Erdinger Herbstfest:"Man muss echt mit Leib und Seele dabei sein"

Lesezeit: 3 min

Wenn Bierzelte voll sind, ist ein Durchkommen oft nur schwer möglich. (Foto: Renate Schmidt)

Michaela Hubmann und Bettina Lindbichler sprechen über die Arbeit als Bedienung. Kein leichter Job, vor allem wenn das Festzelt voll ist.

Von Karoline Heinzl, Erding

Bedienung in einem Zelt auf einem Volksfest zu sein, ist wahrlich kein leichter Job. Es muss schnell gehen, es ist laut, manchmal sehr heiß im Zelt und die eine oder andere Anmache oder Pöbelei, weil es mal wieder jemanden nicht schnell genug geht, ist auch dabei. "Man muss echt mit Leib und Seele dabei sein", sagt Michaela Hubmann. Sie ist im Stiftungsbräuzelt Serviceleiterin und seit 28 Jahren auf dem Herbstfest. "Entweder einmal und nie wieder oder einmal und immer wieder", ergänzt Bedienung Bettina Lindbichler.

Zum Job im Bierzelt sei sie wohl sehr typisch für die Branche gekommen, sagt Lindbichler. "Ich bin durch das Reden mit anderen Kollegen darauf gekommen. Wie es in der Gastronomie halt so ist, passiert alles immer durch oft zufällige Gespräche." Das kennt auch Michaela Hubmann. "Einer bringt den anderen mit und auf einmal fängt man an im Bierzelt zu arbeiten. Und wenn man einmal da ist, will man nicht mehr weg." Und dafür gebe es einige Gründe. "Das coole an der Arbeit ist, dass man sein eigener Herr ist, auch wenn der Chef über einem ist. Man hat seine eigene Station und wenn dann auch das Team passt, macht die Arbeit echt Spaß", sagt Lindbichler.

Bettina Lindbichler. (Foto: Johannes Simon)

Die meisten Bedienungen auf dem Herbstfest haben schon Vorerfahrung in der Gastronomie. "Ich kenne keine, die direkt im Bierzelt angefangen hat und manche hören auch schnell wieder auf", sagt Bettina Lindbichler. Sie mag an ihrer Arbeit im Bierzelt besonders die bayrische Kultur. "Da sitzt man auch einmal mit den Leuten am Tisch und quatscht. Das gibt es in normalen Restaurants nicht, das Bierzelt ist bodenständiger."

"Am besten man nimmt die Krüge, klammert ganz fest zusammen und drückt sie zu sich"

Doch zum Dazusetzen und Reden kommt man nicht oft, denn der Nachschub muss zügig erfolgen. "Wenn es heißt ,Noch eine Mass für jeden' müssen schnell viele Bierkrüge zum Tisch getragen werden." In vollen Festzelten sei das oft gar nicht so einfach. " Man glaubt immer das Problem sind die schweren Masskrüge, aber das Problem ist eigentlich eher das Durchkommen in den Gängen", sagt die Serviceleiterin. Der Tipp von Bettina Lindbichler: "Am besten man nimmt die Krüge, klammert ganz fest zusammen und drückt sie zu sich, dann macht es auch keinen Unterschied, ob man sechs, zehn oder zwölf Mass auf einmal trägt. Es kommt einfach auch die Technik an".

Michaela Hubmann. (Foto: Johannes Simon)

Dass es auch ein kraftraubender Job ist, ahnt man, wenn die Bedienungen zahlreiche volle Krügen durch die Gänge schleppen. "Die Masskrüge werden über den Tag immer schwerer, aber währenddessen merkt man das gar nicht so. Gerade wenn viel los ist, hat man so viel Adrenalin in sich, dass man die Anstrengung nicht so spürt. Sobald es ruhiger wird, merkt man dann aber, dass die Masskrüge doch nicht so leicht sind", sagt Michaela Hubmann, die selber viele Jahre lang im Bierzelt als Bedienung gearbeitet hat. Auch wenn der Tipp ihrer Kollegin stimme: "Wenn man die Klammertechnik gut beherrscht, dann sind die Masskrüge nicht schwer, aber es ist trotzdem ein körperlich sehr anstrengende Arbeit."

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Dass in Bierzelten der Alkohol nur so fließt, ist keine Überraschung und so kommt es hin und wieder auch zu unangenehmen Situationen. "Das wichtigste ist es freundlich zu sein. Wenn wir uns freundlich dagegen stellen, ist ihr Verhalten den unangenehmen Gästen dann auch oft selbst unangenehm", sagt Michaela Hubmann. Freundlich, aber bestimmt sein, sei das oberste Gebot. "Belästigt oder blöd angemacht werden, das gibt es nicht nur in der Gastronomie, sondern in ganz vielen Jobs. Man muss dann halt klar die Grenzen aufzeigen, aber dabei immer freundlich bleiben", sagt auch Bettina Lindbichler. "Und meistens ist es am Tisch auch nur einer, der Probleme macht. Da sagen dann auch mal die anderen was zu ihm und es wird ihnen bald zu blöd."

Auf dem Erdinger Herbstfest, "da wollen alle arbeiten"

Neben der Freundlichkeit gibt es noch ein paar andere Kriterien, die Michaela Hubmann bei ihren Bedienungen wichtig sind. "Sie müssen pünktlich sein und die Sauberkeit ist auch sehr wichtig. Sowohl an sich selber als auch im Service." Neue Leute würden aber eher selten ins Team aufgenommen. "Wir haben fast nur Stammpersonal, bei uns bleiben die Bedienungen, weil es wirklich familiär ist." Gerade das Erdinger Herbstfest sei beim Personal beliebt, "da wollen alle arbeiten".

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