Energiewende:Stromproduktion auf genossenschaftlicher Basis

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In Kammerberg steht bereits ein Windrad der Bürger-Energie-Genossenschaft. (Foto: Marco Einfeldt)

Eine Gruppe von sieben Männern aus Isen und Umgebung will eine Bürger-Energie-Genossenschaft Isental gründen. In den vier Gemeinden Isen, Lengdorf, Sankt Wolfgang und Buch am Buchrain soll man sich zusammentun. Ihr Plan sieht den Bau von mehreren Windrädern vor.

Es sind sieben Männer, die sich und ihr Projekt am Mittwoch im Isener Rathaus vorstellen. Sie sitzen nebeneinander in einer Reihe vorne im Sitzungssaal. Die Zahl sieben ist unvermeidlich für jede Menge unwillkürlicher Assoziationen: die sieben Zwerge, die sieben Schwaben, die sieben Samurai. Sie selbst nennen sich "einen verrückten Haufen". Das sind sie aber gar nicht. Sie haben ein ernstes und ernstgemeintes Vorhaben, sie haben es ein halbes Jahr lang akribisch diskutiert und durchgerechnet und nun zeigen sie überzeugende Powerpoint-Folien, die sie eloquent erläutert.

Die sieben wollen eine Bürger-Energie-Genossenschaft Isental gründen, um Stromproduktion in den Gemeinden Isen, Sankt Wolfgang, Lengdorf und Buch am Buchrain gebündelt und regional aufzubauen. Sie wollen den großen und bestehenden Strukturen etwas entgegensetzen. Ihre Vision ist "die langfristige Unabhängigkeit von Energiekonzernen". Sie sagen es am Mittwoch nicht gleich, sondern führen ihre Zuhörer über Daten, Berechnungen und Argumente allmählich dorthin: Es geht um den Bau von Windkraftanlagen, den man ihrer Ansicht nach besser und möglichst schnell selbst in die Hand nehmen sollte, als es Eon, den Stadtwerken München oder sonst wem anderen zu überlassen.

Ein Vorbild ist für sie die Bürger-Energie-Genossenschaft Freisinger Land

Die Gruppe hat erst vor wenigen Tagen einen Verein zur konkreteren Vorbereitung der Energie-Genossenschaft gegründet. Auch dafür muss man ja zu siebt sein. Das Gründungsteam sind Heiko Koxholt, Karsten Borgmann, Maximilian Stieler, Richard Wimmer, Schorsch Wimmer, Benedikt Pointner und Bernhard Gangkofer. Jeder stellt sich kurz vor und man kriegt mit, dass sie alle in ihren durchaus sehr verschiedenen Berufen und Tätigkeiten erfolgreich sind. Das Energiethema beschäftigt sie wie viel andere auch, nur deutlich intensiver, weil sie auch die technische und unternehmerische Umsetzung interessiert. Und es ist ja nicht so, dass nicht andere anderswo auch schon Bürger-Energie-Genossenschaften auf die Beine gestellt hätten.

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Ein Beispiel und in gewisser Weise auch Vorbild ist für sie die Bürger-Energie-Genossenschaft (BEG) Freisinger Land, die unter anderem in Kammerberg in der Gemeinde Fahrenzhausen schon seit mehreren Jahren mit einem große Windrad Strom produziert. Im vergangenen Jahr erzielte es etwa 7,4 Millionen Kilowattstunden - und damit laut der BEG Freisinger Land 20 Prozent mehr als ursprünglich prognostiziert. Diese zeige, "dass die Windkraft auch in Bayern an guten Standorten eine wichtige Säule der Energiewende sein kann", hieß es stolz in ihrem Jahresbericht. Dazu kamen noch die Solarerträge von PV-Anlagen der Genossenschaft mit 2,8 Millionen Kilowattstunden.

Die Isener Gruppe rechnet vor, dass in den vier Gemeinden, für die sie die Bürger-Energie-Genossenschaft Isental gründen möchten, fast 15 000 Menschen leben, dass diese so und so viele Megawattstunden Strom pro Jahr verbrauchen und wie viel Windkraft und Photovoltaikanlagen man zubauen sollte, um die Energiewende zu schaffen, für die man noch mal erheblich mehr Strom benötige als derzeit. Dass sie nicht nur, aber eben auch stark auf Windkraft setzen, hat mehrere Gründe, wie sie erklären. Zum einen bringen große Windräder mit einer Nabenhöhe von 160 Meter eine große Menge Stromertrag. Und der Anschluss ans Stromnetz sei insofern unproblematisch, da sowieso ein dickes Kabel verlegt zur Einspeisung ins Hochspannungsnetz werden müsse. Der Ausbau von Photovoltaik sei hingegen aktuell durch nicht bestehende Netzkapazitäten im regionalen Stromnetz blockiert.

Alle großen Energieunternehmen stünden schon in den Startlöchern

Ein weiterer Grund sei, dass alle großen Energieunternehmen schon in den Startlöchern stünden und man ihnen zuvor kommen sollte. Denn im Herbst dieses Jahres wird der Regionale Planungsverband die Vorrangflächen für Windkraftanlagen festlegen und bekanntgeben. Der Bau von Windrädern ist baurechtlich privilegiert, danach kann es sofort losgehen. Die Isener Siebener-Gruppe hat die potenziellen Flächen vorab eruiert. Dabei ist sie auf vier mögliche Standorte in Isen, einen in Lengdorf und sieben in Buch gekommen, von denen die Hälfte nicht nur als möglich, sondern auch als geeignet erscheinen.

Darum geht es nun: In den vier Gemeinden soll für die Genossenschaftsgründung geworben werden, damit sie sich bald gründen lässt. Danach will man daran gehen, Vorverträge für mögliche Windräder mit den Grundeigentümer zu schließen - damit das Ziel, die Stromproduktion vor Ort in die eigene Hand zu nehmen, auch erreicht wird.

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