", räumt er ein. "Mit wurde gesagt, dass ich es bei einer anderen Partei leichter hätte, gewählt zu werden." Aber für ihn sei immer nur die SPD in Frage gekommen. Ein Grund sei die Geschichte dieser Partei in der NS-Zeit, das sei ihm bei seiner Arbeit in der Gedenkstätte Dachau bewusst geworden. Auch was die Unterstützung der Arbeiterschaft betrifft, stehe die SPD "auf der richtigen Seite". Er selbst ist in der Lehrergewerkschaft engagiert.

Georg Nagler vor dem Rathaus von Moosinning. Der SPD-Kandidat ist am Sonntag zum Bürgermeister gewählt worden. (Foto: Renate Schmidt)

Auch in der Flüchtlingspolitik hat er eine klare Meinung. "Wir sollten unseren neuen Mitbürgern eine Chance geben." Als vor kurzem das Landratsamt anfragte, ob die Gemeinde Wohnraum anbieten könne, habe er sich für diesen "solidarischen Beitrag, den auch andere Kommunen leisten sollten", ausgesprochen. Der Gemeinderat lehnte den Antrag ab. Während des Wahlkampfs sei er darauf angesprochen worden, nicht immer war die Rückmeldung positiv. "Ich stehe zu meiner Meinung", betont Nagler. "Aber ich hab mir gesagt: Wenn mich jemand wegen meiner Einstellung nicht wählt, dann soll es halt so sein." Man könne es schließlich nicht jedem recht machen und an seinen Prinzipien möchte er festhalten. "Ich habe meine Zielsetzungen." Natürlich gelte es Grenze auszuloten, "aber es gibt Grenzen".

Dass er auf Anhieb den Sprung ins Bürgermeisteramt geschafft hat, das freue ihn sehr. Da hat sonst im Landkreis für die SPD nur noch Nicole Schley geschafft, die ohne Gegenkandidat wiedergewählt wurde. Positiv sei auch, dass sich die Wahlbeteiligung mit knapp 70 Prozent im Vergleich zur letzten Kommunalwahl gesteigert habe. Dass sich die SPD in Moosinning auch bei der Anzahl der Gemeinderatssitze steigern konnte, sei "ein toller Erfolg". "Es war vor allem eine Persönlichkeitswahl", räumt Nagler ein. Von den 20 Kandidaten auf der Liste sind 17 Parteifreie. Darunter die erst 21-jährige Marie-Luise Eder, die den Einzug in den Gemeinderat geschafft hat. Georg Nagler ist vor sechs Jahren in den Gemeinderat gewählt worden, als Bürgermeister will er auf die Zusammenarbeit im Gemeinderat setzen, fügt er hinzu. Die sei in den letzten sechs Jahren durchaus "gewinnbringend" gelaufen. Er hoffe, dass es in dem neugewählten Gremium mit CSU, Bürgerblock (BB) Moosinning und Bürgerschaft Eichenried (BE), die eher dem konservativen Lager zuzurechnen sind, weiter gut laufen werde. Erstmals geht ein Sitz an die AfD.

Als eines seiner nächsten Ziele nennt Georg Nagler einen Kreisverkehr an der Bundesstraße bei Rewe und er will alle versicherungstechnischen Fragen ausloten, damit am Baggersee wieder eine Badeinsel eingerichtet werden kann. Weitere Punkte wie ein neues Feuerwehrhaus oder ein Multifunktionsgebäude im Naherholungsgebiet seien schon länger Thema, jetzt gelte es "die vorbereiteten Früchte zu ernten". Georg Nagler ist in Moosinning aufgewachsen, war Fußballer, Oberministrant und bei der Landjugend engagiert. Er kennt die Arbeiter- und Akademikerwelt: Nach dem Fachabitur hat er Chemielaborant gelernt, dann die allgemeine Hochschulreife an der BOS erlangt und Politische Wissenschaften in München studiert. Später hat er Lehramt für Mathematik, katholische Religion und Sozialkunde studiert. Seit 2018 war er abberufen als Bildungs- und Sportreferent in München. 2003 hat er ein halbes Jahre in Israel in einem Kibbuz verbracht, eine Zeit, die ihn stark geprägt habe. Später er hat auch Iran, Äthiopien und Syrien bereist. "Ich habe über den Tellerrand geschaut", sagt Nagler. Das will er auch weiterhin tun.

© SZ vom 17.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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