Wirtschaft:Wachstumsschub bei Gewo

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Die Luftaufnahme zeigt die riesige Baustelle mit Produktionshalle, Reinraumgebäude und Logistikhalle, hinten rechts stehen bereits Autos im neuen Parkhaus. Dort, wo der grüne Kran steht, wächst das Verwaltungsgebäude heran. (Foto: Gewo/oh)

Das Hightech-Unternehmen aus Hörlkofen verdoppelt dort seine Produktionsfläche. Die Spezialgeräte sind gefragt, die Auftragsbücher voll. Wenn nur der Facharbeitermangel nicht wäre.

Von Regina Bluhme, Hörlkofen

Das Hightech-Unternehmen Gewo Feinmechanik in Hörlkofen hat erst seit drei Jahren eine eigene Marketing-Abteilung. Das Team hat viel zu tun: Es ist ausschließlich damit beschäftigt, neue Mitarbeiter und Azubis anzuwerben. Um die Kundschaft muss sich der Familienbetrieb nicht sorgen. Die hoch spezialisierten Bauteile von Gewo werden in der Halbleiterindustrie, der Raumfahrttechnik oder bei der Herstellung von Smartphones benötigt. Die Nachfrage ist enorm, das Wachstum der Firma ebenfalls. Das Unternehmen baut gerade kräftig aus und verdoppelt seine Produktionsfläche. Ein Besuch auf der Baustelle.

Treffpunkt mit Geschäftsführer Andreas Woitzik ist am Eingang zu Werk 2 - errichtet 2013 als Erweiterung des bestehenden Betriebs an der Bahnhofstraße. Jetzt steht das Gebäude inmitten einer riesigen Baustelle.

Die Produkte aus Hörlkofen sind gefragt und der Bedarf wächst. Andreas Woitzik, der zusammen mit seinem Bruder Stefan Woitzik die Geschäfte von Gewo führt, nennt ein Beispiel: Geschätzt würden heute pro Kopf 5,5 digitale Geräte genutzt, bis 2030 gehe man davon aus, dass es pro Kopf 42 sind. Das heißt: viel Arbeit für die Gewo GmbH, die auch maßgeblich an der Produktion von Mikrochips beteiligt ist. Der Jahresumsatz liegt laut Andreas Woitzik bei 190 Millionen Euro.

Aktuell arbeiten in Hörlkofen mehr als 700 Beschäftigte, darunter knapp 100 Azubis. Und die Tendenz geht steil nach oben. In den vergangenen vier Jahren habe sich die Zahl der Beschäftigten verdoppelt, "bis 2030 werden wir die Mitarbeiter erneut verdoppeln, zu den aktuell gut 700 Beschäftigten werden Ende des Jahres weitere 70 dazugekommen sein", rechnet Woitzik.

Geschäftsführer Andreas Woitzik schätzt, dass die Zahl der Gewo-Beschäftigten bis Ende des Jahres bei 770 liegt. (Foto: Renate Schmidt)
Das zukünftige Verwaltungsgebäude für 130 Mitarbeiter erhält ein Restaurant und eine Cafeteria sowie großzügige Außenflächen. (Foto: Renate Schmidt)

Die Erfolgsgeschichte der Firma begann 1981. Damals machte sich das Ehepaar Georg und Marianne Woitzik, die Eltern der beiden heutigen Geschäftsführer, selbständig. Ein Jahr später wurde der erste Azubi eingestellt. Seither ging es steil bergauf. Das Familienunternehmen aus dem Landkreis wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem vom Bayerischen Wirtschaftsministerium als "Bayerns Best 50".

Jetzt läuft die Erweiterung des Standorts auf Hochtouren. In der neuen Logistikhalle und in der Produktionshalle, in der bald Spezialteile gedreht und gefräst werden, sowie im Reinraumgebäude sind an diesem Dienstag die Innenausbaufirmen zugange. Reinraumtechnik ist sozusagen eine Spezialität der Firma. Sie sorgt dafür, dass besonders sensible Komponenten staubfrei montiert und verpackt werden. Hier werden später die Mitarbeiter spezielle Schutzanzüge tragen, damit keine Haare und Flusen den Arbeitsplatz kontaminieren. Im künftigen voll automatisierten Kleinteilelager mit 15 000 Behältern werden die Mitarbeiter durch fahrerlose "Roboter" unterstützt, informierte Andreas Woitzik.

Hier werden gerade Wände für einen künftigen Reinraum eingezogen. (Foto: Renate Schmidt)
Und so sieht die Arbeit in einem Reinraum bei Gewo aus. Das Archivbild ist bei einem Besuch 2015 entstanden. (Foto: Renate Schmidt/Renate Schmidt)

Um neue Kundschaft braucht Gewo nicht zu werben, aber um neue Mitarbeiter - trotz aller Automatisierung. "Fachkräftemangel ist auch unser großes Thema", sagt der Gewo-Geschäftsführer. Seit Jahren bemühe sich die Firma auch um den Nachwuchs, um "Young Talents". Das Unternehmen setzt auf Praktika und Infoveranstaltungen, geht an Schulen, organisierte erst kürzlich wieder auf der "Talent Night" über offene Stellen, die zehn Ausbildungsberufe und dualen Studiengänge im kaufmännischen und technischen Bereich. Das Marketing-Team bespielt die Sozialen Medien - und nach 40 Jahren hat sich Gewo 2023 ein neues Firmenlogo angeschafft.

Bei der Mitarbeiterwerbung hilft sicher auch das neue Verwaltungsgebäude mit Restaurant, Dachterrasse, Barista-Café und großzügig angelegten Außenflächen. Im Mitarbeiter-Restaurant soll frisch gekocht werden. Aktuell sei man mit einem Pächter im Gespräch. Probeessen war Familie Woitzik zusammen mit dem Betriebsrat bereits.

Die Fassade der neuen Produktionshalle. (Foto: Renate Schmidt)
Das firmeneigene Parkhaus bietet 580 Plätze. (Foto: Renate Schmidt)

Nicht alle am Ort waren von den Ausbauplänen begeistert, räumt Andreas Woitzik ein. Bis die Baugenehmigung in trockenen Tüchern war, sei einige Zeit vergangen. Drei Jahre habe sich der Bau letztendlich verzögert. Eines der Ergebnisse der Verhandlungen sei, dass die Parkgarage zur Seite der Wohnbebauung eine geschlossene Lärmschutzwand erhalten habe.

Das firmeneigene Parkhaus ist inzwischen fertiggestellt. Das Gebäude ist für 580 Stellplätze und mehrere Ladeplätze konzipiert und an diesem Dienstagvormittag bereits gut belegt. Bei den Beschäftigten sei Gewo "sehr regional aufgestellt", sagt Woitzik. Die große Mehrheit der Beschäftigten kommt aus einem Umkreis von 50 Kilometern. Die Mitarbeiter fahren mit dem Auto zur Arbeit, aber auch mit dem Zug, denn der Bahnhof Hörlkofen liegt sehr günstig, sozusagen über die Straße.

Die meisten Gebäude auf der Gewo-Baustelle werden dieses Jahr noch in Betrieb genommen. Beim Verwaltungsgebäude wird es erst 2025 klappen. Damit ist aber die Planung von Gewo nicht abgeschlossen, wie bei Andreas Woitzik zu erfahren ist. Auf einem firmeneigenen Grundstück sollen Mitarbeiterwohnungen gebaut werden.

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