Josef Birkenseher war viele Jahre Sport- und Bewegungstherapeut am Isar-Amper-Klinikum für Menschen mit seelischen und neurologischen Erkrankungen. Mit 74 Jahren ist er jetzt im besten Ruhestandsalter, doch sein Weg führt ihn regelmäßig zurück ans Klinikum in Taufkirchen. Er engagiert sich in einer "Herzensangelegenheit", wie er sagt: Er ist ehrenamtlicher Patientenfürsprecher. Jeden Dienstag hält Birkenseher Sprechstunde, hört zu, klärt auf, ermuntert und vermittelt. Vor Kurzem ist er von Bezirkstagspräsident Thomas Schwarzenberger für weitere drei Jahre benannt worden.

Ein Aushang habe ihn vor neun Jahren zufällig auf die ehrenamtliche Aufgabe aufmerksam gemacht, erzählt Josef Birkenseher am Telefon. Nach einem Patientensprecher habe das Klinikum Taufkirchen wohl schon länger gesucht. Das Aufgabenfeld dort ist kein einfaches. Es umfasst sowohl die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie als auch die Klinik für forensische Psychiatrie für straffällig gewordene Frauen. Birkenseher kannte beide Häuser und bewarb sich. Ein Patientenfürsprecher ist kein Mitarbeiter des Klinikums, sondern wird über den Bezirk Oberbayern berufen. So sei seine Unabhängigkeit gewährleistet.
Der größte Aufgabenbereich liege in der Frauenforensik, sagt der 74-Jährige. Dort sind Straftäterinnen wegen Schuldunfähigkeit untergebracht, "mit der Hoffnung auf Besserung", so Birkenseher. Jeden Dienstag hält er Sprechstunde in seinem Büro am Klinikum. Ihn kontaktieren sowohl Patienten und als auch Angehörige. Beschwerden müsse er immer nachgehen, zum Beispiel, wenn eine Patientin klagt, "dass sie nicht angemessen behandelt wird oder in ihrem Bewegungsraum behindert wurde", so Birkenseher. Manche hätten Angst vor Nachteilen, wenn sie sich beschwerten. "Zu meinen Aufgaben gehört es auch, über Patientenrechte aufzuklären", so Birkenseher. Und diese seien sehr weitreichend.

Newsletter abonnieren:SZ Gerne draußen!
Land und Leute rund um München erkunden: Jeden Donnerstag mit den besten Freizeittipps fürs Wochenende. Kostenlos anmelden.
Er handle ausschließlich im Auftrag der Patienten, betont Birkenseher, zugleich agiere er als Vermittler zwischen Patienten und Personal. Diese Vermittlung gelinge in den meisten Fällen. Das Personal handle ja nicht "mutwillig", betont Birkenseher. In Zeiten von Personalmangel und zeitfressender Dokumentarpflicht werde den Pflegekräften und Ärzten auch viel abverlangt. In den meisten Fällen erhalte er "sehr positive Rückmeldungen für die Hinweise".
Das sieht auch die Klinikleitung so. Birkenseher setze sich "engagiert und transparent" für die Interessen der Patienten und Patientinnen ein, "immer findet er für alle Beteiligten eine gute Lösung", schreibt Geschäftsführer Franz Podechtl anlässlich der erneuten Ernennung im Dezember 2023.
Eine gesetzliche Regelung der Patientenfürsprache gibt es nicht
Im Regierungsbezirk Oberbayern haben "bereits zahlreiche Krankenhäuser eine Patientenfürsprachestelle eingerichtet, aber noch nicht alle", schreibt die Pressestelle der Regierung von Oberbayern auf Nachfrage. In Bayern gelte das Prinzip der Freiwilligkeit. Eine gesetzliche Regelung der Patientenfürsprache gebe es nicht. Allerdings hätten die Bayerische Krankenhausgesellschaft e. V. (BKG) und das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention gemeinsam "Handlungsempfehlungen zur Anleitung und Unterstützung von Krankenhäusern bei der Einrichtung von Patientenfürsprechern" herausgegeben. Dort ist zum Beispiel nachzulesen, dass Patientenfürsprecher zur Verschwiegenheit verpflichtet sind und alle Sachverhalte vertraulich behandeln müssen.
Wenn es die Gesundheit zulässt, würde er gerne noch ein paar Jahre weitermachen
Die BKG und das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit, riefen die bayerischen Krankenhäuser regelmäßig dazu auf, Patientenfürsprachestellen einzurichten, schreibt die Regierung von Oberbayern weiter. "Wir würden es sehr begrüßen, wenn noch mehr Krankenhäuser einen Patientenfürsprecher oder eine Patientenfürsprecherin beschäftigen würden." In Taufkirchen ist Josef Birkenseher jetzt erst einmal für weitere drei Jahre ernannt worden. Wenn es die Gesundheit zulasse, würde er gerne noch ein paar Jahre weitermachen. Seine ehrenamtliche Arbeit empfindet er als "unwahrscheinlich spannend".