Open-Air-Festspiele:Rochade beim Faust

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Was hat der Dichterfürst Goethe, dessen Faust 2023 in Dorfen aufgeführt wird, mit der Stadt gemeinsam? Die erste urkundliche Erwähnung Dorfens datiert auf den 28. August 773. Und Goethe kam am 28. August 1749 zur Welt. (Foto: Hendrik Schmidt/dpa)

Die Freunde des Jakobmayer treten nun doch nicht als Veranstalter auf, sondern die Stadt Dorfen muss diese Aufgaben übernehmen. Die Fäden laufen jetzt bei Jugendpflegerin Sigrid Wiedenhofer zusammen. Bürgermeister Grundner hält sich bedeckt.

Von Thomas Daller, Dorfen

Die Stadt Dorfen muss bei den Vorbereitungen für die acht Open-Air-Veranstaltungen des Faust nun doch in die Veranstalterrolle schlüpfen. Ursprünglich war der Verein Freunde des Jakobmayer dafür im Gespräch. Aber das hätte eine Satzungsänderung des Vereins erfordert, der laut Statuten nur manche Veranstaltungen im Jakobmayersaal unterstützt. Eine Mehrheit der Mitglieder hat eine solche Änderung aber kürzlich abgelehnt. Nun laufen die organisatorischen Fäden der Stadt bei Gemeindejugendpflegerin Sigrid Wiedenhofer zusammen, die dabei jedoch Zuversicht ausstrahlt. Bürgermeister Heinz Grundner (CSU) hingegen bekundet zum Thema, immerhin der Höhepunkt des Stadtjubiläums 2023, ein ungewöhnliches Desinteresse.

Die Freunde des Jakobmayer hätten eine wichtige Unterstützung sein können. Viele helfende Hände mit viel Erfahrung, die nun fehlen. Als man Bürgermeister Grundner bei einem anderen Termin darauf anspricht, wie man nun die Veranstalterfrage lösen will, erhält man eine ungewöhnliche Antwort: Dies würden Ernst Bartmann und Andreas Wiedermann übernehmen. Die beiden sind die künstlerischen Leiter, Wiedermann führt Regie, Bartmann gestaltet die Musik. Sie sollen nun auch das ganze Drumherum übernehmen, von Abendkasse über Catering bis hin zum Platzanweiser? Das kann doch nicht wahr sein.

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Ist es auch nicht: Ein Anruf bei Ernst Bartmann stellt klar, ihre Tätigkeit umfasst die künstlerische Leitung und mehr nicht. Die Stadt sei Veranstalter, die Koordinatorin dabei sei Sigrid Wiedenhofer.

Sie habe einen "Höllenrespekt" vor solchen Großveranstaltungen, sagt Binder.

Was muss man denn alles organisieren, um Großveranstaltungen wie den Faust reibungslos über die Bühne zu bringen? Birgitt Binder, Kulturmanagerin des Jakobmayer, hat sich mit der Thematik bereits befasst, weil sie Bühne und Tribüne des Faust für drei eigene Großveranstaltungen nutzen darf, mit Auftritten von Martina Schwarzmann, Helge Schneider und Herbert Pixner. "Da hängt eine Menge dran", sagt Binder. Selbst wenn man wie sie das Catering bei diesen Veranstaltungen der interessierten lokalen Gastronomie überlässt. Man benötige darüber hinaus Security, bei verschiedenen Preiskategorien zahlreiche Platzanweiser, Personal an der Abendkasse, Ton- und Lichttechniker, Toilettenpersonal, jemand, der sich ums Catering der Künstler kümmert, einen "Runner", der kurzfristig noch Dinge besorgen kann und natürlich Sanitäter und Feuerwehr. Sie habe einen "Höllenrespekt" vor solchen Großveranstaltungen, sagt Binder.

Erneuter Anruf bei Grundner: Die Stadt sei ja nun doch Veranstalter, bleibt die Frage, wer kümmert sich um all diese Aufgaben? Grundner wirkt verärgert, ist kurz angebunden: Er sei in der Thematik nicht drin, er habe schließlich noch andere Aufgaben, sagt er und verweist auf Wiedenhofer. Nur die wichtigen Verträge zum Open-Air gingen über seinen Tisch.

Der Bauhof ist ohnehin fix eingeplant, der Bühne und Tribüne aufbauen soll

Die Gemeindejugendpflegerin sagt, sie sei von der Entscheidung der Freunde des Jakobmayer nicht völlig überrumpelt worden. Von Anfang an habe man beide Optionen in Erwägung gezogen; sowohl die Stadt als auch den Verein. So habe beispielsweise Kämmerin Maria Bauer früh die Stadt als Veranstalter priorisiert, weil sie bei der Haftung, der Versicherung und der Förderkulisse mehr Vorteile auf Seiten der Stadt erwartet habe. "Wir müssen auch nicht das gesamte Projekt stemmen", erklärte Wiedenhofer. Wie Binder werde man auch die lokalen Gastrobetriebe beim Catering einbinden. Dennoch werde man auch die städtischen Angestellten ins Boot holen, um an den Open-Air-Abenden mitzuwirken. Der Bauhof ist ohnehin fix eingeplant, der Bühne und Tribüne aufbauen soll. Darüber hinaus setzt Wiedenhofer auf freiwillige Helfer und die Hilfe von Statisten. Ein paar hätten sich bereits bei ihr gemeldet, außerdem werde man auch die Vereine anfragen. Nicht zuletzt gehe sie auch davon aus, dass einige Mitglieder der Freunde des Jakobmayer ebenfalls Unterstützung anbieten würden. Denn dass man die Satzung nicht ändern wolle, um künftig Großveranstaltungen zu stemmen, sei ja kein kategorisches "Nein" zum Faust gewesen. Sie rechne schon damit, "dass wir das gebacken kriegen".

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