Flughafen München:Fehlende Detailschärfe

Lesezeit: 2 min

Wegen neuer Datenschutzregelungen ist es mittlerweile nicht mehr möglich, in der Fluglärmkommission für jeden Ort die genaue Anzahl von Beschwerden zu benennen. In dem Gremium ruft das Kritik hervor

Von Peter Becker, Freising

Elf Beschwerden über Fluglärm seien beim Luftamt Süd der Regierung von Oberbayern eingegangen, berichtete Roland Biberger während der Sitzung der Fluglärmkommission. Für die Münchner Flughafen GmbH (FMG) hat Herrmann Blomeyer, Leiter des Umweltressorts, 139 telefonische und schriftliche Unmutsäußerungen von Bürgern registriert. Üblicherweise geht es in den Beschwerden über Störung der Nachtruhe, zu tiefem Überflug oder abweichende Flugrouten. Bis vor einem Jahr konnte die Fluglärmkommission anhand der Schaubilder der FMG nachvollziehen, wie viele Personen sich in welchem Ort über ein Ereignis geärgert hatten. Das ist Vergangenheit. Laut neuer Datenschutzregelung ist diese Praxis nicht mehr zulässig.

Bisher war es üblich, auf einer symbolischen Landkarte der Region Orte darzustellen, aus denen Beschwerden kamen. Dahinter stand deren Zahl. Das ist nun anders. Beschweren sich in einem Ort weniger als fünf Personen, dann steht seit neuestem nicht mehr die genaue Ziffer dort, sondern nur noch die mathematische Formel "kleiner als 5". Blomeyer erklärte dies mit dem Datenschutz. Es solle so verhindert werden, dass die Beschwerden gerade in kleinen Orten den entsprechenden Personen zugeordnet werden könnten. Anders wäre es wiederum, wenn sich beispielsweise in Moosburg 25 Personen über Fluglärm ärgern würden. Dann würde die konkrete Zahl beim Ort stehen. Keine Beschwerde sei dann einer Person zuzuordnen.

Hans Mayer, Zweiter Bürgermeister aus Neufahrn, bedauerte es, dass es keine Aufschlüsselung nach Ortsteilen mehr gebe, sondern nur noch nach Gemeinden. Es sei doch schließlich wichtig zu erfahren, ob die Beschwerde aus Mintraching oder Giggenhausen käme. Herbert Knur, Stellvertretender Vorsitzender der Fluglärmkommission, fragt sich, wie diese dann eigentlich ihrer Aufgabe noch nachkommen solle. Vorsitzender Tobias Eschenbacher empfahl der FMG, sich kundig zu machen, ob nicht doch eine Präsentation mit der nötigen Detailschärfe möglich sei - notfalls in nichtöffentlicher Sitzung.

Blomeyer betonte, dass die Zahl der Beschwerden in den vergangenen Jahren im Wesentlichen gleich geblieben sei. Ein Ausreißer war das Jahr 2013, in dem es 500 Beanstandungen gab. Allerdings ist die Zahl der Beschwerdeführer gewachsen. Für Eschenbacher ein Indiz dafür, dass der Fluglärm zugenommen habe.

Josef Schwendner, Generalbevollmächtigter der FMG, berichtete, dass es bis Oktober bei den Passagieren gegenüber 2017 ein Plus von 1,3 Millionen (3,3 Prozent) und bei den Flugbewegungen einen Zuwachs um 4700 (1,4 Prozent) zu verzeichnen gebe. Europaweit liege der Flughafen im Erdinger Moos damit im Ranking auf Rang neun. Er sei aber schon mal Sechster gewesen und drohe wegen der Kapazitätsengpässe aus den Top Ten herauszufallen. Im ICE sieht Schwendner keine Konkurrenz zum Fliegen. Die Nachfrage nach Flügen nach Berlin sei ungebrochen, sagte er.

Blomeyer berichtete, dass am Flughafen zunehmend leisere Flugzeuge eingesetzt würden. An keiner der Messstellen sei ein Einzelschallwert von 89 Dezibel überschritten worden. Auch bei den Messungen von Luftschadstoffen seien alle Grenzwerte deutlich unterschritten worden, sagte Blomeyer. Eschenbacher wünschte sich, dass die FMG bei der Messung von Kleinststäuben ein ähnliches Engagement zu Tage legen würde, wenn es denn für diese Partikel einmal Grenzwerte geben würde.

© SZ vom 05.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: