Fachärzte in Kirchseeon:Warten, bis der Arzt kommt

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Wer in Kirchseeon mit seinem Kleinen zum Kinderarzt muss, hat Pech gehabt. Fachmediziner gibt es in der Gemeinde bislang nicht. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Ein CSU-Antrag führt zu einer kontroversen Diskussion im Gemeinderat. Während manche neue Mediziner fordern, wollen andere lieber die vorhandenen unterstützen

Von Andreas Junkmann, Kirchseeon

Wer krank wird und zu einem Arzt gehen muss, der ist in Kirchseeon im Grunde genommen gut versorgt. An Allgemeinärzten jedenfalls mangelt es in der Marktgemeinde nicht. Anders stellt sich die Situation dar, wenn das Leiden eine spezifischere Betreuung erfordert. Dann muss sich der Kirchseeoner ins Auto setzen und im Umkreis Ausschau nach einem entsprechenden Mediziner halten - denn im ganzen Gemeindegebiet gibt es nicht einen einzigen Facharzt. Das geht zumindest aus einer Recherche des CSU-Ortsverbandes hervor, der sich die fachärztliche Versorgung im Landkreis Ebersberg genauer angesehen hat, und unter den Punkten Frauenärzte, Kinderärzte, HNO-Ärzte und Orthopäden für Kirchseeon jeweils eine Null notiert hat.

Um das zu ändern, hat die CSU-Fraktion in der jüngsten Sitzung des Marktgemeinderates am Montagabend einen Antrag zur Diskussion gestellt, der einen Runden Tisch zur Verbesserung der Lage am Ort vorsieht. Zu diesem sollen neben Vertretern der Gemeinde auch Experten vom Kommunalbüro für ärztliche Versorgung eingeladen werden. "Wir müssen schauen, dass wir da etwas in Bewegung bringen", sagte CSU-Fraktionsvorsitzender Siegfried Seidinger, der seinen Gremiumskollegen den Vorschlag seiner Partei vorstellte. Gerade im kinderärztlichen Bereich habe man in Kirchseeon erhebliche Schwierigkeiten, heißt es in dem Schreiben. Die Eltern seien gezwungen, auf den Hausarzt zurückzugreifen, was teils lange Wartezeiten zur Folge hätte und die ohnehin angespannte Patientenlage noch verschärfe. Unterm Strich führe die mangelnde Versorgung zu Unmut in der Bevölkerung, so der CSU-Ortsverband. "Wir müssen deshalb versuchen, den ein oder anderen Facharzt herzubekommen", sagte Seidinger.

Doch für ihren Vorstoß erntete die Fraktion überraschend deutlichen Gegenwind im Gremium. Vor allem Klaus Seidinger sparte nicht mit harscher Kritik. Der Antrag sei in dieser Form populistisch, sagte der UWG-Fraktionsvorsitzende. "Da machen wir jetzt einen Runden Tisch, beschließen etwas, und am Ende sagt die Ärztekammer, dass sie da nichts machen können." Wenn sich ein Facharzt in Kirchseeon lohnen würde, so Seidinger, "dann wäre schon lang jemand da". Der Antrag sei deshalb "absolut blauäugig".

Ähnliche Töne kamen auch aus Reihen der Grünen Liste. Einzig und allein die Kassenärztliche Vereinigung sei zuständig für die Versorgung, so Natalie Katholing. "Da können wir zwar Wünsche äußern, aber am Ende verwalten die sich selbst." Grundsätzlich sei die medizinische Versorgung im Landkreis Ebersberg gut, und auch die Situation bei den Kinderärzten sei deutlich besser als in dem Antrag skizziert. "Ich sehe deshalb den Bedarf nicht so gegeben", sagte Katholing. Sowohl bei UWG als auch bei der Grünen Liste war man sich einig, doch lieber die bereits in der Gemeinde ansässigen Hausärzte bei der Suche nach Nachfolgern zu unterstützen. Schließlich würden in absehbarer Zeit einige davon in Rente gehen.

Für Zweite Bürgermeisterin Barbara Burgmayr-Weigt (CSU), die als Urlaubsvertretung für Rathauschef Udo Ockel (CSU) die Sitzung leitete, ist die fachärztliche Versorgung am Ort durchaus ein wichtiges Thema, "auch im Bezug auf den zu erwartenden Bevölkerungszuwachs". Und auch Benjamin Kirmeier (SPD) gab zu bedenken, dass in der Sache nichts zu tun, auch keine Lösung sei.

Schließlich fand sich gegen die Stimmen von Klaus Seidinger (UWG) und den drei Vertretern der Grünen Liste doch noch eine Mehrheit für den CSU-Vorstoß. Demnach soll nun eine separate öffentliche Sitzung einberufen werden, bei der über das Thema mit Vertretern der kassenärztlichen Versorgung diskutiert werden soll - und im besten Fall eine Lösung für das momentan noch verwaiste Kirchseeon gefunden wird.

© SZ vom 26.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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