Ausstellung in Brüssel:Künstlerische Verknüpfungen

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In diesem Bild zitiert Jakob Steiger das berühmte Revolutionsbild "Die Freiheit führt das Volk" von Eugène Delacroix. (Foto: Jakob Steiger/OH)

Der aus Erding stammende Jakob Steiger zeigt im Europaparlament Werke, die gesellschaftspolitische Themen verhandeln und sich mit der europäischen Kunstgeschichte auseinandersetzen.

Von Florian Tempel, Erding

Schade ist nur, dass Brüssel so weit weg ist. Für den aus Erding stammenden Künstler Jakob Steiger ist es freilich eine tolle Sache, dass auf Vermittlung der Europaabgeordneten Angelika Niebler (CSU) einige seiner Werke im Europaparlament ausgestellt werden. Er hat dort, wenn auch nur für eine kurze Woche, sogar eine Einzelausstellung. Unter dem Titel "Mashup" zeigt er Werke, die gesellschaftspolitische Themen verhandeln und sich zugleich mit der europäischen Kunstgeschichte auseinandersetzen.

Jakob Steiger ist 1989 in Erding geboren worden. Nach dem Zivildienst hat er zunächst ein Studium der Philosophie begonnen, bevor er 2010 an der Münchner Akademie der bildenden Künste angenommen wurde. Dort schloss er 2017 sein Studium als Kunstlehrer ab. Nebenbei hat er drei Jahre lang an der Hochschule für Philosophie studiert. Nach dem Referendariat und dem zweiten Staatsexamen wurde er Kunstlehrer am Gymnasium Neubiberg im Landkreis München. Er selbst lebt und arbeitet als Künstler in München.

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Jakob Steiger hat an der Akademie für bildende Künste und der Hochschule für Philosophie in München studiert. Er ist Kunstlehrer am Gymnasium Neubiberg und lebt in München. (Foto: privat)

Der 34-Jährige kombiniert Malerei, Drucktechnik und Fotografie. Durch die Verwendung der verschiedenen Techniken schafft er sich neue Freiräume für die Inhalte, die ihn beschäftigen. Seine Arbeitsweise befindet sich an der Schnittstelle von Kunst und Philosophie. Texte sind oft Ausgangspunkt und Material für seine Werke.

Seine Arbeiten auf Leinwand oder Holz werden mit Fotografie durch UV-Drucktechnik oder mit Collagen verbunden. In seinen Leuchtkästen bringt er die Malerei in die Fotografie. So ergänzt er die von Jeff Wall geprägten, inszenierten Fotolichtkästen um eine künstlerische Technik. Steigers Credo ist dabei: kein Foto ohne Malerei und keine Malerei ohne die Fotografie. Dabei spielen seine Arbeiten immer zwischen Text und Bild, versuchen beides zu vermischen und zu einem Ganzen zu verbinden.

Es geht um grundlegenden Werte wie Menschenwürde, Freiheit, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit

Jakob Steiger befasst sich mit großen Fragen: Woher kommen wir? Wer sind wir? Wohin gehen wir als Gesellschaft? In seinen Werken zeichnet er Kunstgeschichte nach, verformt sie, ordnet sie neu an und schafft ganz neue Bilder daraus. Sein primäres Thema lautet: "Nur wenn wir uns unserer Geschichte bewusst sind, können wir verantwortungsbewusst für die Zukunft handeln." Die Ausstellung dreht sich um grundlegende Werte wie Menschenwürde, Freiheit, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, alles Errungenschaften in der Geschichte Europas, die über lange Zeit hart erkämpft wurden.

Ein Beispiel ist das abgebildete Werk, in dem er das berühmte Gemälde "Die Freiheit führt das Volk" von Eugène Delacroix zitiert und sich mit diesem auseinandersetzt. Die ikonische Figur der personifizierten Freiheit, die mit entblößtem Busen und einer französischen Trikolore in der Hand über eine Barrikade und getötete Menschen steigt, ist bei Jakob Steiger nur schemenhaft zu erkennen. Auch ihre Begleiter auf ihrem scheinbar unaufhaltsamen Weg nach vorne sind nur in Umrissen angedeutet.

Sein Bild ist bei Weitem düsterer und wirkt viel weniger heroisch als die 1830 gemalte Vorlage. Die drei Worte auf Französisch "ou la mort", die in Großbuchstaben schräg über das Bild laufen, verweisen auf ein weiteres bekanntes Kunstwerk: "La Liberté ou la Mort", das Jean-Baptiste Regnault 1795 gemalt hat und auf eine frühere Revolution verweist als der Aufstand, den Delacroix thematisiert. Der Schlachtruf "Freiheit oder Tod" ist bei Steiger aber keine fanatische Devise, sondern die nüchterne Reflexion, dass der Freiheitskampf so oft mit dem Tod endet - mit dem eigenen oder dem anderer. Freiheit und Tod sind in diesem Sinn nicht Gegensätze, sondern zwei Umstände, die sich bedingen.

Mashup by Jakob Steiger, Montag, 29. Januar, bis Freitag, 2. Februar, Europäisches Parlament Brüssel, 3. Etage.

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