Kommunalwahl im Landkreis Erding:In Erding und im Kreistag fast doppelt so stark

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Die Grünen zeigen sich begeistert vom Wahlausgang - nur mit einem eigenen Bürgermeister hat es nicht geklappt

Von Sara Maria Behbehani, Erding

Für die Grünen waren die Kommunalwahlen im Landkreis Erding ein Erfolg. Einige Ortsverbände konnten ihre Ergebnisse verdoppeln, neu gegründete Ortsverbände zogen gleich mit zweistelligen Ergebnissen in die Gemeinderäte und der grüne Aufwind zeigt sich auch am Ergebnis des Kreistags: Dort erhielten die Grünen vorläufig 17,11 Prozent der Stimmen und konnten damit ihre Sitze von sechs auf elf erhöhen. Ein ähnliches Bild zeigt sich in der Stadt Erding: Dort verdoppelten die Grünen ihr Ergebnis von 8,72 Prozent auf 16,19 Prozent und kommen nun auf sechs statt drei Sitze. Mit einem grünen Bürgermeister hat es allerdings nicht geklappt. Besonders enttäuscht zeigt sich Florian Geiger, der im Vorfeld der Wahl als aussichtsreichster grüner Anwärter auf das Bürgermeisteramt gehandelt worden war und mit 24,81 Prozent der Stimmen den Einzug in die Stichwahl verpasste.

Nichtsdestotrotz fuhren die Grünen in Isen mit 19,18 Prozent der Stimmen das zweitstärkste Wahlergebnis im Landkreis ein. Ob nun Freude über das Gesamtergebnis oder Enttäuschung über das eigene überwiegen, kann Florian Geiger nicht sagen: "Es hält sich die Waage, es ist ein gleichberechtigtes Gefühl." Nach einem kurzen Moment fügt er aber an, "Minute für Minute setzt sich die Freude mehr durch". Sein Abschneiden sei für ihn und die Partei so nicht abzusehen gewesen: "Das war eine Überraschung gestern Abend. Das Gefühl war die ganze Zeit ein anderes. Ich zerbreche mir den Kopf darüber, woran es gelegen haben könnte. Aber ich weiß es nicht."

Florian Geiger hat es nicht in die Stichwahl geschafft, freut sich aber über das Gesamtergebnis (Foto: Renate Schmidt)

Auch seine Frau Lena Geiger, die Spitzenkandidatin in Isen, zeigt sich mit dem Gesamtergebnis sehr zufrieden, führt aber neben der Bürgermeisterwahl noch etwas Anderes an, das sie enttäuscht: "Im Gemeinderat konnten wir unsere Sitze von zwei auf vier verdoppeln und zwei der vier werden Frauen sein - allerdings sind wir im Gemeinderat bei 21 Mitgliedern jetzt nur vier Frauen." Das hatte Lena Geiger sich anders erhofft. "Wir hatten kurz vor der Wahl noch die Debatte um mehr Frauen in der Politik in der Öffentlichkeit. Aber offensichtlich wählen die Leute doch anders. Oder sie wählen zumindest nicht explizit die Frauen." Sicher sei das zum einen auch eine Angebotsfrage. Dass bei den Grünen die Hälfte der Sitze an Frauen geht, würde zeigen, dass die quotierte Liste etwas bringt. Sie habe in Isen aber auch beobachten können, dass die Männer explizit nach vorne gehäufelt würden. Warum das so sei, das sei eine andere große soziologische Frage. "Ich finde es jedenfalls sehr traurig, dass wir keine andere Aufteilung hingekriegt haben."

Zumindest die Grünen haben es auch in Erding geschafft, in den Stadtrat gleich viele Männer und Frauen zu entsenden. Und auch dem Kreistag sieht Helga Stieglmeier, Kreisvorsitzende und Spitzenkandidatin, da positiv entgegen. Insgesamt zeigt sie sich sehr zufrieden mit der Wahl. "Ich bezeichne mich ruhigen Gewissens als Wahlgewinnerin." Gleichzeitig gibt sie zu, nicht mit so einem Ergebnis gerechnet zu haben. Nun aber hätten die Grünen bewiesen, dass sie eben nicht nur eine Stadtpartei seien. "Wir hatten einen wahnsinnigen Drive im Wahlkampf. Da herrschten Aufbruchsstimmung und große Unterstützung. Und dann macht so ein Wahlkampf auch einfach Spaß." Dass es mit einem grünen Bürgermeister nicht geklappt hat, sieht sie als nicht besonders tragisch an. "Natürlich erwartet man sich immer was. Aber wenn man sich die Ergebnisse in den Gemeinden ansieht, in denen wir Bürgermeisterkandidaten hatten, kann man wohl sagen, dass die fantastisch sind und dass die Kandidaten erheblich dazu beigetragen haben."

Helga Stieglmeier sieht die Grünen als die Gewinner der Kommunalwahlen in Erding. (Foto: Niels P. Joergensen)

Das beste Ergebnis des Landkreises haben die Grünen in Forstern eingefahren. Dort hat es nicht nur Maria Feckl als einzige Grüne in die Stichwahl um das Bürgermeisteramt geschafft, die Grünen landeten aus dem Stand bei 21,84 Prozent. Zuvor waren sie im Gemeinderat gar nicht erst vertreten. "Das ist bombastisch", sagt Stieglmeier.

Die einzige Gemeinde, in der die Grünen angetreten sind, und die vom Ergebnis her knapp einstellig geblieben ist, ist Fraunberg mit 9,92 Prozent. Vom allgemeinen Aufwind der Grünen konnte man dort kaum profitieren. Dennoch zeigt sich Karlheinz Reingruber, der bisher als einziger Grüner im Gemeinderat saß, sehr zufrieden. "Für Fraunberg ist das hervorragend", sagt er. "Wir sind eine absolut ländliche Gemeinde und da schaut es immer etwas anders aus." Auch sein eigenes Ergebnis freut ihn, war er doch bei dieser Kommunalwahl weiter hinten auf der Liste angetreten, um den Jungen den Vortritt zu lassen und sich in Richtung Rente zu bewegen. Dennoch haben die Wähler ihn auf Platz Zwei nach vorn gehäufelt. "Das ist eine Bestätigung für die Arbeit in den letzten Jahren", sagt er.

Die Arbeit der neu gewählten Grünen wird jetzt erst beginnen: Im Kreistag, in den zwei Stadträten und in acht Gemeinderäten.

© SZ vom 17.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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