Der Wahlabend im Landkreis:Der erste Schrecken, die erste Freude

Lesezeit: 3 min

Was soll man davon halten: Die ersten Reaktionen auf die Hochrechnung von MdB Andreas Lenz, Landrat Martin Bayerstorfer und Taufkirchens Bürgermeister Stefan Haberl (alle CSU). (Foto: Stephan Görlich)

Im Landratsamt kommen Vertreter fast aller Parteien aus dem Landkreis Erding zusammen. Es wird geratscht, diskutiert, auch gelacht. Das Ergebnis der AfD macht viele nachdenklich.

Von Regina Bluhme und Felix Krauser, Erding

Es ist kurz vor 18 Uhr am Wahlsonntag und der große Saal des Landratsamts Erding füllt sich. Nach und nach kommt die Kommunalpolitik fast aller Parteien aus dem Landkreis Erding zusammen, es wird geratscht, diskutiert, auch gelacht. Dann, kurz nach 18 Uhr, sind alle Blicke auf die ersten Hochrechnungen am Bildschirm gerichtet: Die CSU liegt zu dem Zeitpunkt bayernweit bei 37 Prozent und Bayerns Sozialministerin und CSU-Direktkandidatin Ulrike Scharf aus Erding zeigt sich in einer ersten Stellungnahme zufrieden. Allerdings nennt sie das erwartete Ergebnis für die AfD von 15 Prozent "unerträglich".

Etwa 101 000 Landkreisbürger konnten am Sonntag mit ihren Stimmen über die Zusammensetzung des Bayerischen Landtags mitentscheiden. Sieben Frauen und sechs Männer bewarben sich um das Direktmandat. Bei der Zweitstimme standen 645 Listenkandidatinnen und -kandidaten von 15 Parteien zur Auswahl.

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Für die FPD bestätigen die ersten Hochrechnungen frühere Prognosen: Die Partei verpasst mit den erreichten 3 Prozent den Einzug in den bayerischen Landtag. Anne Connelly, FDP-Stadträtin und Direktkandidatin, zeigt sich im Landratsamt in einer ersten Stellungnahme nicht überrascht: Man hätte sich sicher mehr erhofft, die Prognosen hatte es aber eigentlich schon vorausgesagt. Den Vorwurf, zu wenig Wahlkampf betrieben zu haben, dürfe man der FDP allerdings nicht machen, sagt Connelly.

Während sich Bayerns Freie-Wähler-Chef und stellvertretender Ministerpräsident Hubert Aiwanger im Bayerischen Fernsehen sehr zufrieden zeigt mit den 14 Prozent seiner Partei, äußert sich Erdings Direktkandidat Sven Krage in einer ersten Stellungnahme im Landratsamt ein wenig enttäuscht. Vor der AfD zu landen, hätte er sich nämlich schon gewünscht.

Sozialministerin Ulrike Scharf entspannt im Gespräch mit Landrat Bayerstorfer. (Foto: Stephan Görlich)
Rainer Mehringer, weiterer stellvertretender Landrat, und Direktkandidat Sven Krage nehmen das starke Ergebnis für die Freien Wähler mit Genugtuung zur Kenntnis. (Foto: Stephan Görlich)

"Tiefer geht es eigentlich nicht mehr", so lautet der erste Kommentar vom SPD-Direktkandidaten Benedikt Klingbeil zu dem vorläufigen Ergebnis von 8,5 Prozent für seine Partei. Da täuscht sich der 19-Jährige: Wie sich im Laufe des Abends zeigt, geht es im Landkreis Erding in einigen Gemeinden doch noch weiter runter mit den Prozenten. Eine erstarkte AfD lasse ihn fassungslos zurück, sagt Klingbeil an dem Wahlabend. Jetzt müssten alle Demokraten zusammenhalten.

Kurz nach 19 Uhr sind sechs von 205 Stimmbezirken im Landkreis sind ausgezählt. Eins der ersten Wahlergebnisse auf der Homepage des Landratsamts: Niederding: CSU: 39,1 Prozent, Grüne: 16,1 Prozent, Freie Wähler: 15,5 Prozent, AfD 14,3 Prozent, SPD: 4,2 Prozent, FDP: 2,4 Prozent. In Gebensbach, Gemeinde Taufkirchen, bekommen die Grünen einen gehörigen Dämpfer: CSU: 30,3 Prozent, Grüne: 4,8 Prozent, Freie Wähler 24,7 Prozent, AfD 26,7 Prozent, SPD: 1,6 Prozent, FDP: 2,8 Prozent, die Basis: 6 Prozent.

Im Erdinger Wahllokal der Grundschule Klettham kommen die Grünen auf 19 Prozent

Kurz darauf ein erstes Ergebnis aus der Großen Kreisstadt Erding: Im Wahllokal Grundschule Klettham, Aula 1, erreichen die Grünen 19 Prozent. Die Freien Wähler kommen nur auf elf Prozent und die AfD auf 13,4 Prozent. Die CSU ergattert 34 Prozent. Die SPD holt hier voraussichtlich einen Spitzenwert mit 10,6 Prozent.

Gegen 19 Uhr dann die Info: Nach 17 ausgezählten Bezirken würde der Landkreis Erding wieder mit 38,7 Prozent an Ulrike Scharf gehen. Ihr ist der Einzug in den Landtag sicher. Um Platz Zwei kämpfen zu dem Zeitpunkt noch Sven Krage (Freie Wähler) und Martin Huber (AfD).

Eitting ist als erste Gemeinde vollständig ausgezählt und geht an die CSU

Die erste Gemeinde, die vollständig ausgezählt ist, ist Eitting. Um kurz vor 20 Uhr lautet das Ergebnis: Eitting geht mit 36,6 Prozent an die CSU. Freie Wähler holen 25,6 Prozent, die AfD 19,2 Prozent. Grüne und SPD bleiben einstellig. Die Wahlbeteiligung liegt bei 77,1 Prozent. Danach geht es Schlag auf Schlag. Auch Langenpreising, Kirchberg und Forstern sind ausgezählt. Alle Bezirke gehen klar an die CSU. In Berglern wird es um die Uhrzeit knapp: Nachdem fast alle Stimmen ausgezählt sind, kommt die CSU auf 30,8 Prozent, die Freien Wähler auf 27,3 Prozent. Die AfD dahinter hat 19,6 Prozent. Die Wahlbeteiligung liegt bei 78,2 Prozent.

Bei 164 von 205 ausgezählten Bezirken steht die CSU bei 37,6 Prozent im Landkreis. FW legen deutlich zu auf 19,6 Prozent. Die AfD holt zu diesem Stand rund 14 Prozent. Die Grünen liegen bei 12 Prozent, die SPD bei 5,9 Prozent und die FDP bei 2,6 Prozent. Ein Trend ist gegen 21 Uhr klar: Die CSU bleibt stärkste Kraft im Landkreis Erding.

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