Erneuerbare Energien:Solarstrom an der Autobahn

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Die Isentalautobahn hat an vielen Stellen Böschungen, die sich mit Solarmodulen bestücken ließen. Man hat aber bislang nichts davon gehört, dass der Bund oder der Betreiber der A 94, die Isentalautobahn GmbH & Co. KG, irgendwelche Photovoltaikanlagen planten. (Foto: Renate Schmidt)

Umweltausschuss beschließt einstimmig, die Möglichkeiten für Photovoltaikprojekte entlang der A 94 auszuloten. Grundsätzlich sind Freiflächenanlagen in einem 110 Meter breiten Bereich zu beiden Seiten zulässig

Von Florian Tempel, Dorfen

Die Idee, entlang der Isentalautobahn A 94 Photovoltaikanlagen zu installieren ist nahe liegend und eigentlich "ein alter Hut", wie Michael Oberhofer (CSU) im Umweltausschuss des Dorfener Stadtrats befand. Umweltreferent Gerald Forstmaier (GAL) räumte das ein: "Ich gebe dir im Grunde Recht, ich hatte schon Bauchweh, weil ich mit meinem Antrag so spät dran bin." Dennoch ist es tatsächlich so: Man hat bislang nichts davon gehört, dass der Bund oder der Betreiber der A 94, die Isentalautobahn GmbH & Co. KG, irgendwelche Photovoltaikanlagen planten. Und deshalb hat der Umweltausschuss nun einstimmig beschlossen, dass die Dorfener Stadtverwaltung geschwind ausloten soll, was an den vielen Kilometern der in die Landschaft betonierten Autobahntrasse möglich ist.

Erst im März war über das Thema bei einem Vortragsabend in zur Energiewende im Jakobmayer gesprochen worden. Neben Forstmaier hielt auch Klaus Steiner, der Geschäftsführer der Stadtwerke Dorfen, große Photovoltaikanlagen entlang der Autobahn für eine prinzipiell gute Idee. Die A 94 hat viele Böschungen, die sich mit Solarmodulen bestücken ließen. "Das ist etwas, was auf alle Fälle gemacht gehört", sagte nun auch der Zweite Bürgermeister Günther Drobilitsch (Landlisten), "weil das sonst verlorene Flächen sind". An vielen Stellen werden die Böschung jedoch bereits bepflanzt. Und an den Innenseiten zu den Fahrbahnen hin sind die Hänge nicht unbedingt so gut geeignet, weil die Autofahrer von den Reflexionen der Sonnenstrahlen auf den Solarmodulen geblendet werden könnten. Dennoch: Die Isentalautobahn ist insgesamt etwa 34 Kilometer lang und allein auf Dorfener Gebiet liegt etwa ein Drittel der Neubaustrecke, die Ende November dieses Jahres für den Verkehr frei gegeben werden soll. Da sollte sich doch die ein oder andere geeignete Fläche finden lassen.

Heiner Müller-Ermann (SPD) wies daraufhin, dass nicht nur direkt auf den Autobahnböschungen Solaranlagen möglich wären, sondern in einem 110 Meter breiten Korridor zu beiden Seiten links und recht der Autobahn. Das mache eine gesetzliche Regelung eigens möglich. Also könnten auch auf private Flächen neben der Isentalautobahn prinzipiell Photovoltaikanlagen installiert werden. Das sei aber vielen Grundstückseigentümern wohl noch gar nicht bewusst.

Vor neun Jahren hatte ein privater Grundbesitzer eine große Freiflächenanlage in der Nähe der geplanten Isentalautobahn bei Lindum geplant. Der Landwirt wollte auf mehreren Hektar Module mit einer Gesamtleistung von sieben Megawatt installieren. Der Stadtrat hatte für das Projekt ein "Sondergebiet Photovoltaik" im Flächennutzungsplan sowie einen konkreten Bebauungsplan beschlossen. Die Regierung von Oberbayern lehnte die Anlage jedoch ab. Die Behörde, die zuvor den Planfeststellungsbeschluss für die A 94 erlassen hatte, vertrat die Auffassung, das Areal für die geplante Anlage erfülle nicht das Kriterium eines "vorbelasteten Bereichs". Dass die Autobahn A 94 einmal unmittelbar nördlich des geplanten Solarparks vorbei führen würde, sei unerheblich, hieß es damals. Erst wenn die Isentalautobahn gebaut sei, könne von einer Vorbelastung gesprochen werden. Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) hätte zwar die Dorfener unterstützen und das Projekt trotzdem genehmigen können. Doch er wollte sich offenbar nicht mit der Bezirksregierung anlegen. Auch ein zweiter Versuch nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima 2011, eine Genehmigung für die große Photovoltaikanlage zu bekommen, scheiterte.

Nach dem Beschluss des Umweltausschusses wird die Stadtverwaltung die planungsrechtlichen Gegebenheiten eruieren und mit der Isentalautobahn GmbH sowie den Stadtwerken Dorfen wegen des Themas Kontakt aufnehmen. Wer letztlich dann Photovoltaikanlagen bauen werde, sei prinzipiell egal, befand der Ausschussvorsitzende Drobilitsch. Hauptsache sei, dass damit ein weiterer Beitrag zur Energiewende und zum Klimaschutz geleistet werde.

© SZ vom 26.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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