Stellenabbau im Dekanat Freising:Der Realität ins Auge sehen

Lesezeit: 2 min

Von 2010 bis 2019 hat das Dekanat über acht Prozent seiner Mitglieder verloren, fast 3000 Männer und Frauen. (Foto: Johannes Simon)

Weil die evangelische Kirche immer mehr Mitglieder verliert, soll sie nun Stellen abbauen. Dekan Weigl möchte das auch als Chance zur Gestaltung sehen und verspricht Transparenz. Zusammenlegungen von Gemeinden sind nicht geplant.

Von Birgit Goormann-Prugger, Freising

Der Rückgang bei den Gemeindemitgliedern und Personalmangel bei den geistlichen Berufen zwingt die Evangelische Kirche in Bayern zu einer Stellenkürzung um zehn Prozent. Betroffen davon ist auch das Dekanat Freising, zu dem auch Gemeinden in den Landkreisen Erding und Ebersberg gehören. "Wir befinden uns in einer Situation, die für uns nicht selbstverständlich ist", sagte Dekan Christian Weigl am Samstagvormittag bei der Tagung der Dekanatssynode via Zoom.

Von 2010 bis 2019 habe das Dekanat über acht Prozent seiner Mitglieder verloren, das seien fast 3000 Männer und Frauen. Zum anderen sinke auch die Zahl der Menschen in kirchlichen Berufen, also der Pfarrerinnen und Pfarrer, Diakoninnen und Diakone, Religionspädagoginnen und Religionspädagogen. "Der Worst Case geht davon aus, dass es bis 2035 nur noch die Hälfte der Pfarrer gibt, die wir jetzt haben. Nur ein Drittel weniger würde auch schon reichen, damit es problematisch wird", sagte Weigl: "Es wird immer schwieriger, Stellen zu besetzen. Wir müssen auf diese Situation reagieren, es hat keinen Sinn, zu klagen. Wir haben immer weniger Menschen zu versorgen und brauchen darum auch immer weniger Stellen", fasste der Dekan die Situation zusammen.

Der neue Landesstellenplan stelle dem Dekanat und den Kirchengemeinden nicht mehr Menschen in kirchlichen Berufen zur Verfügung, sondern weniger. Damit bilde er die Realität ab. Dem Dekanat Freising mache der Landesstellenplan nun zur Aufgabe, die Stellen im Dekanat in einem Zeitraum von drei Jahren von bisher 28,5 Stellen um 2,5 auf dann 26 Stellen zu reduzieren, so Weigl weiter. Wie das umzusetzen ist, darüber soll die Dekanatssynode jetzt beraten. Weigl versicherte am Samstag, dass keinesfalls daran gedacht sei, Kirchengemeinden zu fusionieren.

"Das wird noch nicht einmal von oben empfohlen." Es gehe auch nicht darum, einzelne Gemeinden zu schwächen. Die evangelischen Gemeinden im Raum seien eine große Stärke und es solle alles getan werden, um diese zu erhalten, gleichwohl werde es ohne Abstriche nicht gehen. Erhalten bleiben solle auch die "Pastorationsdichte", wie das im Fachjargon der evangelischen Kirche formuliert wird. Damit wird das Verhältnis zwischen der Anzahl der Gemeindeglieder und der Anzahl der Gemeindepfarrer und Pfarrerinen errechnet.

"Im Moment sagt man, ab 1500 Leuten gibt es eine Pfarrstelle, das soll auch so bleiben", sagte Dekan Weigl. Nicht gekürzt werde außerdem bei der Kirchenmusik sowie bei den "Leitungsanteilen". Erklären kann man das am Beispiel von Dekan Weigl. Seine Vollzeitstelle ist mit einem Anteil von 0,67 Prozent der Dekanatsarbeit zugeordnet, der Rest entfällt auf seine Aufgaben als Gemeindepfarrer in Freising. Ein Problem sei der Religionsunterricht an Schulen. "Wir haben das Recht und auch die Pflicht, Lehrkräfte für den Religionsunterricht zu stellen, aber wenn wir immer weniger Personal haben, dann wird das schwierig", so Weigl weiter. Hier müsse man einiges "neu justieren" und überhaupt viel mehr "berufsübergreifend besetzen".

Newsletter abonnieren
:SZ Gerne draußen!

Land und Leute rund um München erkunden: Jeden Donnerstag mit den besten Freizeittipps fürs Wochenende. Kostenlos anmelden.

Eines sei in diesem Veränderungsprozess klar: Im Dekanat Freising wolle man nicht nur reagieren, sondern auch agieren. "Wir haben hier die Möglichkeiten, etwas zu gestalten und sollten nicht nur den Verlust betrauern", so Weigl. Die Kirche verändere sich massiv und jetzt müsse man genau hinschauen und die Chancen sehen. "Wir reden darum auch nicht von Problemen, sondern von Herausforderungen", versicherte der Dekan. Der Veränderungsprozess soll nach den Vorstellungen von Weigl zudem für alle transparent ablaufen. "Das und die Kommunikation untereinander ist mir sehr wichtig. Es soll niemand das Gefühl haben, dass irgendetwas im Hinterzimmer beschlossen wird. Es soll keine Geheimnisse geben. Wir wollen einen Prozess erarbeiten, an dem alle beteiligt sind und einen Weg finden, mit dem wir alle gut klarkommen", versprach Weigl den Teilnehmern der Synodentagung.

© SZ vom 26.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Kirchenaustritte
:"Wir haben die Hütte voll"

Die Zahl der Menschen in Bayern, die ihrer Kirche den Rücken zukehren, ist 2018 dramatisch gestiegen. Deswegen suchen vielerorts Pfarrer und Pfarrerinnen nach Wegen, Kirche attraktiver zu gestalten.

Von Sara Maria Behbehani

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: