Faschingsfinale:Moosgeister und Bettelhochzeit

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Es sind nicht die allerfreundlichsten Gesellen, die sich an diesem Dienstag in der Erdinger Innenstadt herumtreiben. Aber die Moosgeister haben eine wichtige Aufgabe: Sie treiben den Winter aus. Sehr viel hübscher sind auch die Menschen in Wartenberg nicht: Möglichst hässlich und kurios, so lautet auch die Devise bei der Bettelhochzeit. (Foto: Renate Schmidt)

Die Narren biegen auf die Zielgerade ein in Erding und in Wartenberg

Endspurt im Fasching: An diesem Dienstag, 5. März, konzentriert sich das Treiben der Jecken auf zwei Orte: auf die Erdinger Innenstadt und den Markt Wartenberg. Als Faschingsfan muss man sich entscheiden, wohin man will, weil beide Veranstaltungen relativ zeitgleich stattfinden.

Am Faschingsdienstag gegen 13 Uhr sind in der Erdinger Altstadt die Geister los, wenn die schaurig grünen Erdinger Moosgeister mit viel Lärm und den Perchten nachempfundenen Masken durch die Lange Zeile ziehen. Nachdem sie am 11. November um 11.11 Uhr zu Beginn des Faschings erweckt worden waren, müssen sie am Faschingsende auch wieder aus der Stadt gebannt werden. Bis zum nächsten Jahr. Einen ganzen Nachmittag lang treiben etwa dreißig Fantasiegestalten mit ihren Hexen- und Teufelsmasken und den zotteligen Perücken ihr launiges Unwesen.

Die Bettelhochzeit ist ein alter Brauch.

Die Faschingsgaudi geht auf eine angeblich uralte Legende zurück, die der ehemalige Stadtapotheker Walter Schweinberger aufgegriffen hatte. Demnach erweckte ein unbekanntes Wesen an einem 11. November die schlafenden Geister im Moos. Abends um 8 vor 8 Uhr kamen die Gestalten in ihren zotteligen Gewändern durch das damalige Freisinger Tor und zogen in die Innenstadt, wo sie die Bürger erschreckten und die Lange Zeile in ihren Besitz nahmen. Am Faschingsdienstag wird dann von 13 Uhr an das Böse in Form eines schwarzen Kalbes an der Spitze wieder aus der Stadt ins Moos getrieben. Zudem ist auf dem Schrannenplatz zum Kehraus buntes Faschingstreiben.

Die Wartenberger lassen am letzten Faschingstag einen alten Brauch aufleben: die Bettelhochzeit. In unregelmäßigen Abständen, meist alle drei Jahre, wird das weit und breit einmalige Erlebnis seit 1979 in Wartenberg aufgeführt und stellt einen Kontrast zu den andernorts üblichen Faschingsumzügen dar. Eigentlich sollte ja eine Hochzeit der schönste Tag im Leben werden. Aber das wird in ländlichen Gebieten Bayerns seit etwa hundert Jahren mit den Bettelhochzeiten auf den Kopf gestellt. "Möglichst hässlich und kurios" ist die Devise. Die Bettelhochzeit ist ein Faschingsbrauch, der von Dienstboten und anderen Leuten, die sich keinen Besuch der Faschingsbälle leisten konnten, gefeiert wurde. Heuer werden sich um 15 Uhr Kristina Paulini, alias Appolonia Rosine, und Daniel Stöckl als Thymian Duderius Brennnessel das Ja-Wort geben.

Appolonia und Thymian sind Kräutersammler

Hofmarschall Michael Gruber von der Narrhalla Wartenberg hat sich dazu folgenden Hintergrund für die Hochzeit ausgedacht: Appolonia Rosine und Thymian Duderius Brennnessel gehören als Kräutersammler zu den Ärmsten der Armen. Er hat seine ganze Familien an die Pest verloren, und sie kam mit acht Wochen als Findelkind in den "Konvent der ganz unschuldigen Moosschwestern zu Wartenberg". Obwohl "nur zu einer dürren, kleinen, ausgemergelten Jungfrau herangewachsen", so Gruber, hätten sich beide doch ineinander verliebt.

Los geht es um 13.30 Uhr mit dem Aufstellen des Hochzeitszuges, an dem sich auch der Trachtenverein, der Förderverein der Marie-Pettenbeck-Schule, der Verein Henaheisl und die Narrhalle natürlich beteiligen. Gegen 14 Uhr treten die Schäffler auf, um 15 Uhr wird geheiratet.

© SZ vom 05.03.2019 / wil - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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