Landkreis Erding:Extremwetter hält Einsatzkräfte in Atem

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Der Wintereinbruch Anfang Dezember sorgte auch für zahlreiche Autounfälle. Wie hier kurz vor Erding am 2. Dezember 2023. (Foto: Renate Schmidt)

2023 war für die Freiwilligen Feuerwehren im Landkreis ein "Rekordjahr". Allein in Erding waren die Retter mehrere hundert Stunden im Einsatz. Die Feuerwehren sind stolz auf das Engagement ihrer Ehrenamtlichen, wünschen sich aber mehr Rückhalt aus der Bevölkerung.

Von Vivien Götz, Erding

Das vergangene Jahr hat die Freiwilligen Feuerwehren im Landkreis herausgefordert. Stürme, ein extremer Wintereinbruch im Dezember und zahlreiche Unwetter ließen die Einsatzzahlen nach oben schnellen. "Bei uns hat allein der schwere Schneefall im Dezember in 24 Stunden über 60 Einsätze verursacht", sagt Thomas Hagl, Stadtbrandinspektor und Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr in Erding. Die Einsatzzahlen der Feuerwehr Erding stiegen 2023 im Vergleich zum Vorjahr um gut ein Drittel auf 473 Einsätze.

Auch die Freiwillige Feuerwehr Dorfen spricht in ihrer Jahresbilanz von einem "Rekordjahr" 2023 und einem "immensen Einsatzaufkommen". Nur dank des unermüdlichen Engagements ihrer Ehrenamtlichen sei es möglich gewesen, "dieses sehr herausfordernde Jahr zu meistern" und die 242 angefallenen Einsätzen zu bewältigen. Auch in Taufkirchen an der Vils musste die Feuerwehr 2023 zu mehr Einsätzen ausrücken als noch im Vorjahr.

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Die gestiegenen Einsatzzahlen hängen für Thomas Hagl unter anderem mit den veränderten Klimabedingungen zusammen: "Die Unwetter werden nicht unbedingt mehr, aber sie sind intensiver und deutlich schadensträchtiger, als man das bisher gewohnt war", sagt der Kommandant. Hinzu kämen trockene Sommer, die für mehr Flächenbrände sorgten - laut Hagl sind diese Einsätze besonders personalintensiv.

Die trockenen Sommer steigern aber nicht nur die Brandgefahr, sie machen auch den Bäumen in der Region zu schaffen. "Wir haben viel mehr Schnee- und Windbrüche als früher. Der Schaden ist bei gleichen Windstärken viel größer", sagt Hagl.

Auch der Landkreis stellt sich auf die veränderten Klimabedingungen ein

Nicht nur die Ehrenamtlichen bei der Feuerwehr, auch der Landkreis selbst stellt sich auf die veränderten Klimabedingen ein, vor allem auf mögliche Überschwemmungen: "Seit dem schweren Hochwasser 2013 sind wir beim Hochwasserschutz sehr gut organisiert", sagt Thomas Hagl. Die Stadt Erding habe ein sauberes Konzept erarbeitet und durch Zuschüsse vom Landkreis und der Staatsregierung sei technisch aufgerüstet worden.

Erst im vergangenen Jahr erhielt der Landkreis vom Freistaat einen weiteren Versorgungs-LKW für Hochwassereinsätze. Für die Freiwilligen Feuerwehren bezuschusste der Kreis die Anschaffung eines Hochwasserbootes und eines Anhängers, mit dem die im Kreis stationierten Sandsackfüllanlage schnell transportiert werden kann. In Erding und Dorfen werden in Gerätehäusern der Feuerwehren schon jetzt mehrere tausend gefüllte Sandsäcke für den Notfall vorgehalten.

Bagatellanrufe nehmen zu

Einfach zu bewältigen sei die steigende Zahl der Einsätze laut Hagl nicht. "Das sind schon enorme Belastungen, vor allem wenn der Einsatz länger als 24 Stunden dauert. Aber wir haben ein sehr starkes Team und einen großen Zusammenhalt unter den Feuerwehren im Landkreis."

Neben den Unwettern macht der Kommandant immer mehr Bagatellanrufe für die steigenden Einsatzzahlen verantwortlich. "Das sind dann Sachen, die könnten auch mit ein bisschen Nachbarschaftshilfe gelöst werden. Man muss nicht die Feuerwehr rufen, um ein paar kleinere Äste von der Straße zu räumen", sagt er. In solchen Fällen begegne ihnen aber oft die Haltung: "Ihr kriegt ja Geld dafür, dann könnt ihr das auch machen."

Hagl wünscht sich deshalb ein größeres Bewusstsein dafür, dass sich die Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehren ehrenamtlich und in ihrer Freizeit engagieren. "Mit fast fünfhundert Einsätzen und hundert Übungen kommen wir in Erding auf über 10.000 Personenstunden im Jahr. Das ist eine riesige Leistung, die auch anerkannt werden sollte."

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