Badeweiher:"Ich wusste sofort: Das passt"

Lesezeit: 2 min

Brotzeitmachen am Ufer des Notzinger Weihers. Der Kiosk (rechts im Bild) wird nun von Kočo Klinger betrieben. (Foto: Renate Schmidt)

Der Kiosk am Notzinger Weiher hat wieder einen Pächter. Kočo Klinger ist in Erding gut bekannt, nicht zuletzt durch seinen Lottoladen. Jetzt muss nur noch das Wetter mitspielen.

Von Regina Bluhme, Oberding

Der Kiosk am Notzinger Weiher steht seit über 50 Jahren in einer verwunschenen Landschaft. Die vergangenen Jahre waren ein wenig stürmisch: Wegen des neu errichteten Kreisjugendzeltplatzes nebenan sorgten sich Badegäste und Naturschützer um das Idyll. Die Wogen sind längst geglättet, doch nach dem plötzlichen Tod von Kioskbetreiber Heini Link im Januar 2022 schien der Betrieb vor dem Aus zu stehen. Lange hat das Landratsamt Erding vergeblich nach einem neuen Pächter gesucht. Dann meldete sich Kočo Klinger.

An diesem Donnerstagmittag ist es ziemlich bewölkt, an den Biertischen am Ufer sitzen gerade mal drei Gäste. Das kann die gute Laune von Kočo Klinger, dem neuen Kioskpächter, nicht trüben. Mit einem kleinen Scherz serviert er einem Stammgast Currywurst mit Pommes, dann zeigt er auf die Tafeln vor dem Tresen: "Kiosk ist Kult" steht da. Im Angebot unter anderem Hähnchen, Steaksemmeln, Pommes. Das kleinere Schild mit "Sellerieschnitzel" hat er inzwischen verschwinden lassen: "Alles weg. Alles schon aufgegessen!" Für Vegetarier hat er als nächstes Zucchini im Angebot. Fleisch und Nicht-Fleischesser, Kaffeetrinker und Kinder: Alles sollen sich bei ihm wohlfühlen.

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Der 63-Jährige betreibt in Erding bereits einen Kiosk, den Lottoladen an der Alten Römerstraße - einer von nur drei Lottoläden in Bayern, die zugleich auch eine Ausschankgenehmigung besitzen, sagt Klinger. Er sei schon länger auf der Suche nach einem zweiten Standbein gewesen, habe sich mehrere Lokalitäten angeschaut "und als ich dann am Notzinger Weiher stand, da wusste ich sofort: Das passt".

23 Jahre war er in der Gastronomie tätig, hat auf Festivals in Erding und auch in Frankreich gekocht, auch viele Jahre in München im Hinterhoftheater. Lange hat er über der Lach- und Schießgesellschaft gewohnt. Seit dieser Zeit kenne er alle Kabarettisten persönlich, verrät er. Den inzwischen verstorbenen Dieter Hildebrand ebenso wie Michael Mittermeier, Helmut Schleich oder die Biermösl Blosn. Klinger ist ein unterhaltsamer Erzähler, eine gute Geschichte reiht sich an die nächste. Nur eins will er partout nicht: Ein Foto von sich in der Zeitung.

Der Kiosk ist inzwischen Kult, davon verkündet auch die Tafel am Kiosk. (Foto: Renate Schmidt)
Auch in einem Naturparadies wie dem Notzinger Weiher darf ein Rettungsring an der Hauswand nicht fehlen. (Foto: Renate Schmidt)

Dafür erzählt er umso lieber von seinen Plänen für den Kiosk in Notzing, Gemeinde Oberding. Wichtig sei ihm, regionale Lebensmittel zu verwenden. Der Metzgerei Holzer sei er dankbar, dass er bei ihr auch kleinere Fleischportionen beziehen könne, "wir wollen immer frisch kochen", betont er. In der Küche steht er selbst und Köchin Ramona. Um den Kiosk in Erding kümmern sich zwei weitere Mitarbeiterinnen. Eine große Stütze sei ihm auch seine Freundin Cornelia, die sonntags mithelfe "und bitte schreiben Sie auch: Danke an Familie Biller aus Altham".

Sein Vertrag mit dem Landkreis läuft nur für diese Saison. Der Kiosk am Notzinger Weiher soll von April bis September von 12 bis 20 Uhr bei guter Witterung geöffnet sein. Zu den Aufgaben des Pächters gehört auch die Reinigung der Toilettenanlage, außerdem muss er die Anlage insgesamt sauber halten. Im Herbst wollen beide Seiten sehen, ob es in die Verlängerung geht. Klinger findet das gut, "das ist fair". Auch er müsse schauen, wie sich das Geschäft entwickelt.

Es ist wunderbar ruhig, man hört die Vögel zwitschern und ab und zu einen Badegast plantschen. (Foto: Renate Schmidt)
Vom Notzinger Weiher wird nicht zu Unrecht behauptet, dass er ein Naturparadies sei. (Foto: Renate Schmidt)

Am Ufer des Weihers erinnert ein kleiner Gedenkstein an Heini Link. Er hatte den Kiosk selbst gebaut und über 50 Jahre betrieben. Seine Frau Gertraud, die ihn viele Jahre kräftig unterstützt hatte, führte in der vergangenen Badesaison mit der Tochter übergangsweise den Kiosk weiter. Heini und Gertraud Link kannte Kočo Klinger bereits, denn er hat ihnen die Post zugestellt. Er freut sich, dass es mit dem Kiosk weitergeht. Nun hoffe er auf gutes Wetter und darauf, dass die Badegäste auch bei ihm einkehren - und sei es nur auf ein Eis oder einen Kaffee. "Es muss nichts Großes sein. Die Masse macht's."

Blick über den Tellerrand auf den idyllischen Notzinger Weiher. (Foto: Renate Schmidt)
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