Hallbergmoos:Gummibärchen als Aufputschmittel

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"Caufire" heißt das neue Energy-Produkt. L-Arginin soll bewirken, dass alles besser durchblutet wird - und mit "alles" ist tatsächlich alles gemeint.

Von Alexandra Vettori, Hallbergmoos

Energydrinks sind zum geläufigen Spaßgetränk geworden, doch wirklich gut schmecken die künstlichen Fitmacher wohl niemandem. Für alle jene, die vor Magenschmerzen oder abenteuerlichen Geschmacksrichtungen zurückschrecken, hat die Hallbergmooser Geschäftsfrau Andrea Mast eine Alternative: Energy-Gummibärchen.

Eigentlich ist Andrea Mast in einer anderen Branche tätig, doch die Geschäftsbereiche trennt sie säuberlich. Zu den Energy-Gummibärchen ist sie durch Zufall gekommen. Vor eineinhalb Jahren weilte Mast im Winterurlaub, im gleichen Hotel fand ein Ärztekongress statt. Mit einem der Ärzte, Klaus-Dieter Beller, kam sie abends ins Gespräch. Beller erzählte ihr von seiner Erfindung, einem leistungssteigernden Fruchtgummi. "Das hat mir gefallen", sagt sie. Und weil die Diplomkauffrau ein Näschen für Märkte hat, kamen die beiden ins Geschäft.

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L-Arginin heißt der Stoff, der die Gummibärchen so belebend macht. Vereinfacht ausgedrückt handelt es sich um eine Aminosäure, die mehr Sauerstoff im Blut kursieren lässt. Normalerweise findet sich L-Arginin in Nüssen, dicken Bohnen, Garnelen oder Walnüssen. "Der Sauerstoff zirkuliert in den Muskeln, man kann besser denken, alles ist besser durchblutet, vor allem im mittleren Alter", so Mast. Mit "alles" ist tatsächlich alles gemeint - auch die Liebeskraft soll der Stoff fördern.

Die Idee mit den Gummibärchen kam Klaus-Dieter Beller, als er feststellte, dass seine Patienten nach der Einnahme von L-Arginin-Tabletten oft Magenprobleme bekamen. Er packte den Wirkstoff in Gelatine, arbeitete mit einem Süßwarenhersteller in seiner Heimatstadt Freiburg zusammen. Die Produktion stellte sich anfangs als kompliziert heraus, sowohl was die Farbe als auch die Konsistenz anbelangte. "Es ist schwierig, mit Arginin ein homogenes Produkt zu bekommen", sagt Mast. Doch irgendwann war das Ergebnis zufriedenstellend, und Beller überließ Andrea Mast Rezept und Geschäftspartner mit den Worten "Mach was draus."

Andrea Mast ist eine zupackende Frau, und so tat sie, wie ihr geheißen. "Es gab keine Namen, keine Verpackung, das musste ich alles erst erfinden." Heraus kam schließlich "Caufire - Power to go". Andrea Mast hat die Gummibärchen natürlich selbst probiert, "es war echt krass", sagt sie, obwohl sie als eher hyperaktiver Mensch eigentlich keine Leistungssteigerung brauche. Doch sie habe sich gefühlt, als arbeite ein Motor mit.

Die Enttäuschung kam, als es nach den Unbedenklichkeitsprüfungen an den Vertrieb ging. "Es gab viel Gegenwind, von der Pharmaindustrie, aber auch von Fitnesscentern, die nur bestimmte Pülverchen verkaufen, die meisten haben vertragliche Verpflichtungen", so Mast.

Damit Lebensmittel in Apotheken verkauft werden dürfen, braucht es eine Pharma-Zentralnummer, "die Genehmigung würde ich vermutlich nicht bekommen, da ist viel Lobbyismus im Spiel." Selbst bei Online-Apotheken seien Werbebudgets bis zu 2000 Euro für eine einmalige Präsentation zu bezahlen, "der Markt ist hart umkämpft", weiß sie jetzt. So setzt sie auf das Internet mit eigener Homepage. Und sie verteilt Caufire im Bekanntenkreis, im Tennisverein, die Reaktionen sind fast immer positiv.

© SZ vom 15.05.2017/av - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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